Zur Kirchenmusikdirektorin wird Ingrid Kasper am 24. April in St. Stephan ernannt. Wir stellen die Wahlbambergerin in unserer Nahaufnahme vor.
Vier war Ingrid Kasper, als sie zu musizieren begann. Ran ans Klavier, an dem bislang ihre achtjährige Schwester den Ton angab! Mit Zwölf spielte das Nachwuchstalent schon fünf Instrumente - Klavier, Geige, Blockflöte, Orgel und Gitarre. Im Jahr darauf trat die Gymnasiastin ihre erste Stelle als Organistin an. Ja, Sie haben richtig gelesen. Und dieser Elan, diese Leidenschaft für Musik zeichnet bis heute alles aus, was Ingrid Kasper anpackt. So machte die 42-Jährige die Kantorei St. Stephan, die von ihr seit der Jahrtausendwende geleitet wird, weit über Bambergs Grenzen hinaus bekannt. Am kommenden Sonntag wird Ingrid Kasper zur Kirchenmusikdirektorin ernannt. Eine hohe Auszeichnung durch die Landeskirche, die wir zum Anlass für ein Porträt nahmen.
Für Metal begeistert
"Nein, ich habe mich nicht immer nur für Kirchenmusik interessiert", berichtet die Dekanatskantorin augenzwinkernd. "Ich begeisterte mich als Teenie auch für Heavy Metal und Techno." Eine Konstante blieb über all die Jahre aber die Musik, die Ingrid Kasper als Kind in der Kilianskirche von Markt Erlbach lieben lernte und auf einer alten Steinmeyer-Orgel bald selbst zu spielen begann - im Gottesdienst, vor all den Menschen, die der Gymnasiastin lauschten.
Als "Herzblutstation" bezeichnet die Wahlbambergerin heute ihre Anfänge als Organistin. So entschied sich Ingrid Kasper nach dem Abitur auch, in München Evangelische Kirchenmusik und Chordirigieren zu studieren - zuletzt in der Meisterklasse von Michael Gläser, der damals den Chor des Bayerischen Rundfunks leitete. Noch während ihrer Hochschulzeit studierte die Fränkin mit dem Münchener Bach-Chor als Assistentin von Hanns-Martin Schneidt große Oratorien ein, leitete den Kauferinger Motettenchor und gründete in ihrer Heimatstadt den "Kleinen Chor": eine weitere "Herzblutstation" in Kaspers Vergangenheit. "Geprobt wurde im Wohnzimmer meiner Eltern, die als Musikliebhaber nichts dagegen einzuwenden hatten."
"Elende Kirchenmusik"
1999 übernahm die Musikerin den Kammerchor Nürnberg, kam ein Jahr später aber schon als Dekanatskantorin nach St. Stephan. War die dort zu hörende Kirchenmusik im 19. Jahrhundert E. T. A. Hoffmann zufolge "elend", so erwarb sich die Kantorei mit Ingrid Kasper nun auch dank Radio- und Fernsehübertragungen einen ausgezeichneten Ruf. Oratorien, Motetten und Messen wurden aufführt, Konzertreisen ins europäische Ausland unternommen. Zwei Kinderchöre, den Gospelchor und den liturgischen Chor gründete die heute 42-Jährige, der 2001 der Förderpreis und 2014 der Jubiläumspreis der Dieckmeyer-Bücher-Stiftung zur Pflege der Kirchenmusik in Bayern zuerkannt wurde.
Proben mit 90 Kindern
Gerade mit ihrer Nachwuchsarbeit profilierte sich Kasper. "Mit 15 Kindern fing ich im Jahr 2000 in St. Stephan an zu arbeiten, heute singen bei Chorproben 90 Jungen und Mädchen zwischen vier und 14 Jahren", schwärmt die Kirchenmusikerin, die im Lauf der Jahre auch diverse Kinderkantaten wie beispielsweise "David, vom Hirtenjungen zum König" schrieb.
Vieles hat Ingrid Kasper in den vergangenen 16 Jahren in St. Stephan bewegt - und darüber hinaus. "Bamberg ist eine Stadt, in der sich Künstler unterschiedlichster Couleur vernetzen, was ein unglaubliches Potenzial bedeutet." So lernte die Dekanatskantorin die Zusammenarbeit mit Symphonikern, kreativen Köpfen wie Martin Neubauer oder etwa den Verantwortlichen des E.T.A.-Hoffmann-Theaters zu schätzen, wo Kasper in der Spielzeit 2014/15 die musikalische Leitung der Produktion "Wie im Himmel" von Kay Pollak übernahm.
Relaxen in der Natur
Woher nimmt die Fränkin, die ganz nebenbei noch den musica-viva-chor leitet, ihre Energie? "Ich liebe die Natur, auch wenn's spießig klingt", sagt Kasper. Im Grünen tankt die zweifache Mutter auf, die ihren "wilden Garten" als erklärtes Lieblingsplätzchen beschreibt. Spaziergänge im Hain mit ihrem Mann und den beiden Söhnen genießt die 42-Jährige zu jeder Jahreszeit: "Wenn das Laub fällt, es schneit oder ich im Frühjahr die ersten Blütenknospen sehe."
Als wunderbare Bestätigung und Motivation für die künftige Arbeit bezeichnete Kasper die Ernennung zur Kirchenmusikdirektorin. Eine weitere Auszeichnung im Leben der Künstlerin, die schon den Kulturförderpreis der Stadt Bamberg und der Oberfrankenstiftung einheimste. Was wünscht sich Ingrid Kasper noch für die Zukunft? "Schwer zu sagen. Dass mir die Ideen nicht ausgehen und ich in Bamberg viele weitere Projekte verwirklichen kann. " Glückwunsch auch von uns an die neue Kirchenmusikdirektorin.
Auszeichnung in St. Stephan
Dekanatskantorin Ingrid Kasper wird wegen ihrer Verdienste um die Kirchenmusik am 24. April zur Kirchenmusikdirektorin ernannt. Ein Festgottesdienst findet in St. Stephan mit ihrer Ernennung um 10 Uhr statt. Alle Chöre außer dem Kinderchor St. Stephan werden den Gottesdienst gestalten. Ein Empfang im Stephanshof folgt.