Ein großer Standbetreiber am Wochenmarkt hat aufgehört. Die Bamberger Gärtner haben sich fast vollständig zurückgezogen. Die Gründe sind vielfältig.
Der süßliche Geruch frischer Früchte wie Aprikosen und Zwetschgen aus Bamberg und Umgebung dominiert, nach einer Weile mischt sich orientalische Feige zu regionaler Minze, dann gesellt sich langsam im Hintergrund der erdige Gemüsegeruch der Bamberger Hörnla dazu. Die Farben sind ebenso bunt und vielfältig. Die Reife der Aprikose fühlen, ein Testbissen ins saftige Fruchtfleisch, schon sind alle Sinne angesprochen. "Two bits", möchte ein Touristenpärchen, und zeigt auf Feigen aus der Türkei, während andere Touristen im Hintergrund den Obst- und Gemüsestand von Fatih Sahin am Gabelmann fotografieren. Stammkundin Annerose Ackermann begrüßt Sahin, dessen Schwester und Sohn mit breitem Grinsen. Umarmungen, Küsschen, Erkunden nach der Familie. "Der Wochenmarkt ist Kultur und gehört zur Stadt", findet Sahin.
Mittlerweile mache die Laufkundschaft knapp 50 Prozent des Geschäfts aus. "Zwei Äpfel hier, eine Banane da - früher war das anders." Kauften die Kunden vor etwa 20 Jahren noch große Vorräte von fünf bis zehn Kilo ein, würden heute selbst die Stammkunden meist nur ein halbes Kilo mitnehmen. "Die Haushalte werden kleiner, es gibt mehr Singles, weniger Großfamilien", schätzt Sahin. Zudem wünschten die Kunden eine immer größere Auswahl. "Die Leute fahren in den Urlaub, sehen Mangos und Ingwer und wollen das auch zu Hause haben", erklärt der 56 Jahre alte Händler. Deshalb hat er sein Sortiment im Laufe der fast 30 Jahre, in denen er auf dem Wochenmarkt vertreten ist, von 80 auf bis zu 200 verschiedene Waren erweitert. "Man muss eben mit der Zeit gehen."
Immer weniger Marktbeschicker
Mit der Zeit geben allerdings auch immer mehr Standbetreiber auf: Im Jahr 2006 gab es laut Ordnungsamt noch 42 sogenannte Marktbeschicker, die sich die Stellplätze je nach Saison oder Wochentag aufteilten. Mittlerweile sind es nur noch 27. "Da sieht man schon eine gewisse Entwicklung", sagt Frank Reppert, der als Leiter des Ordnungsamts auch für den Wochenmarkt zuständig ist. Gegenüber von Sahins Stand klafft ein Loch in den Reihen der Händler: Der Obst- und Gemüsehändler Harald Walter hat sich kürzlich verabschiedet. Seit 1952 war die Familie fester Bestandteil des Wochenmarkts, Harald Walter beschickte den Stand in dritter Generation. Wird die Lücke bald geschlossen? "Eine Warteliste gibt es nicht", antwortet Ordnungsamtsleiter Reppert. "Leute zu finden, ist nicht einfach. Es ist aber auch ein Knochenjob."
Das bestätigt auch Harald Walter: "Nach zwölf Stunden auf dem Markt am nächsten Tag früh um vier Uhr nach Nürnberg fahren und Waren einkaufen. 100 Stunden in der Woche arbeiten. Irgendwann hat man mal die Schnauze voll", sagt er. Gutes Personal, das ihm die Arbeit erleichtert, habe er keines mehr gefunden.
Wurden Gärtner benachteiligt?
Ähnliche Erfahrungen machte auch die Bamberger Gärtnerin Carmen Dechant: 17 Jahre lang hat sie einen Stand für Blumen und Gemüse auf dem Wochenmarkt betrieben, vor drei Jahren hörte sie auf und beschränkt sich seitdem auf den Verkauf in ihrem Hofladen in der Heiliggrabstraße. Vermisst sie die Zeit auf dem Markt? "Nein", antwortet Dechant schnell und deutlich. "Es war ein unglaublicher logistischer Aufwand und ein kräftezehrender, emotionaler Spießrutenlauf." Neben den erwähnten Problemen habe es damals auch Probleme mit dem Ordnungsamt gegeben: 17 Jahre lang musste Dechant vergeblich auf einen Jahresplatz warten. Die Unterschiede: Tagesplätze sind aufs Jahr gerechnet teurer, rund 5000 Euro habe Dechant jährlich bezahlt. Außerdem müssen die Tagesplatzinhaber den Events in Bamberg weichen, während Inhabern von Jahresplätzen Anspruch auf einen Alternativstandort haben.
Jahresplätze gab es keine mehr. Die damalige Ordnungsamtsleiterin habe gesagt, eine Sondergenehmigung für einen zusätzlichen gebe es nur, wenn es sich um ein besonderes Angebot handle. Das sei nicht gegeben. "Das war verletzend. Nach diesem Spruch war für uns alles klar", sagt Dechant.
wenn man das hier so liest, dann hat ja die stadt bamberg den bamberger gärtnern nur jede erdenkliche unterstützung zu kommen lassen