Was wird aus dem Hohen Buchenen Wald?

3 Min
Buchen im Steigerwald bei EbrachFoto: Ronald Rinklef
Buchen im Steigerwald bei EbrachFoto: Ronald Rinklef

Bei der Ausweisung von neuen Naturwäldern in Bayern wird das ehemalige Schutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald" bei Ebrach nicht berücksichtigt.

Seit 13 Jahren wird im Steigerwald über ein großes Schutzgebiet für die Jahrhunderte alten Buchenbestände gestritten. Bislang hatten stets die vehementen Gegner eines solchen Schutzgebietes die Oberhand behalten und sich mit ihrem Einfluss bei der bayerischen Staatsregierung durchgesetzt. Zuletzt hatte diese dem Steigerwald sogar bei der zwischenzeitlich von Horst Seehofer ausgerufenen Suche nach einem dritten Nationalpark für Bayern eine klare Absage erteilt.

Zuvor hatte die CSU mit ihrer Landtagsmehrheit eigens das bayerische Naturschutzgesetzt geändert, um rückwirkend einen vom damaligen Bamberger Landrat Günther Denzler (CSU) nach Bundesrecht ausgewiesenen "geschützten Landschaftsbestandteil" im Ebracher Forst einzukassieren. Selbst dieser 775 Hektar kleine "Hohe Buchene Wald" hatte die Gemüter der Gegner eines - rund 10 000 Hektar großen - Nationalparks gewaltig in Wallung gebracht.

Und nun erklärt Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) 850 Hektar Steigerwald zum Naturwald, der jeglicher wirtschaftlichen Nutzung entzogen wird. Möglich gemacht hat das das Artenschutz-Volksbegehren. Beim runden Tisch zu dessen gesetzlicher Umsetzung gab es die Zusicherung, zehn Prozent des bayerischen Staatswaldes unter Schutz zu stellen. Vom Staatsbetrieb Bayerische Staatsforsten kam die Zusage, insgesamt rund 5000 Hektar aus der Nutzung zu nehmen.

Knetzberge statt Ebracher Forst

Bei Naturschützern keimte die Hoffnung auf, dass das den Hohen Buchenen Wald im Landkreis Bamberg einschließen könnte. Doch bei der nun von Kaniber verkündeten Umsetzung kam überraschend ein Gebiet am Nordrand des Nordsteigerwalds, im Kreis Haßberge, zum Zug. Die beiden bestehenden kleinen Naturwaldreservate Böhlgrund und Mordgrund zwischen Zell am Ebersberg und Oberschleichach werden zum "Naturwald Böhlgrund-Knetzberge" verbunden und erweitert.

Bei Naturschützern stößt dies durchaus auf Zustimmung. Der Bund Naturschutz und der Freundeskreis Nationalpark Steigerwald begrüßen das von der Ministerin "angekündigte Schutzgebiet im Böhlgrund als wichtigen Schritt zum Schutz des Nordsteigerwalds". "Wir freuen uns, dass nun nach 13 Jahren Diskussionen um ein Schutzgebiet im Steigerwald die Bayerische Staatsregierung endlich einen ersten Schritt gemacht hat," lobt Ralf Straußberger, Geschäftsführer des Freundeskreises und Waldexperte beim Bund Naturschutz, schränkt jedoch ein: "Wir bedauern allerdings sehr, dass mit dem Hohen Buchenen Wald die am besten geeigneten Flächen weiterhin ohne Schutz bleiben". Die Verbände würden deshalb ihr Engagement für einen Nationalpark fortführen und intensivieren. Das künftige Naturwaldgebiet liege ganz im Norden der diskutierten Nationalparkkulisse und könne in einen Nationalpark Steigerwald gut integriert werden.

Auch der Verein Nationalpark Steigerwald begrüßt das Vorhaben. Dessen Erster Vorsitzender Liebhard Löffler sieht damit den jahrelangen Einsatz des Vereins gewürdigt. Der Zweite Vorsitzende Florian Tully gibt jedoch zu bedenken: "Wenn man Buchenwälder schützen will, hätten wir uns ein besser geeignetes Gebiet wie den Hohen Buchenen Wald im Zentralsteigerwald gewünscht, auch um ein Unesco-Weltnaturerbe zu erreichen." Leider sei das Gebiet Böhlgrund mit vorwiegend jungen Wäldern bewachsen und nicht der typische Steigerwald-Rotbuchenbestand. Die Entscheidung hierfür sei wohl eher aus politischem Kalkül und aus wirtschaftlichen Gründen gefallen, da die Staatsforsten in den Steillagen weniger Geld verdienen könnten.

Schwer zu bewirtschaften

Letztere Vermutung legt auch die Stellungnahme des Anti-Nationalpark-Vereins "Unser Steigerwald" nahe. "Wenn schon Flächen aus der Nutzung genommen werden, dann ist dieses Gebiet richtig", heißt es in einer Pressemitteilung. Die ausgewiesene Naturwaldfläche habe bereits jetzt einen hohen Schutzstatus. Zudem sei sie wegen der kaum zugänglichen Steilhänge nur schwer zu bewirtschaften. "Die Ministerin hat mit viel Fingerspitzengefühl erreicht, dass zumindest im Steigerwald ebene Lagen für die Holznutzung durch den Menschen und steile Lagen für den Naturschutz ausgewiesen werden sollten", lobt der Verein. Trotz genereller Bedenken gegen Waldschutzgebiete werde "vom Verein die Ausweisung der Naturwaldflächen im Böhlgrund bei Knetzgau mitgetragen".

Dass die Ausweisung des Böhlgrunds den Naturschutz an anderer Stelle des Steigerwalds schwächen könnte, mag für den Verein Unser Steigerwald eine gute Aussicht sein, bei den Nationalparkfreunden löst das Bedenken aus. "Aufpassen müssen wir, dass die Bayerischen Staatsforsten ihren ,Verlust' nicht in anderen Gebieten des Steigerwalds wettmachen wollen. Stellen wir uns vor die dicken Buchen im Ebracher Forst", hieß es auf der Homepage des Nationalparkvereins gleich in einer ersten Stellungnahme zur Ankündigung von Kaniber. Schon davor hatte der Verein die Staatsforsten aufgefordert, "die Einschläge von Starkbuchen im historischen Ebracher Klosterwald unverzüglich einzustellen". Man befürchte, dass "durch massive Einschläge von alten Buchen bewusst und vorsätzlich versucht wird, die naturschutzfachliche Wertigkeit des Nordsteigerwaldes zu reduzieren und dadurch eine Anerkennung als Weltnaturerbe zu unterlaufen".

"Unverständlich bleibt, weshalb die Staatsregierung 2015 das Schutzgebiet "Hoher Buchener Wald" aufheben hat lassen, wenn sie nun mit dem Böhlgrund ein ähnlich großes Gebiet im Steigerwald an anderer Stelle schützt", urteilt auch Straußberger. "Naturschutzfachliche Gründe sind das bestimmt nicht!" Mit dem Hohen Buchenen Wald, der die zwei "ökologisch wertvollsten" Naturwaldreservate Waldhaus und Brunnstube" zu einer größeren Fläche verbinde, hätte eine Bewerbung für ein Weltnaturerbe die besten Chancen. "Wir bedauern es deshalb sehr, dass die Staatsregierung diese Chance nun wieder ungenutzt hat verstreichen lassen", so Straußberger.