Nach einem Bad in der Menge auf der Sandkirchweih am Vorabend suchte Christian Ude den Dialog mit Bürgern am Schönleinsplatz. Der SPD-Herausforderer von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kam gut an.
Zwei Mal gibt es spontan Beifall für Christian Ude. Einmal, als er die Forderung der Sozialdemokraten nach einem Mindestlohn untermauert und sagt: "Wer ihn will, der muss ihn, bitte schön, auch wählen!"
Das zweite Mal, als er zur CSU-Forderung nach einer Pkw-Maut nur für Ausländer Stellung bezieht. "In Wahrheit", sagt der Herausforderer von Ministerpräsident Horst Seehofer am Bamberger Verkehrsknotenpunkt Schönleinsplatz - "in Wahrheit ist das eine Pendlersteuer". Die CSU verspreche etwas, was es nicht geben kann. Alle Autofahrer würden zur Kasse gebeten, sollte die Pkw-Maut kommen.
Eine Stunde sieht Udes Bamberg-Programm am Freitag Vormittag für einen so genannten Bürgerdialog vor. Er findet am Café Rondo statt, einem beliebten Treff von Kommunalpolitikern, Juristen und anderen einflussreichen Leuten.
Um 10.15 Uhr wird Ude dort schon von zahlreichen Menschen erwartet, darunter die SPD-Kandidaten für die anstehenden Bezirks-, Landtags- und Bundestagswahlen. Auch Herbert Güthlein ist gekommen, der viele Jahre für die SPD im Landtag und im Stadtrat saß.
Er erinnert sich an eigene Wahlveranstaltungen "vor 2000 Leuten im Zentralsaal", der einmal ganz in der Nähe stand. Und er wundert sich, welche Veranstaltungsorte die SPD im 21. Jahrhundert wählt.
Im Tour-Bus unterwegs Ude kommt zu Fuß und in Begleitung von Oberbürgermeister Andreas Starke und weiteren regionalen SPD-Vertretern aus der Langen Straße zum Schönleinsplatz. Sein Tour-Bus biegt wenig später in die südliche Promenade ein und parkt. Damit fährt er später weiter, zur Stechert-Arena und nach Erlangen.
Ude versucht erst unverstärkt, sich Gehör zu verschaffen. Doch der Verkehr ist zu laut und einige Kandidaten diskutieren im Hintergrund rege mit Besuchern.
Ein Mikrofon hilft dem Gast aus München, einige Themenkomplexe anzusprechen, von denen er sagt, sie würden überall interessieren. Es ist unter anderem die Bildungs- und die Wohnungspolitik. An seine Zuhörer hat er die Bitte, die SPD-Argumente weiter zu geben und sich zu informieren, statt dem politischen Gegner einfach so zu glauben.
Auch den Umfragen zum mutmaßlichen Wahlausgang in Bayern sollte man nicht oberflächlich Glauben schenken, appelliert Ude. Die größte politische Kraft seien die Unentschlossenen mit etwa 40 Prozent. Da könne keiner sagen, die Würfel seien schon gefallen. Er bittet sein Bamberger Publikum "um Mitwirkung beim Regierungswechsel".
Nicht wählen zu gehen wäre das Schlechteste, gibt er einer 80-jährigen Bambergerin zu bedenken, die das persönliche Gespräch mit ihm sucht.
Die Frau trägt zu einer schwarzen Hose eine rote Bluse und eine schwarze Jacke. Ein politisches Statement der eigenen Unentschlossenheit? Nein, antwortet sie, das sei reiner Zufall. Eine Stunde später sagt sie, dass sie Ude wählen werde. Er habe sie heute überzeugt.
Einen guten Eindruck hat auch Anton Nüsslein aus Ketschendorf von dem SPD-Mann gewonnen, der den Regierungswechsel in Bayern bewerkstelligen will: "Er hat sachlich gesprochen." Nüsslein ist extra gekommen, weil er Ude einmal persönlich erleben wollte. Wählen wird er ihn wohl nicht - der Ketschendorfer gibt sich als CSU-Mitglied zu erkennen. Aber er wünscht Seehofers Kontrahenten "viel Erfolg".
Die Themen kenne man, wenn man Zeitung liest, kommentiert die Stegauracherin Margareta Güttler den Auftritt des Spitzenkandidaten. Auch sie kam gezielt, findet es "immer toll, wenn jemand präsent ist". Gefallen hat ihr besonders, dass Christian Ude den Leuten Mut macht "und zeigt, dass es auch noch was anderes gibt als die CSU".
Besser als ein Nebenzimmer Und welchen Eindruck nimmt Ude vom Bürgerdialog in Bamberg mit? Für einen Freitagmittag sei er ausgesprochen gut besucht gewesen und den Ort fand er sehr geeignet: "Man erreicht so mehr Leute, als wenn man sie in ein Nebenzimmer bittet."
Was mir auffällt, ausser Maut und Mindestlohn nichts Konkretes. Lags an der Berichterstattung, oder am Kandidaten ?
Dann kann man ja die Wahl ausfallen lassen.