Vier Leichenwagen kamen zur Hochzeit in Bamberg

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Sven Kaiser (l.) und Christian Vogel haben eine nicht alltägliche Hochzeit gefeiert. Foto: Andrea Rippstein
Sven Kaiser (l.) und Christian Vogel haben eine nicht alltägliche Hochzeit gefeiert. Foto: Andrea Rippstein
Leichenwagen an Leichenwagen reihten sich auf der Oberen Brücke. Foto: Andrea Rippstein
Leichenwagen an Leichenwagen reihten sich auf der Oberen Brücke. Foto: Andrea Rippstein
 
Die Hochzeitsgesellschaft aus der Bestatterbranche. Foto: Andrea Rippstein
Die Hochzeitsgesellschaft aus der Bestatterbranche. Foto: Andrea Rippstein
 
Das Ja-Wort im Alten Rathaus Foto: privat
Das Ja-Wort im Alten Rathaus Foto: privat
 
Aus dem Leichenwagen wurde am Tag der Hochzeit eine Sektbar. Foto: privat
Aus dem Leichenwagen wurde am Tag der Hochzeit eine Sektbar. Foto: privat
 
Foto: privat
Foto: privat
 

Auf der Oberen Rathausbrücke in Bamberg reihen sich Leichenwagen an Leichenwagen. Passanten sind irritiert. Sven Kaiser kann sie beruhigen: Er hat nur seinen Lebensgefährten Christian Vogel geheiratet.

Das Szenario wirkt skurril: Zahlreiche Leichenwagen stehen am vergangenen Wochenende vor dem Alten Rathaus. Passanten vermuten einen schrecklichen Vorfall. Doch es ist ein Tag zum Feiern: Sven Kaiser (28), Bestatter-Azubi, heiratet seinen Freund Christian Vogel (34, Inhaber Optik Demmler). Ein Anruf bei Sven Kaiser in den Flitterwochen.

Herr Kaiser, klären Sie uns auf, was war da los am Alten Rathaus?
Mein Lebensgefährte und ich haben uns vor kurzem entschlossen, dort zu heiraten. Das hat sich in der Bestatterbranche herumgesprochen. Die Kollegen haben sich dann an unserem Hochzeitstag auf der Oberen Brücke getroffen.

Und die sind alle mit dem Leichenwagen gekommen?
Wir nennen das Bestattungskraftwagen.

Verzeihung. Wie viele Bestattungskraftwagen waren denn auf der Brücke?
Insgesamt vier. Von den Bestattungsinstituten Fischer, Melzer, Hubert und Friede.

Und wie viele Bestatter?
Um die zehn mit der Friedhofschefin und zwei Mitarbeitern.

Und die sind alle Spalier gestanden?
Ja, die haben gesagt: Wenn das ein Sportverein kann, dann können das auch Bestatter.

Haben Sie davon gewusst?
Nein, das war eine totale Überraschung - nicht nur für uns.

Für wen noch?
Für die Touristen und Passanten. Die haben darauf gewartet, dass jeden Moment Särge aus dem Alten Rathaus getragen werden, weil sie dachten, dass eine komplette Hochzeitsgesellschaft an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben ist.

Und dann gab es stattdessen Sekt aus den Autos?
Ja, dort, wo normalerweise die Leichen in die Fahrzeuge reingeschoben werden, war eine Bar eingebaut. Die Touristen waren dann fast ein bisschen enttäuscht, dass es "nur" eine Hochzeit war (lacht).

Hat sich die Aufregung damit schnell gelegt?
Wir werden immer noch darauf angesprochen, wer da wohl gestorben sein könnte. Ich arbeite schließlich als Bestatter.

Sie sind noch Auszubildender?
Ich war zuerst Koch und bin dann spät zum Bestatterberuf gekommen. Aber ich bereue es nicht. Es ist ein vielseitiger und interessanter Beruf.

Ist das nicht eher ein trauriger Beruf?
Es ist nicht so deprimierend, wie man es sich vorstellt. Auch wir Bestatter können lachen. Wir laufen nicht den ganzen Tag mit einem Trauergesicht herum. Das Schöne ist: Man kann vor allem den betroffenen Leuten helfen. Und: Es ist ein Beruf mit Zukunft.

Gestorben wird immer...
Ja, so ist das.

Aber am Tag ihrer Hochzeit können Sie versichern, dass wirklich niemand gestorben ist?
Ja, definitiv nicht. Außer der Status ledig, den gibt es bei mir nicht mehr.