Wer kriegt die Offiziershäuser in Bamberg?

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Noch darf hier niemand rein. Die Häuser der Offizierssiedlung in der Buchenstraße stehen seit 2014 leer. Foto: Ronald Rinklef
Noch darf hier niemand rein. Die Häuser der Offizierssiedlung in der Buchenstraße stehen seit 2014 leer.  Foto: Ronald Rinklef
 
 

Preisgünstige Wohnungen sind schon lange Mangelware in Bamberg. Doch was passiert mit den 33 ehemaligen Offiziershäuser? Sie stehen seit drei Jahren leer.

Es ist eine feine Adresse in Bamberg, auch wenn sie nicht im Bamberger Westen liegt. Die Buchenstraße erschließt ein grünes Stück Bamberg nördlich der Pödeldorfer Straße. Früher lebten hier einmal der General und andere Spitzenoffiziere der US-Armee. Seit drei Jahren stehen die Häuser leer.


Freigabe ist erfolgt

Christian Hinterstein, Konversionsreferent der Stadt, ist guter Dinge, dass sich 2017 endlich etwas bewegt. Stadt und Bund verhandeln nach der Wertermittlung seit kurzem über den Kaufpreis für das Filetstück. Auch die Freigabe des Bundes ist mittlerweile erfolgt.

Von einer Einigung kann man aber noch nicht sprechen. Grund ist vor allem der Preis, über den die Meinungen auseinander gehen. Anders als bei der Lagardekaserne will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) die Liegenschaft der Stadt nicht zum Schnäppchenpreis überlassen. Angeblich ist eine mittlere Millionensumme im Gespräch. Helmut Müller (CSU) spricht von 140 000 Euro pro Haus. Hintergrund für die gemessen an der Lagardekaserne hohe Summe: Auf dem knappen Bamberger Immobilienmarkt rechnen die Experten mit einer regen Nachfrage für die Häuser.

In der Tat gab es bei der Stadt schon viele Interessensbekundungen für die 33 Immobilien am Rande des Hauptsmoorwaldes. Neben Autobahn und Pödeldorfer Straße sind sie nicht gerade leise, aber dafür extrem verkehrsgünstig gelegen. Auch die Größe von 120 bis 150 Quadratmetern entspricht offenbar genau dem, was die Interessenten von Doppel- und Einzelhäusern erwarten.

Allerdings: Anders als in Schweinfurt, wo 2016 64 Doppelhäuser einer ehemaligen Offizierssiedlung zum Preis zwischen 90 000 und 125 000 Euro an interessierte Bürger im Losverfahren verkauft wurden, ist in Bamberg derzeit nicht an eine Veräußerung gedacht. In Schweinfurt hatten sich auf die Offerte für die Offiziershäuser Hunderte von Bürgern gemeldet - ein regelrechter Ansturm.


Vermietung für zehn Euro?

Die Häuser an der Buchenstraße in Bamberg sollen statt dessen vermietet werden - der Preis könnte laut Stadbau GmbH zwischen neun und zehn Euro pro Quadratmeter liegen und damit deutlich über dem Mietspiegel.
Wäre das Schweinfurter Losverfahren auch auf Bamberg übertragbar? Darüber wurde im Aufsichtsrat der Stadtbau bislang nicht diskutiert, auch wenn das CSU und SPD nicht ausdrücklich ausschließen möchten. Wie Veit Bergmann, Geschäftsführer der Stadtbau GmbH, erläutert, verfolgt die die Wohnungsbautochter der Stadt das Ziel, möglichst viele Gebäude im eigenen Bestand halten. Außerdem soll für die gebrauchten Häuser eine autarke Energieversorgung geschaffen werden.

Abgezogen vom Kaufpreis werden wie üblich bei solchen Verfahren die nicht geringen Sanierungskosten. Da auch in der Offizierssiedlung Schadstoffe gefunden wurden, hält die Stadtbau eine Erneuerung von Böden und Putzen für zwingend erforderlich.

Freilich: Am Sinn solcher teueren Verbesserungsmaßnahmen wurde in der Öffentlichkeit in Bamberg immer wieder laut gezweifelt. Auch die Bundespolizei hat auf diesen Aufwand bei ihren Wohnungen verzichtet.



Kommentar des Autors: Ein fragwürdiges Schnäppchen

Seit Monaten überbieten sich die Stadträte mit wohnungspolitischen Forderungen. Mieten soll bezahlbar bleiben, Eigentum nicht nur einer kleinen Gruppe von Vermögenden vorbehalten.

Das ist gut und richtig so. Kein anderes Thema birgt so viel Sprengstoff für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Leider sind den Worten bisher nur wenige Taten gefolgt. Die Offizierssiedlung wäre eine Gelegenheit zu zeigen, dass die Stadt es ernst meint.

Warum werden die Häuser nicht einfach günstig weiter verkauft wie in Schweinfurt?

Wenn die Stadtbau die Offizierssiedlung für lau übernimmt, um sie teuer zu vermieten, dann hat das nichts mit sozialem Handeln zu tun.

Hier wird viel Geld verdient statt etwas zurückzugeben.

Eine Frage stellt sich: Warum hat die Stadt den Erstzugriff, wenn sie handelt wie ein x-beliebiger Konzern?