Zu wenige Bauleiter
Was hat zu den Verwerfungen geführt, die letztlich im "Austausch" des Planungsbüros für die Technik endete? Wie die Sprecherin der Sozialstiftung antwortet, habe das zunächst beauftragte Ingenieurbüro nicht genügend Fachpersonal aufbieten können, um das Bamberger Mammutprojekt zu managen. "Es gab zu wenige Bauleiter", berichtet Dippold.
Normalerweise seien dafür drei Bauleiter vor Ort, um die einzelnen Bauschritte zu überwachen und die Qualitäts- und die Terminkontrolle durchzuführen. Doch hier sei es zu Versäumnissen gekommen. "Mal waren nur zwei da, mal nur einer. Das geht nicht."
Wie geht es weiter?
Im Augenblick arbeite sich der Nachfolgeplaner in die Baupläne ein und stehe in engem Austausch mit allen Beteiligten. "Derzeit erfolgt die Plausibilisierung der bisherigen Planungs- und Bauleistungen sowie die Aktualisierung des Terminplans."
Was diesen Terminplan betrifft, da gibt es unterschiedliche Auffassungen der Planer und der Klinikleitung. Spatenstich war am 16. November 2016. Für die Inbetriebnahme der Ebenen 2 bis 6 ist der 24. September dahin - nun sehen die Planer den 4. Februar als realistisch an. Die Sozialstiftung jedoch will noch heuer loslegen. Die Ebenen 7 bis 13 sollten eigentlich am 1. März 2019 in Betrieb gehen - dieses Datum ist nun in der Schwebe.
Verdi kritisiert Belastungen:
Die Gewerkschaft Ver.di kritisiert die Arbeitsbelastung am Bamberger Klinkum. Laut einer Pressemitteilung wäre bereits jetzt die vorhandene Personalkapazität für 2018 aufgebraucht, "wenn die Schichten so besetzt worden wären, wie es für eine sichere Patientenversorgung notwendig ist". Das hat Ver.di bei einer Befragung festgestellt, an der sich bundesweit rund 600 Stationsteams beteiligt haben - auch in Bamberg.
"Zwischen dem 23. Oktober und dem 31. Dezember bricht die Versorgung in den Krankenhäusern nur deshalb nicht zusammen, weil Pflegekräfte über ihre physischen und psychischen Grenzen gehen und dabei ihre Gesundheit riskieren", kritisiert Gewerkschaftssekretärin Magdalena Majeed.
"Hinzu kommt, dass zwar zukünftig im gesamten Klinikum nur Zwei-Bettzimmer laut dem bayerischem Krankenhausplan vorhanden sind, aber ein Rückbau der vorhandenen Drei-Bettzimmer in Zwei-Bettzimmer wurde nicht vorgenommen", kritisiert Felix Holland in seiner Funktion als Gewerkschafts-Funktionär. Deshalb bestünden die begründeten Ängste, dass mit weniger Personal noch mehr Patienten zusätzlich versorgt werden müssen.
Auch gegen diesen Vorwurf wehrt sich Xaver Frauenknecht, der Vorstandsvorsitzende der Sozialstiftung. Überstunden seien ein Problem in der gesamten Branche, räumt er ein. Auch sei es richtig, dass Flurbetten vermieden werden sollen. Aber es gebe keine Planung, dies zu Lasten der Pflegekräfte zu tun.
Kommentar des Autors:
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Als Anfang September Ministerpräsident Markus Söder zur feierlichen Eröffnung nach Bamberg reiste, um auf den neuen Bettenturm anzustoßen und Vertreter der Geistlichkeit die Räumlichkeiten einweihten, da wurde auf der Baustelle noch voll gearbeitet. Was die Gäste zwar erfuhren, aber nicht mit eigenen Augen sahen: Lediglich die Etagen ganz unten hatte man in einen präsentablen Zustand gebracht. Je weiter man das Treppenhaus nach oben stieg, desto staubiger wurde es. Zu frühes Gratulieren bringt bekanntlich Pech - in der Leitung der Sozialstiftung hätte man lieber etwas abergläubischer sein sollen. Der kritische Bamberger fragt sich nun: War der frühe Eröffnungstermin dem Wahlkampf geschuldet? Ist der Wechsel des leitenden Technik-Ingenieurbüros mitten in der Hochphase des Baubetriebes an einem 55-Millionen-Euro-Turm wirklich so alltäglich, wie Vertreter des Klinikträgers es darstellen? Außer Frage steht dagegen, dass die Schwierigkeiten bei der Akquise von Personal nicht durch Überstunden der bestehenden Beschäftigten ausgebügelt werden können. Das ist die wichtigere Baustelle.