Am Turm der St.-Getreu-Kirche in Bamberg wird derzeit gebaut. Unter anderem muss eine große Kugel mit Kreuz repariert werden. Das bekommt nun ein spezielles Kugellager.
Wussten Sie, dass sich das Kreuz im Wind drehen soll? Das golden glänzende Symbol auf der ehemaligen Benediktinerpropstei des Kloster Michaelsberg hat das allerdings nicht mehr wirklich getan.
Es hatte sich stark nach Süd-Osten geneigt, Anschlüsse hatten sich gelockert und die Drehfunktion war eingeschränkt. Einerseits habe die Witterung ihren Teil dazu beigetragen, zum anderen sei das Material abgenutzt gewesen, erläutert Alfred Tröppner, der mit seiner Ornamentspenglerei die Sanierung von Kugel und Kreuz übernimmt.
"Das Kreuz ist aus Eisen, seine Oberfläche wurde vergoldet. Es wiegt etwa 120 Kilo", erklärt Tröppner. Die Kugel bestehe aus Kupfer und sei ebenfalls vergoldet. Mit ihren 35 bis 40 Kilogramm Gewicht kann sie gut von zwei Männern getragen werden.
Kugel und Kreuz werden nun sandgestrahlt und instandgesetzt. "Das Kreuz steckt in einer speziellen Konstruktion auf der Kugel drauf. Damit es sich wieder im Wind dreht, bekommt es nun ein Kugellager aus Glas", so der Fachmann. Warum Glas? "Weil es gegen Eis und Rost unempfindlich ist."
Etwa acht bis 14 Tage wird die Reparatur dauern, wie Tröppner schätzt. Wenn er fertig ist, muss noch eine Vergoldungsfirma ran. Die Arbeiten am Turm sind Teil der Sanierung des "ehemaligen Chors mit Dachreiter", wie Steffen Schützwohl, Sprecher der Stadt Bamberg, erklärt. Laut Informationen aus dem Immobilienmanagement der Stadt hat die denkmalgerechte Sanierung im Frühjahr 2014 begonnen. Zum einen wurde der Innenraum saniert: Die Treppenkonstruktion musste freigelegt und überarbeitet werden, außerdem wurden die Fenster und die technische Aussstattung erneuert. Dieser Teil der Arbeiten wurde bereits zum Schuljahresbeginn dieses Jahres fertiggestellt.
Sanierung bis Ende 2014
"Die Sanierung des Dachtragwerks wird vorraussichtlich bis Ende 2014 andauern", heißt es in einem Schreiben aus dem städtischen Immobilienmanagemet. Schieferdecke und Dachschalung des Mansardendaches waren in einem sehr desolaten Zustand und werden derzeit erneuert. Zudem müssten "Substanzschäden im gesamten Holztragwerk zimmermannstechnisch behoben werden", wie es in dem Schreiben weiter heißt. Auch die Statik wird überarbeitet, um weitere Risse im bemalten Gewölbe und den Außenwänden zu vermeiden.
Im Turm wird aktuell die Holzkonstruktion ausgebessert, dann steht als nächstes die Halterung der Spitze an. Als die "Kugelbekrönung" abgenommen wurde, war die große Frage: Ist was drin? Denn "oftmals liegen hierin ,Zeitkapseln' mit Unterlagen, Gegenständen oder Dokumenten aus verschiedenen Epochen oder Sanierungen des Gebäudes", heißt es in dem Schriftstück aus dem Immobilienmanagement.
Kugel war nicht befüllt
Allerdings: Die goldene Kugel war leer. Doch wenn Kreuz und Kugel wieder ihren Platz auf dem Kirchturm von St. Getreu einnehmen, soll auf jeden Fall eine "Zeitkapsel", zum Beispiel mit einer aktuellen Zeitung und kleineren Gegenständen und Dokumenten, mit hinein in die Kugel - damit nachfolgende Generationen gespannt auf den Inhalt sein können, falls wieder eine Sanierung erforderlich ist.
Doch nun wird erst einmal die aktuelle abgeschlossen. Rund 560.000 Euro kostet die Sanierung des Chors inklusive Dachreiter insgesamt. Die Oberfrankenstiftung schießt 245.000 Euro zu, die Bayerische Landesstiftung 50.000 Euro und aus dem Entschädigungsfonds kommen 215.000 Euro. Bleiben als Restbetrag für die St.-Getreu-Stiftung ganze 57.500 Euro.
Stiftungsreferent Bertram Felix freut sich: "Die extrem hohe Zuschussquote spiegelt auch die große überregionale Bedeutung der St.-Getreu-Kirche wider, die in kulturhistorischer und denkmalpflegerischer Hinsicht in einer Liga mit der berühmten Wieskirche spielt."