Während die verspätete Saison auf dem Campingplatz recht gut anläuft, klagen Hotelbetreiber über große Schwierigkeiten wegen niedriger Belegungszahlen. Der Trend geht hin zur Ruhe in der Natur und weg von Städtereisen.
AM kommt, BÜD geht, FS, MOD, OF, PAF, FR, LÖ, WW, ZI und viele mehr stehen: Die Kennzeichen der Wohnmobile und -Anhänger auf dem Buger Campingplatz decken fast das komplette Alphabet ab. Und die halbe Bundesrepublik. Die verspätete Tourismus-Saison ist "ganz gut angelaufen", sagt Platzbetreiberin Daniela Hoffmann. "Die Leute sind froh, rauszukommen und mal etwas anderes zu sehen." Gerade in Zeiten, in denen viele von zu Hause aus arbeiten, ein nachvollziehbares Gefühl.
Drei Jungen schieben ihre Tretroller mühsam aber lachend durch die Wiese am Flussufer, auf der Regnitz lässt sich ein Mann auf einer Matratze treiben, Wohnmobil-Besitzer tragen Wasserkanister zu ihrem Platz, im Schatten des Sonnensegels spielt ein Pärchen Karten und gönnt sich dazu ein kühles Nachmittagsbier. Bis auf die Masken und Desinfektionsmittel-Spender sieht es fast aus wie immer. Nur Zelte sieht man keine. Weil nur Besucher, die eigenen Sanitärzugang haben, auf den Platz dürfen, erklärt Hoffmann. Falls es in den eigentlich geräumigen Duschen und WCs doch einmal eng werden sollte.
Dem Familienbetrieb an der Regnitz fehlen coronabedingt die Einnahmen aus dem Ostergeschäft und den Wochenenden um den 1. Mai und Christi Himmelfahrt. Hoffmann hofft auf sinkende Infektionszahlen und weitere Lockerungen für den Juli. Denn dann kommen neben den Zelt-Urlaubern normalerweise auch ausländische Gäste, etwa "Skandinavier, die auf dem Weg nach Kroatien in Bamberg einen Zwischenstopp einlegen". Derzeit kommen immerhin Einheimische aus allen Himmelsrichtungen.
Auch ganz aus der Nähe, wie das Erlanger Ehepaar Marion und Günter Schwesig. Seit ihrem Renteneintritt vor zwei Jahren haben sie einen festen Stellplatz in Bug. Seit Samstag dürfen Campingplätze und Hotels wieder öffnen, "und seit Samstag sind wir hier", sagt Marion Schwesig. "Hier ist es so schön und ruhig. Und viel Durchgang, es gibt immer etwas zum Schauen." In der Bamberger Innenstadt waren sie bisher noch nicht. "Das bringt im Moment auch nichts", meint sie im Hinblick auf Corona-Maßnahmen wie -Gefahren. "Vielleicht mal eine Stadtführung", überlegt Günter Schwesig.
Hoteliers fürchten "Katastrophe"
Denn auch diese dürfen wieder stattfinden. Am Samstag gab es sechs, am Sonntag und Montag je zwei Führungen mit je etwa zwölf Gästen, sagt Patrick Backer. Auch wenn es normalerweise deutlich mehr sind und von der Saison "fast ein halbes Jahr fehlt", ist der stellvertretende Tourismus-Direktor von Bamberg mit dem Saisonstart zufrieden. "Es hätte schließlich auch anders kommen können."
Backers Recherchen ergaben eine coronabedingte Trendverschiebung. "Pfingsten hat gezeigt, dass die Leute eher in die Natur wollen als in die Städte." Während etwa der Bodensee, aber auch die Fränkische Schweiz recht gute Besucherzahlen hatten, "war es in Städten wie München miserabel". Land-Touristen machten aber auch Ausflüge in die Stadt, was die Bamberger Gästeführungen gezeigt hätten. Ob sich das im Sommer ändert, könne noch niemand sagen.
Auf eine Veränderung hofft der Vorsitzende der Bamberger Kreisstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Joachim Kastner. Denn im Hotelgewerbe "nimmt die Saison keinen Schwung auf". Die Belegung über Pfingsten liege im Schnitt wie auch in Kastners Hotel in Scheßlitz bei 20 Prozent. "Das ist einfach viel zu wenig. Normalerweise sind es 80 Prozent." Es gebe nach wie vor viele Stornierungen, vor allem für Tagungen und Gruppenreisen, die derzeit nicht stattfinden dürfen. "Wir müssen versuchen, über massive Werbung an Gäste zu kommen", sagt er. Aber das könne sich nicht jeder Betrieb leisten. "Vor allem für die kleinen wird es schwer."