Die Gemeinde Oberhaid möchte das Naturwaldreservat "Seelaub" erweitern.
Oberfrankens kleinstes Naturwaldreservat könnte ein kleines bisschen größer werden. Das Waldstück "Seelaub" im Nordosten von Oberhaid ist ein Schatzkästchen der Natur. Der Schwarzerlen-Sumpfwald bietet Pflanzen, wie Sumpfdotterblume, Hühnerbiss und Wasserschwertlilien sowie Tieren, wie Kammmolch, Steinkrebs, Ringelnatter und seltenen Groß- und Kleinlibellen, einen optimalen Lebensraum. Und auch für Spaziergänger ist es ein perfekter Ort zur (Nah-)Erholung.
Vor fünf Jahren wurde Das "Seelaub" als Naturwaldreservat in Oberfranken ausgewiesen. Es ist damit eines von derzeit 159 in ganz Bayern, 18 in Oberfranken und vier im Landkreis Bamberg. Aber es weist einige Besonderheiten auf: "Seelaub" war 2011 das erste kommunale Naturwaldreservat in Oberfranken. Andere, wie etwa "Brunnstube" und "Waldhaus" im Ebracher Forst befinden sich zumeist auf gemeindefreiem Gebiet und damit in der Regie des Freistaats.
Klein aber einzigartig
"Seelaub" ist das einzige Gebiet in Oberfranken, das als "Au- und Bruchwald" aufgenommen wurde. Denn "Ziel der Naturwaldreservate ist, möglichst alle in Bayern vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften und ihre Standorte zu repräsentieren", heißt es bei der Bayeriachen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Mit einer Fläche von knapp zwölf Hektar ist "Seelaub" jedoch das kleinste in Oberfranken und eines der kleinsten in ganz Bayern überhaupt. Im Durchschnitt sind die bayerischen Naturwaldreservate rund 45 Hektar groß, das größte liegt im Berchtesgadener Land und erstreckt sich über fast 450 Hektar.
Nun könnte "Seelaub" also auch etwas wachsen, allerdings nur ein kleines bisschen. Eine Vergrößerung auf 15 Hektar wäre möglich, sagt Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD), nachdem die Gemeinde drei weitere Grundstücke erworben hat, die das Naturwaldreservat bislang im Norden vom angrenzenden Gemeindewald trennten.
Fichten müssen weichen
Joneitis liegt sehr viel an dem Naturwaldreservat. Er gerät ins Schwärmen, wenn er über das "Seelaub" spricht. Als Bürgermeister ist es für ihn aber nicht nur eine Herzensangelegenheit. "Es ist toll, dass die Kommune hier selbst die Handhabe hat und gestalten kann", findet er.
Entstanden war das Naturwaldreservat, als die Gemeinde im Zuge der Flurbereinigung 2004 Waldflächen von 111 Grundeigentümern erwerben konnte. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit - hier fließt der Mühlbach und ein Nebenarm - waren die Grundstücke nicht übermäßig begehrt. Dennoch wuchsen hier Fichten zur wirtschaftlichen Nutzung. Mit der Herausnahme von Nadelbäumen und der Neuanpflanzung von Erlen wurden dann die Voraussetzungen die Rückkehr zur ursprünglichen Natur geschaffen. Naturwaldreservate sind die "Urwälder von morgen", heißt das LWF.
Doch bevor ein weiteres Stück des Oberhaider Forstes zum Urwald werden kann, bedarf es noch einiger Arbeit. Dass es machbar ist, bestätigte eine von Joneitis zum Ortstermin eingeladene Expertenrunde, zu der Markus Blaschke von der LWF, Bernhard Struck von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bamberg, Revierleiterin Rita Satzger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg sowie Joachim Heusinger vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken gehörten.
Gemeinde bereit zu mehr
Einigkeit herrschte Joneitis zufolge, dass mit einem stärkeren Eingriff in den jungen Fichtenbestand der neu erworbenen Grundstücke gute Voraussetzungen für eine natürliche Entwicklung in Richtung eines von Erlen geprägten Feuchtwaldes geschaffen werden können. Das kann auch über die drei kleinen Grundstücke hinaus gehen könnte. "Die Gemeinde wäre bereit, das Naturwaldreservat auf den südlichen Teil der kommunalen Waldflächen auszudehnen", sagt der Bürgermeister.
Längerer Zeitraum nötig
Doch bei den Forstexperten herrscht hier eine gewisse Skepsis."Das wird mit den daran anschließenden Flächen des Gemeindewaldes nicht so einfach sein", waren sich etwa Revierleiterin Satzger und LWF-Mann Markus Blaschke beim Ortstermin einig. Angesichts des größeren Flächenumfangs würde ein starkes Herausnehmen der Fichte für zu viel Licht sorgen und die Konkurrenzkraft der Erle überfordern. Die Entwicklung in Richtung eines typischen Feuchtwaldes erfordere daher einen größeren Zeitraum. Förderlich für die gewünschte Entwicklung könne ein verstärktes Freistellen der bereits vorhanden Erlen, das Freischneiden eines Korridors entlang des Baches, der sich durch den Wald schlängelt, sowie eine Erhöhung des Wasserstands durch eine zusätzliche Verbauung im Bach sein.
"Wir stauen den Bach noch etwas auf. Nässe mögen die Fichten nicht. Die fallen dann von allein um", beschreibt Joneitis dieses Vorgehen. Dass es noch ein Weilchen dauern wird, mit der Erweiterung des Naturwaldreservates, hat für die Gemeinde auch noch einen positiven Nebeneffekt. Sie kann die Waldstücke als Ausgleichsfläche für das neue Wohnbaugebiet melden und dort die Renaturierung durchführen. Zum Beispiel auch durch die gezielte Entnahme von Fichten und Neupflanzung von Schwarzerlen. Im Naturwaldreservat wären dagegen sämtliche wirtschaftlichen Eingriffe verboten. Trotzdem die Erweiterung des "Seelaubs" das erklärte Ziel. Bürgermeister Joneitis ist jedenfalls fest entschlossen, das Projekt voranzutreiben: "Wir wollen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zusammen ein Konzept erstellen, um die Voraussetzungen für die Erweiterung des Naturwaldreservats zu schaffen."