Sehr wahrscheinlich kommt es nun doch nicht zum "Radentscheid" in Bamberg. Der Stadtrat will die sieben Ziele der Bürgerinitiative nun selbst beschließen.
Der bereits sicher geglaubte Bürgerentscheid zum Radverkehr in
Bamberg kann nun mit hoher Wahrscheinlichkeit doch entfallen.
Grund für die überraschende Nachricht: Bambergs OB Andreas Starke (SPD), die Mehrheit der Fraktionen im Stadtrat und Vertreter der Bürgerinitiative haben sich auf einen Weg geeinigt, der den Bürgerentscheid, der am 18. März stattfinden sollte, überflüssig macht. Demzufolge wird der Stadtrat nun die sieben Ziele des "Radentscheid Bamberg" selbst beschließen.
Was die Stadtspitze und die Bürgerinitiative zu diesem Szenario sagen, wie viele Geld 2018 und in den Folgejahren in den Radverkehr in Bamberg fließen sollen, lesen Sie im Premiumbereich.
Angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit, genannt seien nur Innenstadt und Berggebiet, für deren Konzepte ehrenamtliche Arbeit über viele Monate gebunden, letztlich aber praktisch nichts umgesetzt wurde, rate ich zu Vorsicht und Mißtrauen.
Doch sollte die Stadtratsmehrheit tatsächlich umdenken, müßten die sich negativ auswirkenden Forderungen des Radentscheids überdacht werden:
Eigene, abgetrennte Fahrspuren für den Radverkehr in der Stadt provozieren Unfälle, da die auf ihnen ggf. geltende Vorfahrt für Radfahrer von vielen Kraftfahrern mißachtet wird - überwiegend fahrlässig, doch immer wieder auch vorsätzlich. Die Vielzahl der innerorts unvermeidbaren Querungsstellen läßt eine solche Lösung höchst fragwürdig erscheinen. Sinnvoller wäre, durch Verkehrserziehung, Überwachung und Ahndung gerade gegenüber den Autofahrern, die meinen, über eingebaute Vorfahrt zu verfügen, und glauben, die Fahrbahn gehörte allein ihnen, ein gedeihliches Mieinander voranzubringen.
Die vom Radentscheid favorisierte, höchst unfallträchtige Radverkehrsführung an Kreuzungen darf in keinem Fall realisiert werden.
Die Belange der Fußgänger dürfen nicht ignoriert werden. Auf den im Bild dargestellten Szenarien im Internetauftritt des Radentscheids ist das leider mehrfach der Fall.
Selbstverständlich unter Wahrung der Verkehrssicherheit und bedarfsgerechter Dimensionierung dürfen auch Radverkehrswege nicht grundlos freie Flächen versiegeln oder zerschneiden. Vor dem Neubau von Wegen außerhalb bebauter Gebiete ist erst zu prüfen, inwieweit vorhandene Infrastruktur umgewidmet werden kann.
Werden diese Gesichtspunkte berücksichtigt (die Initiatoren haben leider jede Debatte hierzu verweigert), hätte der Radentscheid tatsächlich Gutes bewirkt - vorausgesetzt, die Politik meint es wirklich ernst. Und da bin ich mir nach wie vor nicht sicher.