Vor dem Landgericht Bamberg geht es um den Überfall auf den Buttenheimer Netto-Markt im November 2014.
Ziemlich kleinlaut sind heute die drei jungen Leute, die am 27. November den Netto-Markt in Buttenheim (Lkrs. Bamberg) überfallen haben. Seit Mittwoch müssen sie sich vor der Jugendkammer des Landgerichts wegen gemeinschaftlichen schweren Raubs verantworten: die damals erst 17-jährige Melanie, ihr inzwischen 20-jähriger Freund Ali und dessen 22 Jahre alter Freund Mehmed (alle Namen von der Redaktion geändert). Sie wohnen in den Landkreisen Forchheim und Bamberg.
Erst hinterher sei ihnen bewusst geworden, was sie angestellt haben. Das gaben alle Drei unabhängig voneinander vor Gericht zu verstehen. Sie wiederholten ihre Geständnisse, die sie kurz nach der Tat bei der Polizei abgelegt hatten. Mehmed etwa drückte sich so aus: "Es war der größte Fehler, den ich je gemacht habe."
Verkäufer war Komplize
Der 22-Jährige hatte damals als einziger der Angeklagten ein festes Einkommen: Er arbeitete als Verkäufer in dem Buttenheimer Supermarkt und hatte am Tatabend das Fenster geöffnet, so dass die anderen kurz nach Ladenschluss problemlos einsteigen konnten.
Im Büro fesselten sie dann nicht nur eine Angestellte, die bis heute unter dem Überfall leidet, sondern zum Schein auch ihren Komplizen. Auf dem Tisch lag der größte Teil der Tageseinnahmen, der Tresor war offen. Sie bedienten sich und türmten unerkannt.
Beide trugen Sturmhauben und Trainingsanzüge. Die Polizei fahndete zunächst nach zwei jungen Männern. Insofern war der Plan der Drei aufgegangen: Sie hatten ausgemacht, dass die 17-Jährige nichts sagt, um nicht als Frau identifiziert zu werden.
Gut 14 Tage später war sie es, die sich erst der Mutter und dann der Polizei anvertraute: "Ich kam damit nicht klar, was ich gemacht habe."
Dabei hatte die Jugendliche davon geträumt, endlich einmal so viel Geld zu besitzen, um "sorgenfrei" leben zu können. Die Freude an der Beute - rund 7260 Euro - währte jedoch nicht lange. Das Geld war schnell ausgegeben und das schlechte Gewissen plagte sie offenbar sehr.
Nach den Angaben der anderen Angeklagten hatte Mehmed für seine Beteiligung 1500 oder 1600 Euro erhalten. Vom großen Rest machte sich das Pärchen ein oder zwei schöne Tage in Berlin, kaufte Bekleidung und Schuhe, vornehmlich für Melanie. Einen Teil der Beute investierte es in Drogen.
Täglich Drogen konsumiert
Alle Angeklagten wollen in den Monaten vor der Tat beziehungsweise Festnahme täglich Kräutermischungen und Cannabis konsumiert haben.
Sie standen angeblich unter dem Einfluss von Drogen, als sie den Überfall ausheckten Auch unmittelbar vor der Tat, zu der sie zwei Messer und einen Schlagring, Paketband und ein Stück Seil mitgenommen hatten, wollen die beiden Jüngeren etwas konsumiert haben. Der 22-Jährige dagegen gab an, dass er eine Stunde vor Arbeitsbeginn und tagsüber nie Joints geraucht habe.
Vorsitzender Richter Manfred Schmidt fragte nach der Wirkung der Kräutermischungen. "Da bin ich ziemlich weg", antwortete Melanie; sie schalte dann ab, manchmal komme sie auch in eine lustige Stimmung und könne lachen. Mehmed dagegen wird angeblich müde und raucht die Mixturen auch nachts, um (wieder) einschlafen zu können.
18-Jährige ist auf Entzug
Die jungen Männer sitzen seit Mitte Februar in Untersuchungshaft. Die 18-Jährige hat vor einem Monat eine Therapie in einer stationären Einrichtung begonnen. Sie würde dort gerne bleiben, den Realschul-Abschluss nachholen und hätte wohl auch Aussicht, eine Ausbildung zu beginnen.
Eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe Forchheim berichtete, dass die junge Frau in der Therapie gut mitarbeite. Melanie habe vor der Tat nicht nur an den Konflikten in ihrer Patchwork-Familie gelitten, sondern auch unter einem gewissen Beschaffungsdruck als Folge ihres intensiven Drogenkonsums.
Bei ihrem Freund spielten nach dem Bericht der Jugendgerichtshilfe womöglich Verlustängste und eine große Liebe zu Melanie eine Rolle, dass er zum Räuber geworden ist.
Mehmed stritt seine Beteiligung nicht ab. Er will aber nicht geglaubt haben, dass die anderen umsetzen, was er und Ali ausgeheckt hatten: "Ich habe nicht erwartet, dass es wirklich passiert."
Der 22-Jährige musste sich von einem Richter vorhalten lassen, dass er es war, der das Fenster geöffnet und so die Tat erst möglich gemacht habe. Sein Motiv war das Geld. Er hat es letztlich in Automaten verspielt.
Der Prozess geht am Donnerstag (9. Juli) weiter und voraussichtlich auch zu Ende.