Das Verfahren gegen einen früheren Profi-Boxer, der auf der Oberen Brücke einen Studenten zusammen geschlagen hat, ist zu Ende. Statt zurück in den Ring kommt der 29-Jährige in die Psychiatrie.
Er gehörte dem selben Boxstall an wie Marco Huck, der amtierende Weltmeister im Cruiser-Gewicht. Und er soll einer der Hoffnungsträger im Team gewesen sein, bis er 2010 einfach dem Training fern blieb. Danach habe er den ehemaligen Freund aus den Augen verloren, sagte der bekannte Box-Profi Huck am Dienstag vor dem Bamberger Landgericht aus.
Huck war einer der letzten Zeugen im Verfahren gegen den 29 Jahre alten Danylo A. (Name von der Redaktion geändert). A. holte im Jahr 2010 noch den Titel eines Europameisters, obwohl er da schon an einer paranoiden Schizophrenie litt. Inzwischen hat die Krankheit aus dem hoffnungsvollen Profi-Boxer einen Mann gemacht, der ohne konsequente medikamentöse Behandlung eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.
Mehrere junge Männer erlebten dies 2013 in Berlin und Bamberg am eigenen Leib: A.
griff sie an, weil er Gesten missverstand und glaubte, deren jeweilige Begleiterin schützen zu müssen. Der gravierendste Vorfall passierte am 22. November auf der Oberen Brücke, weshalb A. in Bamberg vor Gericht stand.
Die Zweite Strafkammer ordnete am Dienstag seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Wie lange der 29-Jährige dort bleiben muss, hängt vor allem davon ab, ob er eines Tages einsieht, dass er behandlungsbedürftig ist.
Angeklagter will Weltmeister werden Bisher hält sich A. nicht für krank. Das zeigte sein Schlusswort vor Gericht. Er ginge lieber in ein Gefängnis als in die Psychiatrie, sagte er. Und fügte hinzu, dass er Weltmeister werden, viel Geld verdienen und Steuern zahlen könnte, wenn er eine Bewährungsstrafe bekäme.
Wie aussichtslos diese Hoffnung ist, war außer ihm allen Prozessbeteiligten und -beobachtern klar. Von Anfang an war es in dem Verfahren um eine Unterbringung gegangen, weil A. durch seine Krankheit als nicht schuldfähig gilt.
Auch das psychiatrische Gutachten, das eine Sachverständige vortrug, ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass er dringend behandlungsbedürftig ist. Der 29-Jährige leidet demnach an religiösen Wahnvorstellungen, die in ein missionarisches Bestreben münden und die ihn glauben lassen, er müsse wildfremde Leute vor vermeintlichen Peinigern befreien.
Prügelattacke auf Studenten Wozu das führen kann, erlebten ein 22-jähriger Student und seine Freundin vor zehn Monaten in Bamberg: Als er ihr gegen die Kälte seine Jacke um die Schultern hängte, wurde der junge Mann von A.
mit Faustschlägen ins Gesicht nieder gestreckt und noch getreten, als er auf dem Pflaster lag.
Die Richter gingen von mindestens zwei Faustschlägen und mindestens einem Tritt aus. Es habe wohl noch mehr Schläge gegeben, sagte Vorsitzender Richter Manfred Schmidt in der Urteilsbegründung. Die Kammer habe sich aber wegen stark abweichender Zeugenaussagen kein klares Bild vom Hergang machen können.
Einig waren sich alle Zeugen dagegen laut Schmidt darin, dass der Student völlig unschuldig an der Auseinandersetzung und dem brutalen Angriff hilflos ausgeliefert war.
Niemand griff ein Obwohl sich am frühen Abend des 22. November viele Menschen zwischen den Glühweinständen und dem Alten Rathaus aufgehalten haben sollen, griff niemand ein. Ein Umstand, den Oberstaatsanwalt Bernd Lieb und der Vorsitzende Richter ausdrücklich kritisierten.
Sie hätten sich mehr Zivilcourage gewünscht.
Kritik übten sie auch an Klinikärzten, Polizei und Justiz in Berlin, wo A. zuletzt lebte: Ab 2010 hielt er sich fünf Mal stationär in Krankenhäusern auf, sei aber nie konsequent behandelt worden. Und nachdem er 2013 kurz hintereinander vier Mal Männer angriff und bedrohte, hätten die Behörden die Angelegenheit nicht ernsthaft verfolgt.
Anklagevertreter und Gericht waren sich einig: Dem Studenten wäre das furchtbare und potenziell lebensgefährliche Erlebnis erspart geblieben, wenn man in Berlin besser gearbeitet hätte.
Es wäre auch nicht zu Beleidigungen und Bedrohungen eines Richters, einer Schreibkraft und einer Staatsanwältin sowie Polizeibeamten in Bamberg gekommen. A. ging sie an, als ihm der Haftbefehl eröffnet wurde.
Schlag gegen den Kopf Marco Hucks Zeugenaussage hatte mit dem Vorfall auf der Oberen Brücke nur am Rande zu tun. Es ging dem Gericht darum, zu klären, woher die Verletzung an der Lippe stammte, die Danylo A. am Abend des 22. November aufwies.
Während er behauptete, der Student habe sie ihm beigebracht, hatte es Hinweise auf eine Auseinandersetzung zwischen A. und Marco Huck kurz vorher in einem Bamberger Hotel gegeben.
Das bestätigte der Weltmeister nun. Beide hätten sich dort zufällig getroffen und A. habe ihn vor anderen Leuten mehrfach mit "schlimmen Ausdrücken" beleidigt. Als er nicht aufhörte und die Sicherheitskräfte nicht einschritten, seien beide hinaus gegangen. Dort habe der frühere Freund ihn angreifen wollen, woraufhin er ihn mit einem dosierten Schlag auf den Kopf "unschädlich" gemacht habe. Die Lippe könne dabei verletzt worden sein.