Viano bringt Meike zurück ins Leben

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Melissa holt Schwung, um Meike ins Fahrzeug zu schieben. Foto: Ronald Rinklef
Melissa holt Schwung, um Meike ins Fahrzeug zu schieben. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
Meike aus Unterhaid. Foto: Ronald Rinklef
 

Dank einer Vielzahl von Spendern ist die in ihrem Körper gefangene Meike aus Unterhaid nun mit Hilfe eines Spezialfahrzeugs wieder mobil.

Ein silbermetallic-farbener Mercedes Viano vor dem Zweifamilien-Haus. Unscheinbar. Welch gewaltige Bedeutung diesem Vehikel für die 42-jährige Meike zukommt, wissen nur Insider. Denn für die zweifache Mutter ist damit ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen: Mit dem Rollstuhl-Transporter macht sie einen kleinen Schritt in Richtung Normalität. Mit spontanem Einkaufen oder Fahrten zum Arzt. Spenden haben ihr den Kauf des Fahrzeugs ermöglicht, das sie mobiler macht und zurück ins Leben bringen soll.


Reden mit den Augen

Mit dem 23. Dezember 2015 wurde das Leben der jungen Frau vollkommen auf den Kopf gestellt. Sie hatte einen Schlaganfall und leidet seitdem unter dem Locked-in-Syndrom. Das heißt, Meike ist praktisch gelähmt, kann nicht sprechen, sondern lediglich über Augenbewegungen kommunizieren. Doch die Mutter zweier Kinder hat nicht kleinbeigegeben und den Kampf zurück ins Leben aufgenommen. Dazu gehört gerade auch Mobilität.

Da Meike nur mit und in ihrem Spezial-Rollstuhl, begleitet von medizinischer Betreuung, transportiert werden kann, musste erst einmal ein taugliches Fahrzeug, ein Rollstuhltransporter gefunden werden. Meike ist groß, der Rollstuhl entsprechend dimensioniert. Jede Fahrt wollte bislang wohl überlegt und organisiert sein. Denn pro Tour mit speziell ausgestattetem Taxi waren 100 Euro fällig. Dass da nicht viele Unternehmungen drin waren, versteht sich von selbst.

Dann entstand der Gedanke, über Spenden einen Transporter selbst anzuschauffen. Rekapituliert ihr Vater Otmar Platzer. Denn nach Krankenhaus und Reha lebt Meike bei ihren Eltern. Schwester Susanne und deren Mann Wolfgang leben im gleichen Haus in Unterhaid.

Mutter Annemarie zeigt sich überwältigt von der Hilfsbereitschaft, die Meike auch im Anschluss an einen FT-Artikel zuteil geworden ist. Verschiedene Spenden-Aktionen liefen parallel. Manche Spender nahmen auch direkt Kontakt mit der Familie auf, weil sie wissen wollten, wer da ihr Geld wofür erhält. Peinlich genau verwaltet Otmar Platzer die privaten Spenden. Im Berufsleben hat er als Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Baunach jährlich etliche Millionen bewegt und kennt sich aus. Was die Familie aber wirklich bewegt ist Meike. Die hat in der Leiterin ihres Pflegeteams, Melissa (27), mittlerweile eine echte Freundin gefunden. Mit Hilfe der Krankenschwester kommuniziert sie inzwischen dermaßen schnell, dass man Mühe hat, hier mitzuhalten. Melissa ist in gewisser Weise das Sprachrohr von Meike.


Auftrieb erhalten

Seit dem Besuch im Dezember und dank der Hoffnung auf ein eigenes Transportmittel ist zu spüren, wie die junge Frau mit der für sie typischen Lockenmähne Auftrieb erhalten hat. Seit Mitte März der Mercedes Viano vor dem Haus Position bezogen hat, konnte Meike mit ihm schon etliche hundert Kilometer Normalität erfahren. Auch mit ihren Kindern.

Meike hat eine so positive Entwicklung gemacht, dass sie ihre Eltern nach zig Monaten erstmals wieder alleine daheim lassen und ein paar Tage in Kroatien ausspannen.

Wenn man Tag für Tag so intensiv miteinander verbringt, bauen sich Spannungen auf, wissen die Familienmitglieder. Das sei normal. "Meike war praktisch ein Jahr lang eingesperrt", kommentiert Chef-Pflegerin Melissa. "Wir haben zwar kleine Spaziertouren im Ort unternommen, aber irgendwann kennt man jeden Stein."

Dank des gespendeten Fahrzeugs hat Meike schon begonnen, für ihr behindertengerechtes Apartment Möbel auszusuchen. Die Doppelgarage wird zu 40 Quadratmeter Wohnraum. Vater Otmar ist begeistert von der Hilfsbereitschaft der Handwerker aus der Gemeinde. Überhaupt von der vielfältigen Hilfe, die Meike erfahren hat und erfährt. Was nach Anschaffung (28 600 Euro) und behindertengerechtem Umbau (beim darauf spezialisierten Autohaus für den Sonderpreis von 3200 Euro) noch übrig ist, hortet Otmar Platzer auf einem Sonderkonto für eine spezielle Reha.


Mittlerweile vernetzt

Denn in der Auseinandersetzung mit Meikes seltener Krankheit hat sich die Familie inzwischen in die Materie eingearbeitet und sich deutschlandweit vernetzt; unter anderem mit einem Selbsthilfeverein in Berlin. Auch dorthin kann Meike nun gelangen, dank des Viano. Über Melissa lässt sie kommunizieren, wie dankbar sie allen ist, die sie mobil machen.