Am Feiertag lud der Bürgerverein Bamberg-Mitte zur Schnäppchenjagd in die Innenstadt ein. Das neue Konzept soll auch im nächsten Jahr fortgeführt werden.
Wer ein Bundesverdienstkreuz am Bande ergattern will, muss sich üblicherweise fast ein Leben lang ordentlich anstrengen. Und eine respektable Persönlichkeit sein. Doch an diesem 3. Oktober hatte auch der Normal-Sterbliche die Chance, diese hohe Auszeichnung zu erlangen. Nämlich für die schlappe Gegenleistung von 50 Euro. Der Antik- und Trödelmarkt, zu dem der Bürgerverein Bamberg-Mitte eingeladen hatte, machte auch dieses Schnäppchen möglich.
Händler Klaus Barnickel aus Gütersloh pries denn auch das schwarz-rot-goldene Prunkstück an. Wer es ausrangiert hatte, mochte Barnickel nicht verraten. Obwohl ein gewisser Kaufanreiz durchaus wünschenswert für ihn gewesen wäre: "Es kommen in diesem Jahr Seh-Leute, aber kaum Kauf-Leute", blickte Barnickel ins Menschengetümmel, das sich zwischen den Ständen umeinander schob. Kleinigkeiten für höchstens zwanzig Euro seien gefragt: "Das ist der allgemeine Trend", meinte der erfahrene Fierant, der bundesweit zu Trödelmärkten zieht und allein in Bamberg schon seit zehn Jahren dabei ist. Die Generation, die Trödel gekauft habe, "hat heute alles, und die jungen Leute gehen lieber zu Ikea", sagte Klaus Barnickel.
Auch Händlerkollege Ulrich Siebert aus dem Raum Gießen sprach von "eher zurückhaltenden Leuten beim Kauf in diesem Jahr". Sein Angebot - Raritäten aus Meissener Porzellan - gehörte wohl zu den kostspieligsten auf dem ganzen Markt. So mochte sich niemand so recht für die Figurengruppe "Europa auf dem Stier" erwärmen beziehungsweise dafür 1850 Euro hinblättern. Auch das preiswerteste Stück - eine Mokkatasse samt Unterteller für 45 Euro - blieb ohne Liebhaber.
Positives Feedback
Dafür hatten andere der insgesamt 430 Standbetreiber mehr Glück: "Wir haben ein positives Feedback von den Händlern bekommen, wir sind sehr zufrieden!" bilanzierte Marktleiterin Udja Holschuh am nächsten Morgen. Der Bürgerverein freue sich besonders auch darüber, dass die Stadtverwaltung ihm einen "mustergültigen Markt" bescheinigt habe: "Der Aufwand hat sich rentiert", betonte die Marktleiterin und dankte der Stadt für die "viele Unterstützung im Vorfeld" und den Anwohnern in der Innenstadt "für ihr Verständnis". Die vierzig ehrenamtlichen Helfer, die den ganzen Tag über im Einsatz waren, bekommen mit einem Essen am kommenden Sonntag noch ein Extra-Dankeschön.
Der Antik- und Trödelmarkt 2018 ist mit einem neuen Konzept über die Bühne gegangen: "Wir haben die Zahl der Marktstände reduziert und hundert interessierten Händlern abgesagt", erklärte Udja Holschuh. Damit habe der Bürgerverein auf steigende Anforderungen an die Sicherheit reagiert. Um beispielsweise genügend Pufferzonen für Feuerwehrzufahrten einhalten zu können, hätten Standflächen entfallen müssen. Auch die Baustelle in der Austraße habe es mit sich gebracht, dass diese und der Heumarkt nicht miteinbezogen werden konnten.
Geblieben waren die Beurteilung der Waren durch Gutachter, die Qualität der alten Objekte und die Ablehnung von Neuware: "Wir wollen auch nicht auf alt gemachte Sachen", so die Marktleiterin. Als Magnet erwiesen sich auch der Kinderflohmarkt in der Jesuitenstraße und das Weißwurst-Frühstück im Innenhof der Universität, beides verantwortet vom Förderverein St. Martin.
"Nach dem Markt ist vor dem Markt!" lachte Udja Holschuh. Schon jetzt habe sie wieder eine Warteliste mit 150 Händlern für das nächste Jahr. Denn "selbstverständlich gibt es dann wieder einen Antik- und Trödelmarkt". Und wieder werde - wie heuer - der Erlös an ein soziales Projekt in Bamberg gehen.