Streik: Viele Bamberger bekommen keine Post

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Leere Briefkästen: Viele Bürger in Bamberg und im Landkreis warten seit Tagen auf die Post. Foto: Ronald Rinklef
Leere Briefkästen: Viele Bürger in Bamberg und im Landkreis warten seit Tagen auf die Post.  Foto: Ronald Rinklef
Das Briefzentrum in der Memmelsdorfer Straße wird auch bestreikt. Foto: Ronald Rinklef
Das Briefzentrum in der Memmelsdorfer Straße wird auch bestreikt. Foto: Ronald Rinklef
 

Rund 100 Postbeschäftigte in Stadt und Landkreis Bamberg sind in den Ausstand getreten. Der Briefkasten vieler Kunden bleibt leer - das Ergebnis des Kräftemessens zwischen Konzern und Gewerkschaft. Die Situation dürfte sich so schnell nicht bessern.

Der täglich Gang zum Briefkasten ist für viele Bamberger und Landkreisbewohner derzeit frustrierend. Vor allem Gartenstädter melden sich auf unseren Facebook- Aufruf: "In der Mittelbachstraße bekommen wir seit zwei Wochen keine Post! Am Sonntag wurden dann drei Briefe geliefert, seitdem aber wieder nichts mehr und es fehlt noch einiges an Post!!", schreibt Susanne Möggala auf der FT-Facebookseite.

Auch andere Kunden sind betroffen, das wird in der Stichprobe deutlich: Neben Gartenstädtern melden sich auf Nachfrage der Redaktion auch Anwohner aus der Pödeldorfer Straße, aus Gaustadt, aber auch aus Drosendorf (Memmelsdorf) und Hohenpölz (Heiligenstadt). Sie warten seit Tagen vergeblich auf ihre Post. Wie Heidi Arold auf eine Büchersendung. Ärgerlich: Die sechs Exemplare hat sie bereits bezahlt - nur sie kommen nicht an. Auch Abiturienten des Kaiser-Heinrich Gymnasiums müssen auf ihrer Abschlussfeier wohl ohne ihre bestellten Abi-Shirts auskommen.

Streiks werden ausgeweitet

Der Streik schlägt in Bamberg immer mehr durch. Bereits rund 100 Postbeschäftigte befinden sich nach Angaben von Verdi in Bamberg und Landkreis im Ausstand. Zusteller und Mitarbeiter des Briefzentrums in der Memmelsdorfer Straße legten in den vergangenen Tagen ihre Arbeit nieder.

Bereits seit dem 8. Juni läuft der Streik, zu dem die Gewerkschaft aufgerufen hat. Im Bamberger Briefzentrum stellten laut Jessica Hampel, Verdi-Gewerkschaftssekretärin des Bereichs Postdienste, allein rund 60 Mitarbeiter, etwa 80 Prozent der Gesamtbeschäftigten, ihre Arbeit ein. Dadurch komme es bereits in der Briefsortierung zu Verzögerungen. Auch die Zahl der arbeitenden Paket- und Briefzusteller würde abnehmen.

Sollte in den Tarifstreit mit der Post keine Bewegung kommen, könnten es jeden Tag mehr werden: Das sieht die Strategie der Gewerkschaft vor. "Wir haben nicht gleich alle Beschäftigten auf einmal zum Streik aufgerufen, sondern schalten jeden Tag neue dazu", erklärt Gewerkschaftssekretärin Hampel. Und das so lange, bis der Arbeitgeber Verhandlungsbereitschaft signalisiere. "Momentan verwendet die Post mehr Kraft darauf, die Streikmaßnahmen kleinzureden", kritisiert Hampel. Ernste Gesprächsangebote gebe es nicht.

Post: 80 Prozent zugestellt

Laut Angaben der Post würden rund 80 Prozent aller Sendungen zugestellt. Das bestätigt am Dienstag Postsprecher Alexander Böhm. Es könne sein, dass es vereinzelt zu Verzögerungen komme, doch sollte sich das im Rahmen halten. "Die Notfallpläne haben gezogen", so der Sprecher. Unter anderem waren in Bamberg auch am Sonntag Postautos unterwegs, um Briefe auszufahren. Man habe bei den Zustellern und im Briefzentrum kurzfristig Aushilfskräfte eingestellt. Diese Sonntagsarbeit wiederum verurteilt Verdi.

Die Fronten sind verhärtet: Es ist weiter damit zu rechnen, dass Postsendungen vereinzelt gar nicht oder zu spät ankommen. Mit unerfreulichen Folgen wie bei Kathrin Kraft aus der Gartenstadt: "Wir hatten am 20. Juni eine Einladung für eine Veranstaltung im Briefkasten, die bereits am 18. Juni stattgefunden hat."


Der Tarifkonflikt im Überblick - Infos über Postsendungen:

Tarifkonflikt: Seit dem 8. Juni befinden sich Brief- und Paketzusteller der Deutschen Post im Streik. Die Gewerkschaft Verdi verurteilt vor allem den Aufbau von 49 regionalen Gesellschaften in der Paketzustellung, bei denen mehrere tausend Beschäftigte seit Anfang des Jahres nicht länger nach dem Post-Haustarif bezahlt werden. Die Gewerkschaft wehrt sich gegen diese Form der "Billiglöhner" und fordert in der ersten Runde eine Rückführung der Beschäftigten in den Tarifvertrag. In der Gesamtforderung geht es auch um Bezahlung und Arbeitszeit für rund 140 000 Tarifkräfte, die die Post neben 40 000 Beamten bundesweit beschäftigt.

Aktueller Stand: Verdi hat nach mehreren erfolglosen Verhandlungsrunden zum unbefristeten Streik aufgerufen. Man habe bereits die Forderungen angepasst: Laut Gewerkschaftssekretärin Jessica Hampel will Verdi nun erst ab 2016 eine Entgelterhöhung von knapp 2,6 Prozent, für dieses Jahr lediglich eine Einmalzahlung von 500 Euro. Auch eine automatische Lohnanhebung soll erst nach drei anstatt nach zwei Jahren in Kraft treten.
Inzwischen ruft auch die Fachgewerkschaft DPV zu einem unbefristeten Streik auf.

Streikinfos: Auf der Internetseite der Post können sich Kunden informieren, ob ihr Postleitzahlenbereich von Verzögerungen betroffen ist. Eine Hotline zu den Tarifverhandlungen ist unter 0228/76367650 eingerichtet.

Facebook: Sind Sie auch vom Poststreik betroffen? Auf unserer Facebookseite können Sie mitdiskutieren. facebook.com/ftbamberg