Von Hamburg nach Geisfeld

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Das Anwesen Alte Dorfstraße 1. Links im Hintergrund das Gästehaus, das die alte Scheune ersetzt Foto: Matthias Hoch
Das Anwesen Alte Dorfstraße 1. Links im Hintergrund das Gästehaus, das die alte Scheune ersetzt  Foto: Matthias Hoch
Stefanie Niebuhr in einem ihrer Gästezimmer, deren Wände nach alter fränkischer Tradition mit Gummiwalzen "gemalt" wurden. Foto: gg
Stefanie Niebuhr in einem ihrer Gästezimmer, deren Wände nach alter fränkischer Tradition mit Gummiwalzen "gemalt" wurden.  Foto: gg
 
Alte Ziegel, alte Sandsteine und sogar alte Stallfenster (als Spiegel im Obergeschoss) haben im Neubau wieder Verwendung gefunden. Foto: mh
Alte Ziegel, alte Sandsteine und sogar alte Stallfenster (als Spiegel im Obergeschoss) haben im Neubau wieder Verwendung gefunden.  Foto: mh
 

Stefanie Niebuhr hat das Bauernhaus ihrer Vorfahrinnen restauriert und das "Gästehaus Luisenhof" gebaut.

Mancher Mensch spürt erst in der Ferne, wo seine Wurzeln sind. Stefanie Niebuhr ist das so passiert. Sie ist mit einem Hamburger verheiratet und hat zehn Jahre lang in der Hansestadt gelebt und gearbeitet. Eines Tages ist ihr aufgefallen, dass sie am Bahnhof immer auf die Anzeigetafel starrt: "Wann fährt der nächste Zug nach Würzburg?" Da hat sie gewusst: Sie muss an den Ort ihrer Kindheit zurück, nach Geisfeld.


Vier aufreibende Jahre

Seit zweieinhalb Jahren lebt sie wieder dort, wo sie aufgewachsen ist: im Haus Alte Dorfstraße 1, erbaut im Jahre 1800. Ihren Mann und die zwei Töchter hat sie natürlich mitgebracht. Als IT-Spezialist ist Roland Niebuhr räumlich ungebunden, und im "Bermudadreieck" zwischen den Brauereien und Gasthäusern Büttel, Krug und Griess fühlt er sich ausgesprochen wohl, verrät seine Frau.


Hinter Familie Niebuhr liegen vier aufreibende und arbeitsreiche Jahre, die es gedauert hat bis der ehemalige Bauernhof wieder bewohnbar war: zwei Jahre Planungsphase, zwei Jahre renovieren und bauen - mit viel Eigenleistung. Das Ergebnis macht nicht nur die Familie stolz, sondern die ganze Gemeinde. Aus dem Anwesen mit seinen nicht einmal 500 Quadratmetern Grund mitten im Dorf ist ein echtes Schmuckstück geworden. Und das Beste daran: Auch Gäste dürfen teilhaben, denn an Stelle der alten Scheune steht heute das "Gästehaus Luisenhof" mit sechs unterschiedlich gestalteten Zimmern.


Fenster wieder verkleinert

Die frühere Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt hat das Objekt als gutes Beispiel für "Maßnahmen auf unattraktiven Grundstücken" in die von ihr zusammengestellte Wanderausstellung des Landratsamtes "Bauen mitten im Dorf" aufgenommen.
Von unattraktiv kann nach der liebevollen Restaurierung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses keine Rede mehr sein. Niebuhrs haben sich alle erdenkliche Mühe gegeben und keine Kosten gescheut. Die größeren Fenster aus jüngerer Zeit wurden zurückgebaut und mit Sandsteineinfassungen versehen. Ein neuer Dachstuhl wurde aufgerichtet, das Fundament stabilisiert, Balken freigelegt, Wände und Böden von alten Fliesen befreit.

Das Haus Alte Dorfstraße 1 kannte bis Mitte der 90er Jahre jeder Geisfelder: Luise Kalb betrieb darin einen kleinen Edeka-Gemischtwarenladen, in dem es vom Haarfestiger über Schlagsahne bis hin zu Obst und Gefriergemüse alles zu kaufen gab. Zum Andenken an ihre Großmutter Luise hat Stefanie Niebuhr ihr neues Gästehaus "Luisenhof" genannt. Das Anwesen ist übrigens seit 1850 im Besitz der Familie - und immer waren Frauen die Eigentümerinnen.

"Man muss sich einfach trauen", sagt Stefanie Niebuhr, die in ihrem alten/neuen Zuhause nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten und Geld verdienen wollte. So kam es zu dem Plan mit dem Gästehaus, der bestens funktioniert. Als wir sie vor kurzem besucht haben, gab es nur ein freies Zimmer.

Der Luisenhof wurde im Juli 2015 eröffnet. In diesem Sommer konnte Stefanie Niebuhr schon die ersten "Stammgäste" begrüßen. Sie schätzen die geschmackvolle Gestaltung der Zimmer, den modernen Komfort und das mit Liebe zubereitete Frühstück mit Wurst und Schinken vom Geisfelder Metzger und selbst gekochten Marmeladen.