Eigentlich ist das Krankenhaus kein Ort, an dem man die Weihnachtszeit verbringen will. Um den Patienten die Adventszeit zu verschönern, war der Oberbürgermeister mit kleinen Weihnachtsengeln zu Gast im Klinikum am Michelsberg.
"Man spürt hier immer: Der Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke nur einen", sagt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), als er durch die verschiedenen Stationen des Klinikums am Michelsberg geht. Er macht seinen alljährlichen Weihnachtsrundgang mit Kindern, die als Engel und Hirten verkleidet sind - und mit Ärzten, Krankenschwestern und Mitarbeitern der Sozialstiftung im Schlepptau.
In der Kapelle treffen sich alle, der Chor der Sozialstiftung singt weihnachtliche Lieder und der OB macht zu Beginn deutlich, wie gerne er kurz vor Weihnachten zu Besuch im Klinikum ist: "Wir sind selbst für die Hetze und die vielen Termin an Weihnachten verantwortlich. Besser wäre es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich finde, man kann nirgendwo besser spüren, was im Leben wirklich wichtig ist, als im Krankenhaus."
Dann beginnt der Rundgang durch das Klinikum.
Dieser habe eine lange Tradition, solle die Patienten auf Weihnachten einstimmen und ihnen das christliche Menschenbild näher bringen, wie Xaver Frauenknecht, Vorstandsvorsitzender der Sozialstiftung, erklärt.
Auf der Station der Geriatrischen Rehabilitation hört Chefärztin Susanne Daiber zu, wie die Kinder ihre Lieder anstimmen, und freut sich: "Die Weihnachtsfeier ist für unsere Patienten der Höhepunkt im Jahr." In der Geriatrie befinden sich ältere Menschen zur Rehabilitation, die bald ins häusliche Umfeld zurückkehren und dazu oft ein spezielles Training benötigen.
Wichtigste Weihnachtsfeier Für Andreas Starke ist der Rundgang durch das Klinikum nicht irgendeine Pflichtveranstaltung, sondern sehr wichtig: "Weihnachtsfeiern in Krankenhäusern sind für mich die wichtigsten Termine im Jahr, weil ich hier den Menschen, die krank sind, und denen es
nicht gut geht, eine Freude machen kann."
Auf der nächsten Station stimmen die Weihnachtsengel und "Hirten" "Wir sagen euch an, den lieben Advent!" an. Die 89-jährige Gerdi Prüfer ist zu Hause hingefallen und hat sich am Kopf verletzt, nun sitzt sie mit einer genähten Platzwunde im Krankenhaus bei Punsch und Plätzchen. Sie schwärmt von der kleinen Weihnachtsfeier: "Ich nehme gerne teil, weil mich die Kinder zum Mitsingen animieren. Zu Weihnachten habe ich nur einen Wunsch: Ich möchte Heiligabend zu Hause verbringen."
Dann begrüßt Andreas Starke sie und ihren Mann Erich. Denn Erich Prüfer ist 102 Jahre alt und dem Oberbürgermeister durch seine Geburtstage in den letzten Jahren bekannt. Es sind solche Situationen, die für das Stadtoberhaupt besonders sind: "Oft treffe ich Bekannte, von denen ich nicht wusste, dass sie erkrankt sind.
Das ist dann eine Gelegenheit, ein paar persönliche Worte zu wechseln und sich nach dem anderen zu erkundigen."
Auf der Motivationsstation Sucht wird deutlich, dass manche Patienten aber gerade in schwierigen Lebensphasen nicht bereit sind, an solch einer Weihnachtsfeier teilzunehmen. Stationsleiterin Brigitte Ullmann beschreibt, dass Weihnachten bei manchen Patienten schlimme Erinnerungen hervorrufe. Doch es gebe auch Patienten, die den weihnachtlichen Rundgang schätzen: "Es ist schön, wenn der Oberbürgermeister, die Ärzte und die Patienten zusammenkommen. Da freuen sich manche schon, die hier auf der Station sind."
Patienten eine Freude machen Die elf jungen Sänger haben eine kurze Pause, bevor sie noch andere Stationen aufsuchen.
Cornelia Graner ist Krankenschwester und kümmert sich seit Jahren darum, dass ihre Enkelkinder und einige andere Kinder zusammen singen und Gedichte vortragen. Ihre elfjährige Enkeltochter Leia Graner singt begeistert schon zum fünften Mal mit. "Im nächsten Jahr würde ich sehr gerne wieder als Weihnachtsengel mitsingen, weil mir das Singen Spaß macht und ich den Patienten eine Freude machen kann", sagt sie und strahlt dabei.
Diesen Einsatz honoriert der Oberbürgermeister: "Ich finde es bemerkenswert, dass sich so viele Kinder immer wieder an dem Rundgang durch das Klinikum beteiligen und miteinander musizieren. Denn sie sorgen dafür, dass die Patienten eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier erleben."
Auf seine Weihnachtswünsche angesprochen, erwähnt Starke dann zwei Dinge: "Am wichtigsten sind meiner Meinung nach nicht die vielen Geschenke, sondern Gesundheit und der familiäre Zusammenhalt." Der Gesunde habe manchmal gar nicht so viele Wünsche.