Durch die Corona-Beschränkungen brechen den Stadtwerken im öffentlichen Personennahverkehr in Bamberg die Kunden weg. Die Folge sind ausgedünnte Linien. Auch die Fahrgäste müssen derzeit improvisieren.
Mit dem Bus zur Arbeit zu fahren ist derzeit für eine alleinerziehende Mutter aus der Gartenstadt keine Option: Sie ist eigentlich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, denn sie hat kein Auto - leider, wie sie sagt. Derzeit würde sie sich nichts mehr als einen eigenen fahrbaren Untersatz wünschen.
Denn in der Corona-Zeit ist der Fahrplan der Stadtbusse so stark eingeschränkt, dass die junge Frau entweder viel zu früh, rund eine Stunde vor Schichtbeginn, oder viel zu spät zur Arbeit käme. "Jetzt muss ich mich von meinem Vater zur Arbeit fahren lassen", schildert sie die Situation. Oder: Sie fährt mit einer Kollegin mit.
Anders geht es seit der Fahrplanumstellung Ende März nicht. Die Frau, die in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, findet, dass "zwischen 5 und 8 Uhr die Busse jede volle und halbe Stunde fahren müssten". Mit dem Problem sieht sie sich nicht allein. Andere Kollegen seien davon auch betroffen.
Kritik vom Verkehrsclub
Gerd Weibelzahl vom Verkehrsclub VCD Bayern kennt die Problematik der Notfahrpläne: "Viele Fahrgäste sind auf den ÖPNV angewiesen. Sie müssen auch jetzt mit Bussen und Bahnen in die Arbeit und zum Einkaufen fahren. Fahrpläne dürfen nicht so weit ausgedünnt werden, dass das nur unter erheblichen Schwierigkeiten möglich ist." Wichtig sei es, auf eine zu hohe Auslastung zum Beispiel im Berufsverkehr sehr schnell mit einem dichteren Fahrtenangebot zu reagieren. Bamberg und Coburg würden derzeit nur noch den Sonntagsfahrplan anbieten - das sei kein akzeptables Angebot mehr, heißt es vom VCD-Landesverband. Lob gibt es dagegen für Großstädte wie München, wo weitgehend der übliche Fahrplan gelte, oder Nürnberg und Würzburg, wo man gut mit dem Samstagsfahrplan auch unter der Woche zurecht komme.
Ergänzter Sonntagsfahrplan
In der Tat haben die Stadtwerke den Fahrplan in Bamberg notgedrungen umgestellt: Durch den eingestellten Schulbetrieb und den Beschränkungen des öffentlichen Lebens sind laut Sprecher Jan Giersberg die Fahrgastzahlen von 30.000 Personen am Tag um 90 Prozent zurückgegangen, massive Einbrüche bei Verkaufserlösen seien die Folge gewesen, geschätzt knapp eine Millionen Euro fehlten an Umsatzerlösen. Was kompensiert werden müsse.
"Im Ergebnis macht es keinen Sinn, mit leeren Bussen durch die Gegend zu fahren", erklärt Giersberg. Man habe so schrittweise das Angebot der Nachfrage anpassen müssen, was immer auf Grundlage eines bestehenden Fahrplans geschehe. Eine völlig neue Planung unter Berücksichtigung von Umlaufzeiten oder Ruhepausen der Fahrer, dauere ansonsten mehrere Wochen, wenn nicht Monate, sagt der Sprecher. So sei als Basis der Sonntagsfahrplan herangezogen worden, dieser sei durch viele Ergänzungen verbessert worden, mit Bussen und mit Anruf-Linien-Taxis.
Man habe auch mit Anruf-Linien-Taxis reagiert, wenn festgestellt worden sei, dass jemand nicht von A nach B komme. So sei etwa erst in den vergangenen Tagen die Linie 922 Richtung Gutenbergstraße durch ein solches Angebot aufgestockt oder bei Umstellungen in Betrieben reagiert worden. Auf Linien mit Stoßzeiten, in denen es in den Fahrzeugen massiv voller würde, werden grundsätzlich große Busse eingesetzt. So könne der Abstand von 1,50 Meter in Bussen, aber auch Abstand in Taxis eingehalten werden.
warum müssen eigentlich die großen Gelenkbusse fahren, obwohl keine Fahrgäste zu transportieren sind?
Die Frage ist falsch gestellt:
Warum fahren die Gelenkbusse den ganzen Tag in dichtem Takt (30 Minuten auf der 931, 15 Minuten auf der 930) fast leer auf den Park & Ride-Linien, während in kleineren Fahrzeugen bspw. der 906 und 907 oft nicht möglich ist, den gebotenen Abstand einzuhalten?
Manche Ziele werden trotz Bedarfs überhaupt nicht angefahren - ein absolutes Unding!