Bamberger Studenten haben am Donnerstag in der Austraße gegen Wohnungsmangel demonstriert. Die bereitstehenden Unterkünfte sind laut den Demonstranten in der Stadt nicht ausreichend vorhanden und die Preise unerschwinglich.
Der Nachbar des 21-jährigen Studenten Thomas B. lebt in einer Wohnung mit 80 Quadratmetern, dafür ist eine Monatsmiete von 280 Euro fällig. Dies wäre eigentlich kein schlechter Preis, wenn es keine Drei-Personen-WG wäre: Effektiv nutzt der junge Mann nämlich nur ein Zimmer von 15 Quadratmetern und er darf die Küche der Wohnung nicht betreten. Im Flur gibt es zwar eine Küchenzeile - die verfügt allerdings über keinen Wasseranschluss. Der Student muss also sein Geschirr in einer Wanne abwaschen.
Diese und ähnliche Erfahrungen teilen viele Besucher der Bamberger Hochschulen. Sie taten ihren Unmut darüber Donnerstagmittag vor dem Gelände der Universität in der Austraße kund: Vier junge Studenten hatten dort im Rahmen der Aktionswoche des Bündnisses "Studis gegen Wohnungsnot" zur Demonstration aufgerufen. Einer von ihnen entschuldigte sich, weil er arbeiten musste: Er muss seine eigene Wohnung finanzieren.
Aufsehen unter Passanten
Neben einem Banner, auf dem das Motto der Aktion "Campen statt Wohnen" stand, waren Passanten aufgefordert, ihre eigenen Erlebnisse und Wohnsituationen auf Plakaten zu verewigen - es wurden Handzettel verteilt. Um das Motto der Aktion zu untermalen, hatten die jungen Männer vor der Universitätskantine ein Iglu-Zelt aufgebaut. Diese Szenerie sorgte für Aufsehen unter den Fußgängern, viele blieben stehen und suchten das Gespräch mit den Aktivisten.
Gleich mehrere Leute schildern ihren "Leidensweg" vor Ort und steuern der Debatte damit diverse Fallbeispiele bei. So auch die Soziologie-Studentin Julia Probst. Sie bewohnt zwar seit geraumer Zeit eine Wohnung, bei der "alles stimmt", davor war sie aber auf Notlösungen angewiesen - musste in drei Jahren dreimal umziehen. Die Stichworte dabei: begrenzte Mietzeit.
Auch der BWL-Student Dominik H. ist auf das "Wohnen auf Zeit" angewiesen: Nachdem der 20-Jährige drei Wochen auf dem Boden bei einem Freund geschlafen hatte, bekam er eine Wohnung. Allerdings sind laut Mietvertrag dafür nur zwölf Monate vereinbart. Danach muss er erneut Ausschau nach einem Dach über dem Kopf halten.
Diese beiden jungen Erwachsenen hatten aber zumindest das Glück, eine Wohnung im Stadtgebiet zu "ergattern": Luisa Oberhauser studiert seit vier Semestern Anglistik in der Weltkulturerbe-Stadt. Drei Semester davon musste sie mit der S-Bahn von einem Ort bei Erlangen hierher pendeln - für sie nicht die Optimal-Lösung.
Deshalb bewarb sie sich bei über 40 WGs, die näher im Zentrum liegen. Sie stellte sich bei einigen davon sogar persönlich vor. Dennoch blieb ihre Suche ergebnislos, und sie machte die Erfahrung, dass viele dieser "Mitbewohner-Castings" selbst von den Anbietern als Stress wahrgenommen werden: "Das ist doch paradox - die laden sich 50 Leute ein, empfinden es selber als stressig und am Schluss wird keiner angenommen." Schließlich, nach viel "Zeitverschwendung", wurde sie doch fündig: Wie sollte es anders sein, nur auf Zwischenmiete bis April - dann geht es erneut auf Wohnungsschau.
Die Stadt im Zugzwang
Laut einem Studenten herrscht hier Handlungsbedarf: Er schlägt vor, dem Beispiel eines Würzburger Studentenwohnheims zu folgen und die Bamberger Kaserne, nach Abzug des amerikanischen Militärs, als Wohnraum für Studenten nutzbar zu machen.
Die Bamberger Rentnerin Silke Schmidt-Hannes sieht an dieser Stelle die Stadt im Zugzwang. "Es wird immer mit den Studentenzahlen geprahlt, aber niemand ist dazu bereit, Wohnungen bereit zu stellen. Die Stadt entzieht sich ihrer Aufgabe des öffentlichen Wohnungsbaus."
Die Passantin Larissa Schrödeberger (23) geht hier noch einen Schritt weiter und fordert, dass freistehende Gebäude in der Innenstadt zu Unterkünften ausgebaut werden sollten: "Zum Beispiel die freistehende Sparkasse am ZOB könnte genutzt werden. Aber die Stadt kann da nichts machen - das Gebäude ist im Besitz der Sparkasse."
Außerdem kritisiert sie, dass immer mehr Wohnungen schlichtweg zu teuer sind. Der Grund hierfür ist für sie ohne Zweifel, dass Wohnungs-Ausschreibungen nur noch über Immobilienmakler abgewickelt werden. "Die Makler sprießen aus dem Boden und verlangen zwei bis zweieinhalb Kaltmieten als Maklergebühr. Ich selbst miete meine Wohnung von 24 Quadratmetern seit sechs Jahren für 230 Euro. Heute ist das ein utopischer Preis - man bekommt nichts unter 250 Euro."
Gerade viele junge Leute können dieses Geld trotz Nebenbeschäftigungen nicht aufbringen, so ein Student. Er zitiert einen Bericht des "Spiegel", laut dem Bamberg - nach Rostock - eine der teuersten deutschen Städte für Studenten ist. Dabei bezieht er sich auf das Verhältnis zwischen Einkunft und Miete in der Ausbildung.
Weitere Aktionen geplant
Die Studenten wollen über die Demo am Donnerstag hinaus weiter auf diese Defizite aufmerksam machen. Denn ihr Protestbedürfnis ist wegen der großen Resonanz und trotz vom Winde verwehtem Informationsmaterial anscheinend ungebrochen.
Ich beziehe mich auf die Printausgabe. Darin das Foto eines Transparents. Der Text: "Ich muss jeden Tag ne halbe Stunde aus Bischberg zur Feki radeln, gescheitBusverding Fehlanzeige und zahle trotzdem eine immes hohe Miete!"
Abgesehen davon, dass es tatsächlich unfair ist, zu hohe Mieten zu verlangen, kann ich die Einleitung nur als Jammern auf sehr hohem Niveau empfinden. Meine Mutter musste in ihrer Kindheit noch eine Stunde durch Wald und Feld zur Schule LAUFEN, bei jedem Wetter, im Winter durch hüfthohen Schnee. Dabei durfte sie noch nicht einmal studieren. Ein Privileg auch heute noch für manche junge Menschen, die aus armen Elternhäusern stammen. Die täten alles geben, eine halbe Stunde zu radeln, um mit frisch gelüfteten Kopf einen Uni-Klappsessel zu ergattern!
Lieber SchumannBA,
ich habe es an anderer Stelle schon einmal erwähnt: keine Universität in Bayern kann von sich aus eine Zulassungsbeschränkung (NC) einführen oder abschaffen, dazu bedarf es der Genehmigung des Bayerischen Wissenschaftsministeriums. Grundlage hierfür sind Kapazitätsberechnungen. Die Zulassungsbeschränkung für BWL und andere Fächer wurde abgeschafft, weil die Universität die errechnete Kapazität vor 2011 nie erreicht hat, sprich: es blieben immer Plätze frei. Wenn dies der Fall ist, genehmigt das Ministerium auch keine Beschränkungen mehr. Eine Beschränkung auf Verdacht gibt es auch nicht, sondern man kann hier nur im Nachgang reagieren. Dies hat die Uni Bamberg in überlaufenen Fächern nach 2011 auch getan, siehe: BWL, IBWL, Pädagogik und Kommunikationswissenschaften. Die steigenden Studierendenzahlen sind ein gesamtdeutsches Phänomen: mehr Abiturienten, doppelte Jahrgänge kein Wehr- und Zivildienst, Studienmöglichkeiten für Buruflich Qualifizierte etc. Dies sind alles politische Rahmenbedingungen, die an die Universitäten weitergereicht werden.
Insofern gilt: erst nachdenken, dann schreiben. Oder: Wörüber man nicht reden kann, darüber sollte man besser schweigen. Und zu Ihrer Beruhigung: Die Studierendenzahlen werden in den nä. Jahren deutlich sinken, dann auch hier kommt der demographische Wandel an.
Tja, dumm gelaufen. Ist aber so.
Die Zeiten der Sonderbehandlung sind halt vorbei, das gilt nicht nur für den sozialen Wohnungsbau.
Einfach mal akzeptieren und sich in der Realität wie alle anderen zurechtfinden.
Vielleicht auch mal im Umland wohnen und halt früh auch mal 5-10 km mit dem Rad fahren.
Habe ich als Student auch gemacht, habe mir allerdings einen Studienort ohne Halligalli rausgesucht. 1 Semester München hat mir völlig gereicht.
2014 ziehen die Amerikaner ab, das wird die Mietsituation erstmal entspannen.
Die abgewohnten Kasernen und Housings müssen aber erstmal saniert werden und ich bin mir nicht sicher ob die von Studenten angenommen werden.
... na da sollten Sie sich mal einen persönlichen Eindruck machen. Die Gebäude wurden in regelmäßigen Abständen von deutschen Firmen immer wieder "in Schuss gehalten". Innen, wie außen.
Ich denke, dass es nur wenig Wohnsiedlungen gibt, die derart auf der Höhe der Zeit sind.
Das nur mal so am Rande bemerkt. Es sei denn, Sie haben ein "Auge auf ein solches Objekt geworfen", dann müssen Sie so argumentieren.
Diese Situation hat die Uni zu verantworten! Es ist eine bodenlose Frechheit mit dem Wissen um die Umstellung auf G8 jahrelang NICHTS getan zu haben. Der gierigen Uni geht es nur um noch mehr Studenten - anscheinend kriegen sie dafür noch ne Fangprämie?
Anders ist nicht erklärbar, warum alle Zugangsbeschränkungen augehoben wurden und die Stadt regelrecht vollgestopft wurde mit neuen Studenten. Bamberg wurde nie auf diese Schwemme vorbereitet.
Ausbaden müssen es die Stundenten zumindest nur teilweise. Denn sie könnten ja wieder gehen, aber die Bewohner der Stadt eben nicht. Die müssen die Zeche für immer bezahlen.