Warum in Ebrachs Wäldern Forscher aktiv sind

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Der Leiter des Forstbetriebs Ulrich MergnerFoto: Schreiber
Der Leiter des Forstbetriebs Ulrich MergnerFoto: Schreiber

Das einstige Forstamt Ebrach, mit dem Forstbetrieb als Nachfolger, ist feste Destination vielfältiger Exkursionen.

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Eine Vielzahl unterschiedlichster Forschungsprojekte findet hier statt, was unter anderem auch Symposien nach sich zieht. Beim jüngsten war Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, unter anderem als Referent dabei.

Herr Mergner, was ist es, das Ebrach als Forschungsregion attraktiv macht und seit wann ist das der Fall?
Ulrich Mergner: Trotz jahrhundertelanger, teils sehr intensiver Nutzung ist im nordwestlichen Steigerwald noch ein hoher Laubbaumanteil erhalten geblieben. Der Forstbetrieb Ebrach trägt deshalb eine besondere Verantwortung für die Lebensgemeinschaften dieser Wälder. Im Jahr 2006 haben wir deshalb ein Naturschutzkonzept entwickelt, um die Artenvielfalt im Wald zu verbessern. Naturwaldreservate, Trittsteinflächen, Biotopbäume und Totholz durchsetzen die Staatswaldflächen und ermöglichen somit ein Nebeneinander von Schützen und Nutzen des Waldes.

Wer forscht hier mit wie vielen Mitarbeitern?
Geforscht wird vor allem von Doktoranden und Studenten verschiedener Universitäten. Es sind beispielsweise Biologen der Universitäten Würzburg, Bayreuth oder Erlangen dabei, das Naturkundemuseum Berlin und natürlich die forstlichen Universitäten und Hochschulen wie München, Weihenstephan oder Göttingen. In den letzten zehn Jahren fanden über 40 Forschungsvorhaben statt. Durch das European Forest Institut (EFI-Cent) wurde Ebrach europaweit bekannt.

Was sind die bislang bahnbrechendsten "Ebracher" Forschungsergebnisse, wenn man sie so bezeichnen darf?
Schon das erste wissenschaftliche Symposium wartete mit einer kleinen Sensation auf: Es wurden zwei bislang in Bayern verschollene Käferarten gefunden. Beide außerhalb der Naturwaldreservate auf einer bis vor kurzem noch bewirtschafteten Trittsteinfläche. Das heurige Symposium hat gezeigt, dass sich die Artenzahlen im bewirtschafteten Wald denen im Naturwaldreservat mit Riesenschritten annähern. Bei Pilzarten gibt es keinen Unterschied mehr. Die Wiederbesiedelung ehemals artenarmer Wälder läuft schneller, als die Wissenschaft es bislang vermutet hat. Das Naturschutzkonzept des Forstbetriebs zeigt somit Wirkung.

Ist es so, dass der Forstbetrieb den verschiedenen Projekten auch zuarbeitet und wenn, wie?
Der Forstbetrieb unterstützt die Forscher personell und logistisch. Unsere Auszubildenden und natürlich auch die Revierleiter und Waldarbeiter unterstützen die Forscher bei der Flächenauswahl oder den Erhebungen. Es muss bei der Holzernte auf Versuchsanlagen Rücksicht genommen werden. Wenn nötig, sägen wir auch einmal ein Loch in den Baum für die Wissenschaft.

Im Umkehrfall, wie sieht es mit der Ausbeute des Forstbetriebs für die eigene praktische Arbeit aus?
Das Waldgesetz schreibt für die Staatswälder die "Optimierung des Gesamtnutzens" vor. Die biologische Vielfalt zu verbessern und gleichzeitig den Holzbedarf zu befriedigen, erfordert intelligente Konzepte. Deshalb wollen wir Förster mehr über die Zusammenhänge in den Wäldern wissen. So gibt uns die Forschung Hinweise, wie viel Totholz im Wald bleiben muss und wie viel wir den Brennholzkunden geben können, welche Starkbuchen wir nutzen dürfen und welche als Biotopbäume der Artenvielfalt dienen. Unser Ziel ist es, die Waldartenvielfalt nicht im Reservat, sondern auf der gesamten Waldfläche für die kommenden Generationen zu erhalten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen: Wir sind auf einem guten Weg.

Die Fragen stellte Anette Schreiber