Trabelsdorf: Im Notfall wird der Sport- zum Landeplatz

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Im Notfall setzt ein Hubschrauber auch einmal auf dem Fußballfeld in Trabelsdorf auf.
Im Notfall setzt ein Hubschrauber auch einmal auf dem Fußballfeld in Trabelsdorf auf.

Im Notfall setzt ein Hubschrauber auch einmal auf einem Fußballfeld auf. So geschehen vor einer Woche in Trabelsdorf im Landkreis Bamberg. Was eher selten passiert, ist ein Szenario, auf das sich die Feuerwehren vorbereitet haben.

Kurz vor 18 Uhr am vergangenen Samstag passiert am Ortsrand von Trabelsdorf (Landkreis Bamberg) ein Unfall, bei dem ein Pedelec-Fahrer schwer verletzt wird. Es wird ein Rettungshubschrauber gebraucht, der das Opfer, einen 49-jährigen Mann, in eine Würzburger Klinik bringen kann. Doch wo kann der Helikopter gefahrlos landen? Zumal es schon dunkel ist.

Das ist die Frage, die die Integrierte Leitstelle (ILS) Bamberg im Ernstfall gewöhnlich an die Feuerwehr vor Ort weiter gibt. Draußen kenne man sich aus, wisse, wo es geeignete Flächen für eine Landung gibt, sagt Lothar Philipp, der ILS-Geschäftsführer.

Im konkreten Fall fiel die Entscheidung für den Sportplatz des ASV Trabelsdorf. Das bot sich laut Stephan Düßel, dem örtlichen FFW-Kommandanten, geradezu an: Der Unfallort in der Weiherer Straße lag ganz in der Nähe. Außerdem sei das Vereinsgelände für solche Einsätze gut geeignet und sogar vorgesehen, jedenfalls in der Theorie. In der Praxis war es in sofern eine Premiere, als das Manöver bei Dunkelheit erfolgte.

Plötzlich war es taghell

Das Flutlicht zu ungewohnter Stunde überraschte die Anwohner des "Bürgerwäldchens" unterhalb des Vereinsgeländes ebenso wie der Umstand, dass das hell erleuchtete Areal plötzlich zum Landeplatz avancierte. Das habe er in den 20 Jahren, die er dort lebt, noch nie erlebt, berichtet ein Trabelsdorfer.

Er war es, der die Redaktion auf das Ereignis aufmerksam machte - nicht, um sich zu beschweren, sondern weil es ihn beeindruckte und interessierte, ob und wie der Rettungsdienst, die Feuerwehren und die Fußballclubs im Landkreis kooperieren.

Es ist, so ergaben die Recherchen der Lokalredaktion, keine hoch-offizielle Zusammenarbeit. Was in Trabelsdorf vor einer Woche offenbar reibungslos funktioniert hat, war nicht zuletzt das Ergebnis Feuerwehr-interner Überlegungen für genau solche Eventualitäten.

Erst heuer gab es laut Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann eine Abfrage seitens der FFW-Führungsspitze, um zu klären, welche Kommandanten Zugang zu den Sportplätzen im Landkreis haben und welche Anlagen mit Flutlicht ausgestattet sind.

Weil man ja immer wieder Landeplätze für Hubschrauber brauche, habe es nahe gelegen, diese Information einzuholen, erläutert Ziegmann. Vom Prinzip her eigne sich jedes Fußballfeld dafür.

Aber nicht alle sind für Rettungsfahrzeuge gut erreichbar und mit Flutlicht ausgestattet. Das Trabelsdorfer ASV-Gelände schon, bestätigt der örtliche Kommandant. Dass der Schalter für die Flutlichtanlage außen angebracht und mit einem Schlüssel zu bedienen ist, wisse auch keineswegs nur er: "Das ist so eine kleine Ortschaft; man hat früher Fußball gespielt." Außerdem habe die FFW aktive Kicker in ihren Reihen.

Leitstellen-Geschäftsführer Philipp erfuhr erst durch die FT-Anfrage davon, dass am vergangenen Samstag der Sportplatz der Landeplatz war. Den Disponenten am Bamberger Paradiesweg liegt seinen Angaben zufolge kein Plan vor, welches Vereinsgelände in Frage kommt.
Das sei üblicherweise die Sache der ortskundigen Helfer draußen. Manchmal kenne auch der Sanitäter einen, der weiter helfen kann und nütze seine Verbindungen.

Noch eine Besonderheit des Notfalls vom vergangenen Samstag: Im Einsatz war ein so genannter Intensivtransport-Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht, der für Flüge bei Dunkelheit ausgestattet ist. Die vier anderen Hubschrauber, mit denen die ILS in einem Radius von 60 Kilometer kooperiert- je zwei von ADAC und Deutsche Rettungsflugwacht - , können laut Philipp nur Einsätze bei Tag fliegen.

Wie es der Zufall wollte, hatten sich am späten Samstag Nachmittag alle am Einsatz beteiligten Wehren gerade am Priesendorfer Feuerwehrhaus versammelt, um genau das Szenario zu trainieren, das dann eintrat: Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten - es waren drei - und einer so schwer geschädigten Person, dass der Rettungshubschrauber gebraucht wird.

Von der Übung zum Ernstfall

Dass aus der Übung Ernst wird sei für sie "die absolute Ausnahme", sagte Klaus Jungkunz, der stellvertretende Kommandant der FFW Priesendorf, dem FT. In größeren Orten möge das häufiger vorkommen, für sie war das außergewöhnlich.

Wie am Montag aktuell berichtet, war ein 19-jähriger Autofahrer von Weiher kommend kurz vor Trabelsdorf auf die Gegenfahrbahn geraten und hatte einen 49-jährigen Mann erfasst, der mit einem Elektro-Fahrrad unterwegs war. Anschließend schleuderte das Unfallfahrzeug gegen mehrere abgestellte Fahrzeuge. Der Verursacher und seine Beifahrerin kamen mit leichten Verletzungen davon.