Volksfest zu Ehren der Königin

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Das Fischerstechen war ein Höhepunkt des ersten Theresien-Volksfests. Foto: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab
Das Fischerstechen war ein Höhepunkt des ersten Theresien-Volksfests.  Foto: Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab
Gerald Raab am Regnitzufer, wo damals und heute das Volksfest gefeiert wird. Foto: üp
Gerald Raab am Regnitzufer, wo damals und heute das Volksfest gefeiert wird.  Foto: üp
 

Am 8. Juli 1833, dem Geburtstag von Königin Therese, begann das erste Theresien-Volksfest in Bamberg - Fischerstechen inklusive.

Was für ein Spektakel! Fischerstechen, Ritterspiele, Ochsenbraten und Bier in Strömen gibt es beim ersten Theresien-Volksfest. "Es war damals Trend und fast Verpflichtung, ein solches Fest auszurichten, um die Königsverbundenheit einer Stadt zu demonstrieren", sagt Gerald Raab, Fotograf der Staatsbibliothek Bamberg. "Anlass, das Volksfest zu planen, war der erste Besuch des Königspaars Ludwig und Therese im Juni 1830", erklärt der Stadtkenner.

In einer zeitgenössischen Beschreibung des ersten Theresien-Volksfestes zu Bamberg steht über diesen Besuch: "Schon damals regte sich der Wunsch in den Herzen von Bambergs treuen Bewohnern, diese denkwürdigen Tage der allgemeinen Freude und Begeisterung alljährlich durch ein Fest der Erinnerung an sie zu erneuern." Und so beginnen die Vorbereitungen. Ein 48 Mann starker Ausschuss, das "General-Comité", wird gebildet; für die Leitung des Fests ein engeres "Central-Comité".


"Allergnädigst" genehmigt

Monatelang wird geplant. Der 8. Juli 1833 soll Beginn und Höhepunkt des Fests werden - es ist der Geburtstag der Königin Therese. Die Organisatoren schreiben an sie: "Eure Königliche Majestät möchten allergnädigst geruhen, dieses Bamberger Volksfest unter Allerhöchst ihren Schutz zu nehmen, und sonach zur steten Erinnerung an den Grund und Zweck seiner Stiftung zu verstatten, daß es an Allerhöchstihrem Geburtstagsfeste seinen Anfang nehme, den Namen ,Theresien-Volksfest zu Bamberg' führen, und daß die Wiese, auf welcher es dann veranstaltet wird, ,Theresienwiese' genannt werden dürfe." Dies wurde vom Königshaus "allergnädigst" genehmigt.

Und dann ist es soweit: Mit Kanonenschüssen um 6 Uhr morgens beginnt am 8. Juli 1833 das Fest. Um 9 Uhr ist Hochamt im Dom. Am Nachmittag schlängelt sich ein Festzug vom Residenzplatz zur Theresienwiese, die eine Viertelstunde Fußmarsch von der Stadt entfernt am Regnitzufer liegt. Die Kavallerie der städtischen Landwehr führt den Zug an, es folgen Fahnenträger, Abordnungen des Stadtmagistrats, Musiker und Handwerker: "Alle 34 in der Stadt ansässigen Gewerke von den Gärtnern über die Buchbinder bis zu den Bierbrauern waren vertreten", erzählt Raab.

Am Abend wird ein Theaterstück im Freien aufgeführt, für das eigens eine Bühne und 3600 amphitheatralisch angeordnete Sitze aufgebaut worden waren. Bis tief in die Nacht wird gefeiert und noch länger: Fünf Tage dauert das Fest, am letzten Tag finden Freischießen und Fischerstechen statt. Und auch wenn das geplante Feuerwerk zum Abschluss wegen schlechten Wetters ausfällt, bleibt der Tag in Erinnerung: "Dieser letzte Festtag, der 12. Julius, wurde für Bamberg auch noch dadurch denkwürdig, daß ein polytechnischer Verein daselbst gegründet wurde", ist in der Beschreibung des Fests zu lesen.


Magischer Glanz

Doch die Bamberger haben noch nicht genug: "Am folgenden Tage Abends war zum viertenmale zahlreich besuchtes Theater im Freien, zum Besten der Stadtarmen." Danach kann endlich das sehnlich erwartete Feuerwerk abgefeuert werden: "Abends nach 10 Uhr leuchteten von dem Thurme der Altenburg griechische Feuerflammen herab, ringsum das Panorama der Gegend, und den Schauplatz der nun für diese Jahr beendeten königlichen Feste noch einmal mit magischem Glanze überstrahlend."

Mit heutigen Volksfesten habe das Spektakel wenig gemein, die Belustigung war nicht so wichtig: "Mit Gewerbeausstellungen wollte man zeigen, was man kann", erklärt Raab. "Das Volksfest hatte außerdem eine sehr soziale Komponente, es gab eine Nachfeier für Bedürftige und am Tag vor dem offiziellen Beginn eine Armenspeisung."

Und ein großes Volksfest, bei dem Gerald Raab früher sogar einmal selbst Besucher bewirtete, gibt es in Bamberg bis heute: "Die Sandkerwa findet ebenfalls am Ufer der Regnitz statt. Mit Feuerwerk und Fischerstechen."

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