Was muss man beim Hausbau beachten?

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Wer bauen oder renovieren will, braucht handwerkliches Geschick, ein paar Profis an der Hand und Geld für die Finanzierung. Foto: imago
Wer bauen oder renovieren will, braucht handwerkliches Geschick, ein paar Profis an der Hand und Geld für die Finanzierung. Foto: imago
Norbert Bräuning (links) und Daniel Wazanini hatten für unsere Leser viele praktische Tipps zu Bau und Finanzierung. Foto: Barbara Herbst
Norbert Bräuning (links) und Daniel Wazanini hatten für unsere Leser viele praktische Tipps zu Bau und Finanzierung. Foto: Barbara Herbst
 

Selbst wer handwerklich begabt ist, kommt beim Hausbau nicht ohne Firmen aus. Und Geld braucht sowieso jeder. Wo es zu holen ist, erklärten die Experten unserer Telefonaktion. Lesen Sie hier die wichtigsten Tipps zu Bau und Finanzierung.

Malern und tapezieren - geht noch. Elektrische Leitungen verlegen? Da wird es schon schwieriger. Welche Eigenleistungen sind also möglich, wenn man ein Haus baut oder eine Wohnung renoviert? Wo sind die Grenzen der "Muskelhypothek"? Und vor allem: Wie lassen sich Bau und Renovierung finanzieren, wo bekommt man Zuschüsse?

Antworten auf all diese Fragen gaben zwei Experten bei unserer Telefonaktion: Daniel Wazanini vom Verband der Privaten Bausparkassen und Norbert Bräuning von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Im Folgenden eine Zusammenfassung ihrer wichtigsten Fragen und Antworten.

Welche Arbeiten können wir selbst erledigen und wo ziehen wir besser eine Fachfirma hinzu?
Grundsätzlich eignen sich Maler- und Tapezierarbeiten, das Verlegen von Teppichboden und Fertigparkett oder auch das Anlegen der Gartenwege für Eigenleistungen am Bau.
Bei Arbeiten am Rohbau, der Wärmedämmung oder an elektrischen Leitungen ist aber immer der Fachmann gefragt. Ansonsten drohen gefährliche Schwachstellen und der Verlust von Gewährleistungen.

Wieviel Zeit muss man für Eigenleistungen einkalkulieren?
Für das Verlegen von Fliesen in einem durchschnittlich großen Einfamilienhaus sind bei laienhafter Arbeit rund 100 Arbeitsstunden einzukalkulieren, für Streichen und Tapezieren etwa 190. Bei einem solchen Zeitaufwand muss die ganze Familie mitziehen und zum Beispiel auch die Kinderbetreuung geklärt sein.

Wie viel Geld lässt sich mit Eigenleistung einsparen?
Bei den klassischen Eigenleistungen besteht im Schnitt ein Einsparpotential von ca. 5000 Euro. Je nach Größe des Hauses, des verwendeten Materials und des handwerklichen Geschicks aller Helfer kann dieser Betrag jedoch deutlich variieren und auf 10 000 Euro und mehr steigen. Stricken Sie den Finanzplan aber trotzdem nicht zu eng. Planen Sie Unvorhergesehenes, Nachbesserungen und Kleinrechnungen mit ein.

Worauf ist bei der Muskelhypothek außerdem zu achten?
Kalkulieren Sie Ihr Eigenengagement realistisch ein. Fällt z. B. ein fest eingeplanter Helfer aus, bildet sich eine Finanzierungslücke. Auch besteht die Gefahr, dass der Bauherr die anstrengenden Bauarbeiten neben seinem Beruf nicht durchhält, er seine Gesundheit oder den Familienfrieden riskiert. Immerhin kann das Vorhaben einige Wochen oder gar Monate andauern.

Freunde und Verwandte haben ihre Hilfe für den Ausbau unseres Hauses angeboten. Stimmt es, dass ich sie versichern muss?
Ja, wenn Freunde oder Verwandte auf der Baustelle helfen, müssen Sie als Bauherr bei der Berufsgenossenschaft eine Versicherung abschließen. Auch Sie persönlich sollten sich versichern, denn ein Unfall kann schnell einen Einkommensausfall bedeuten.

Bei uns steht das Tapezieren von Wohn- und Schlafräumen an. Das schaffen wir doch in einer Woche oder?
Das hängt von der Größe der Räume und auch von Ihrem handwerklichen Geschick ab. Für das Streichen und Tapezieren einer Wohnfläche von etwa 140 Quadratmetern ist mit rund 150 bis 190 Arbeitsstunden zu rechnen. Denken Sie daran, dass Sie und Ihre Freunde ggfs. berufstätig sind oder familiäre Pflichten haben und daher erst in den Abendstunden auf der Baustelle aktiv werden können.

Wir möchten im Frühjahr im Garten einen Zaun aufstellen und eine kleine Terrasse anlegen. Wie viel Geld könnten wir sparen, wenn wir alles in Eigenleistung erbringen?
Das ist abhängig von der Länge des Zaunes, der Größe der geplanten Terrasse und den verwendeten Materialien. Mindestens 2000 Euro lassen sich hier aber durchaus einsparen, wenn Sie alleine "werkeln".

Wir möchten im Frühjahr mit dem Ausbau unseres Altbaus beginnen. Wo gibt es denn Rat und kompetente Ansprechpartner für unser Vorhaben?
Für planerische Fragen wenden Sie sich am besten an einen Architekten oder Bauingenieur. Experten aus unserer Region finden Sie u.a. bei der Bayerischen Architektenkammer oder der Ingenieurekammer-Bau Bayern sowie der Handwerkskammer Oberfranken - je nach Gewerk. Ihre Bank oder Bausparkasse berät Sie in Finanzierungs- und Darlehensfragen und erläutert, wie Sie Fördermittel abrufen und einsetzen können.

Wie sieht es mit der Gewährleistung aus, wenn man viele Arbeiten selbst erledigt?
Bauherren müssen unbedingt die Zeitpläne und Abläufe in Koordination mit den ausführenden Handwerkerfirmen abstimmen und sicherstellen, dass die eigene Arbeit plangemäß fertig wird. Der Heizungsmonteur kann den Heizkessel erst einbauen, wenn z. B. der Estrich fachgerecht gelegt bzw. verfliest wurde. Erbringt der Bauherr die geplanten Eigenleistungen nicht fristgerecht, drohen Schadensersatzforderungen und Zeitverzüge auf der Baustelle. Wenn nach wenigen Monaten Anzeichen für Baupfusch auftreten und z. B. der Putz von den Wänden bröckelt, stellt sich schnell die Schuldrage. Ist die Schuldfrage nicht eindeutig zu klären, gehen Gewährleistungsansprüche verloren und der handwerkelnde Immobilienbesitzer bleibt auf den Folgekosten sitzen.

Wie kann der Wert der Eigenleistung berechnet werden?
Man kann zum Beispiel die selbst erbrachte Leistung mit der eines Handwerkers vergleichen. Verlangt der Fliesenleger 5000 Euro für seine Arbeit, können etwa 3000 Euro als anfallende Arbeitskosten zugrunde gelegt werden. Berücksichtigen Sie aber auch Ihre anfallenden Kosten für Fahrten, Material- und Gerätebeschaffung sowie mögliche Leihgebühren für Geräte.

Worauf ist bei der Finanzierung generell zu achten? Wie viel Eigenkapital sollte man haben?
Es gilt die Faustformel: 20 bis 30 Prozent Eigenkapital, 20 bis 30 Prozent Bauspardarlehen und 50 bis 60 Prozent Hypothekendarlehen.

Welche Zuschüsse gibt es?
Es gibt Förderprogramme des Bundes bzw. der KfW-Bank und der Länder. Erhältlich sind zinsverbilligte Darlehen und direkte Zuschüsse - für den Eigenheimerwerb ebenso wie für Sanierungsmaßnahmen. Auf einen jährlichen Sparbetrag von maximal 512 Euro (bei Ehepaaren 1024 Euro) gibt es eine Wohnungsbauprämie in Höhe von 8,8 Prozent. Dafür gelten ebenso wie bei der Arbeitnehmersparzulage bestimmte Einkommensgrenzen. Pro Jahr kann man sich eine Sparzulage in Höhe von neun Prozent und bis zu 470 Euro auf vermögenswirksame Leistungen sichern.

Was ist mit dem Wohn-Riester?
Da gibt es keine Einkommensgrenzen. Die Grundzulage beträgt maximal 154 Euro pro Jahr für Alleinstehende und das Doppelte für Verheiratete, wenn beide einen Riester-Vertrag haben. Für jedes Kind gibt es 185 Euro pro Jahr zusätzlich, für Kinder, die ab 2008 geboren sind, sogar 300 Euro. Insbesondere Familien profitieren damit vom Wohn-Riester.

Gibt es für junge Familie noch weitere Fördermöglichkeiten?
Ja, im Rahmen des Bayerischen Wohnungsbauprogramms ist ein zinsgünstiges Darlehen erhältlich. Bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten können beim Bau oder Ersterwerb finanziert werden. Pro Kind gibt es zudem einen Zuschuss von 1500 Euro. Die Fördergelder sind bei den Landratsämtern oder Stadtverwaltungen der kreisfreien Städte zu beantragen. Wichtig: Die Anträge müssen vor Maßnahmenbeginn gestellt werden.

Freunde haben für unseren geplanten Umbau abgesagt. Wie finanziere ich den nun nötigen Mehraufwand in Höhe von 10 000 Euro?
Nutzen Sie ein Bauspar-Darlehen für die Finanzierung des Umbaus. Das Bauspar-Darlehen setzt eine "wohnwirtschaftliche Verwendung" voraus. Sie können es daher vielseitig einsetzen und u. a. auch für Modernisierungen oder Umbaumaßnahmen nutzen. Erkundigen Sie sich bitte bei Ihrer Bank oder Bausparkasse nach den Finanzierungsmöglichkeiten. Tipp: Legen Sie fortlaufend ein finanzielles Polster für notwendige Reparaturen und Sanierungen an, denn spätestens nach weiteren 15 Jahren benötigen auch Küche und Bad neue Fliesen oder Armaturen.

Wir erwarten Nachwuchs und möchten den Spitzboden zu einem Büro umbauen, um ein weiteres Kinderzimmer im ersten Obergeschoss zu schaffen. Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Je nachdem, wie viel Sie selbst bauen möchten und welches Material Sie zum Beispiel für Fenster oder den Fußboden verwenden, können die Kosten erheblich variieren. Pro Quadratmeter Ausbaufläche sollte man mit 500 bis 1000 Euro rechnen. Ob der Umbau genehmigt werden muss, sollte beim zuständigen Bauamt nachgefragt werden. Tipp: Nutzen Sie Förderprogramme der KfW-Bank, wenn Sie im Zuge des Umbaus energetische Verbesserungsmaßnahmen vornehmen und setzen Sie auch das Bauspar-Darlehen zur Finanzierung ein.

Tipp:

Ausführliche Informationen, Berechnungsbeispiele und Konditionen für Kredite gibt es auf der Internetseite der Kfw-Bank, der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Außer größeren Projekten, ob Neubau oder Renovierung, werden vor allem im Bereich energieeffiziente Sanierung auch Einzelmaßnahmen wie Fenster oder Heizung bezuschusst. Wichtig ist, die Anträge für Fördergelder vor Beginn der Maßnahme zu stellen. Alle Infos unter www.kfw.de.