Stadtrat Tscherner kämpft mit einem Bürgerbegehren für einen Tunnel mit unterirdischen Bahnhof. Auch im Rathaus will man diese Variante prüfen lassen.
Es ist das vierte Bürgerbegehren, das Norbert Tscherner anschiebt. Nach den heißen Eisen Bergverbindung, Jugendherberge Wolfsschlucht und Kasernenwohnungen, schreckt der umtriebige Bürger-Block-Stadtrat auch vor dem ganz großen Aufschlag nicht zurück. Er will die seit Jahren in Bamberg schwelende Bahndebatte auf ein neues Gleis lenken - die Volluntertunnelung.
Für seine Unterschriftensammlung, die in Kürze startet, hat er prominente Mitstreiter gefunden: Alle drei an der Bahn liegenden Bürgervereine unterstützen das Bürgerbegehren, ebenso der ehemalige IHK-Präsident Heribert Trunk.
Das Schreckgespenst der Teilung
Die Forderungen könnten kaum weitreichender sein: Mit ihrer Unterschrift beantragen die Unterzeichnenden die Durchführung eines Bürgerentscheids zu folgender Frage: "Sind Sie dafür, dass der geplante ICE-Bahnausbau als Tunnel unter die Erde und der Güterbahnhof in das Hafengebiet neben die B 26 gegenüber der städtischen Kläranlage verlegt wird?"
Die Vorteile liegen für Tscherner und seine Helfer auf der Hand: Würde Bamberg erreichen, dass alle Gleise in der Tiefe verlaufen, wäre das Schreckgespenst meterhoher Lärmwände gebannt. Die heute schon zu beklagende Teilung der Stadt in eine Ost- und eine Westhälfte samt schmuddeliger Unterführungen gehörte der Vergangenheit an. Bamberg hätte Platz, wo jetzt noch Güterzüge durchrumpeln. Zuletzt glaubt der Bauunternehmer auch an zwei weitere Vorteile: Der Aushub für den Tunnel könnte das Überschwemmungsgebiet nördlich der B 26 auffüllen. Außerdem sollen die Verkehrsbehinderungen während der Bauzeit weitaus geringer sein als beim Ausbau im Bestand.
Doch ist ein Anliegen, wie es Tscherner und Co. formulieren, als Bürgerbegehren überhaupt zulässig? Man muss wissen: Grundsätzlich sehen die Bayerische Verfassung und die Gemeindeordnung Entscheidungen per Bürgervotum nur "im eigenen Wirkungskreis" vor. Bamberg darf also nicht darüber abstimmen, was etwa in Bayreuth geschehen soll oder was durch Bundesrecht bestimmt wird. Doch Tscherner hat seine Formulierung offen gewählt. Nach einer ersten Einschätzung der Juristen im Rathaus erwächst daraus kein konkreter Handlungsauftrag. Anders formuliert: Es ist ein rein politisches Votum.
Klar ist allerdings auch: Nur eine große Zahl von Unterschriften wird es schaffen, die bereits fortgeschrittene Debatte in Bamberg noch einmal zu drehen.
Der Stadtrat bremst
Denn auch wenn die Idee des gleisfreien Bamberg bereits etliche enthusiastische Anhänger gefunden hat, ist der Widerstand groß: Angefangen von der CSU, die schon länger für einen Ausbau im Bestand plädiert, bis zu den Bamberger Grünen sieht man den neuen Vorschlag skeptisch: Zu teuer und im Auswahlverfahren bereits ausgeschieden, lauten die Argumente.
Doch folgt man Norbert Tscherner, kann auch das Kostenargument kein Grund für Denkverbote sein. Auf rund 90 Millionen Euro schätzt er den anteiligen Aufwand, den Bamberg für einen derartigen Tunnel aufbringen müsste. Über einen Zeitraum von 30 Jahren sei das zu bewältigen, meint Tscherner, ganz abgesehen von den Kosten, die auch der Neubau von vier Unterführungen aufwerfe.
Der Bund will nicht zahlen
Wenig Begeisterung für die neuen Bamberger Pläne zeigt die Bahn: Sie will möglichst schnell Baurecht für Bamberg erhalten und hatte schon vor einigen Wochen die Riesensumme von bis zu zwei Milliarden Euro in den Raum gestellt, sollten die Pläne für einen unterirdischen Bahnhof und die Verlegung des Güterbahnhofs verwirklicht werden. DB-Projektverantwortlicher Mike Flügel geht derzeit nicht davon aus, dass der Auftraggeber solche Mehrkosten übernehmen würde. Schon für den zweigleisigen Tunnel mit einem Kostenvolumen von 1,3 Milliarden Euro gebe es keine Zusage des Bundes.
Auch Bambergs Baureferent Thomas Beese weist darauf hin, dass der Stadtrat eine Tieferegung aller Gleise bereits ausgeschieden hat. Dennoch bereitet man sich auf die Rückkehr des Vorschlags unter neuen Vorzeichen vor. "Wir hoffen durch ein Zwischengutachten belastbare Informationen zu erhalten."
Entscheidung rückt nach hinten
Noch immer wartet man im Rathaus übrigens auf die längst versprochenen Zugprognosezahlen des Bundes für das Jahr 2030. Auch die Zahlen der Bahn über die Netzkonzeption reichen aus Sicht der Stadt nicht aus. Konsequenz daraus: Die Ausbauempfehlung eines Stuttgarter Büros ist heuer nicht mehr zu erwarten. Und auch die finale Ausbauentscheidung durch Stadtrat und Bahn rückt nach hinten.
Ich habe mir die Eisenbahndiskussion
noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Das Problem wird von Anfang an falsch angepackt, weil Leute rein reden, die nichts zu sagen haben.
Die Eisenbahn soll in Bamberg umgebaut werden; das ist eine Sache des Bundes. Die Stadt kann gehört werden, zu entscheiden hat sie letztlich nichts.
Die Bahn wurde 1844 eingeweiht. Wer in Kenntnis dieses Umstandes an die Linie gebaut hat, ist selber schuld. Mit Ausnahme des Teilstückes ab Geisfelder Unterführung in Richtung Nürnberg ist Ruhe. Diese Häuser wurden aber er in den letzten 50-100 Jahren hingebaut. Vom Bahnhof in Richtung Hallstadt sind keine nennenswerten Gebäulichkeiten zu nennen, die geschützt werden müssten. Die ganze Sache ist zu aufgebauscht.
Mein Vorschlag lauter nach wie vor, einen offenen Tunnel zu bauen. Gleise nach unten verlegen. Übergänge auf jetzigem Gleisniveau. Einfach ausbaggern, eine Betonwanne giesen, Gleise rein und wo erforderlich Deckel zum Lärmschutz drauf.
Die niederländische Stadt Delft zeigt, wie es gehen könnte. Bevor man die Stadt mit meterhohen Mauern verschandelt, sollte man sich diese Variante zumindest mal ansehen.
Das würde ich Ihnen mal empfehlen, vielleicht bemeren Sie dann den entscheidenden Unterschied.
Delft ist ein Zwischenhalt an einer Strecke ohne Knotenpunktsfunktion. Dort beginnen oder enden keine Züge, daher reicht ein einfacher Haltepunkt, der unterirdisch wenig Platz braucht.
Man könnte natürlich alle Züge, die jetzt in Bamberg enden schon in Strullendorf, Hallstadt oder Eltmann enden lassen und sämtliche Umsteigebeziehungen aufgeben, dann könnte man in Bamberg so eine Art Bahnstation Delft bauen. Will man zumindest den bisherigen Zugbetrieb behalten oder vielleicht noch ein paar mehr Fahrmöglichkeiten bekommen, dann bietet sich bezüglich Kosten des Tunnelbahnhofs eher ein Blick nach Stuttgart an.
Ich möchte mal wissen, was in Bamberg durch nur vier bis sechs Meter hohe, z. T. gläserne oder später begrünte Lärmschutzwände verschandelt werden soll! Fahren Sie mal mit dem Zug durch Bamberg und schauen Sie nach links und rechts zu den Fenstern raus: Irgendwas besonders Schönes? 2 Mälzereien, ein paar Behörden und Hochhäuser und ein paar ganz böse Ecken. Wo kann man denn von der Bahn aus was vom Weltkulturerbe sehen? Und umgekehrt: Höchstens von der Terrasse des Michelsbergs wird man den Verlauf der Bahnstrecke ahnen können, soviel höhere Mauern und Häuser ragen aus dem Blickwinkel betrachtet hervor. Als Steuerzahler erwarte ich die billigste Lösung, die in diesem Fall auch noch am schnellsten die seit über 100 Jahren lärmgeplagten Anlieger der Bahntrasse sehr effektiv entlasten würde und nicht erst am St. Nimmerleinstag.
Tscherners Vorschlag sortiere ich unter "Schaufensteranträge" ein. Ein Überschwemmungsgebiet auffüllen - unter diesen katastrophalen Fehlern leiden die Flusstäler und ihre Bewohner bis heute. Herr Tscherner: Neue, große Rückhalte-Polder braucht das Land! Oder sehen Sie einen Bahntunnel als Regenrückhaltebecken. Das wäre hilfreich, aber halt arg teuer.