Nach dem Abriss der alten Sparkasse sind die beiden historischen Stadtmauern nun deutlich sichtbar. Der Umgang mit der alten Substanz stößt auf viel Lob.
Sehen so historische Momente aus? Auf der großen Innenstadtbaustelle staubt es gewaltig, als Bambergs Stadträte zusehen, wie der lange Arm eines Abbruchbaggers die letzten Stahlträger der ehemaligen Sparkassenfassade abzwickt. Ein stadtbildprägendes Gebäude ist Geschichte.
Wenige Meter um die Ecke und rund zwei Stockwerke tiefer tasten sich zur selben Zeit Archäologen mit Handschaufel und Pinsel in die Jahre vor dem 12 Jahrhundert vor. Stadtarchäologe Stefan Pfaffenberger berichtet von Schwemmsandschichten, die der Fluss bei Hochwasser hier noch im Spätmittelalter abgelagert hat.
Der Boden hinter der Hellerstraße ist durch und durch historisch: 60 Kisten Fundmaterial haben die Ausgrabungen der letzten Monate zu Tage gefördert. Vieles, was alte Quellen überlieferten, wird mit Händen greifbar, zum Beispiel die Rolle, die der Ort bei der Herstellung von Tongefäßen spielte. Die Hellerstraße, so legen die Funde nahe, war Wohnort eines Häfners, der die Produktion von Tonfigürchen fast schon fabrikmäßig betrieb.
Wenn sich die Stadträte umdrehen, erblicken sie ein weiteres Monument der Geschichte. "Seit Jahrhunderten hat sich ein solcher Anblick hier nicht mehr geboten, ein historischer Augeblick", sagt Bambergs Baureferent Thomas Beese vor den stattlichen Resten der älteren Stadtmauer, nun von den Erdmassen befreit. Sie steht quer zu den Quadern der jüngeren Stadtmauer, ein Beleg für die spätmittelalterliche Expansion Bambergs. Die Stadträte sind sichtlich beeindruckt und sparen nicht mit Lob für Sparkasse Bamberg und das Baureferat. Ursula Sowa wird später den Satz sagen: "Das ist ein Sieg der Denkmalpflege."
Unzweifelhaft ist: Die Sparkasse Bamberg lässt sich die Baustelle in einer Herzkammer Bambergs viel kosten. Um die Mauern zu schützen, wurden sie in ein Betonkorsett gezwängt; auch die historische Mikwe der spätmittelalterlichen jüdischen Gemeinde in einem Hinterhaus der Hellerstraße ist durch einen Spritzbetonmantel vor Beschädigung gesichert.
Nicht mehr zu retten ist das barocke Haus Hellerstraße 15. Wie Statiker Alfred Lang erklärt, wurde es insgesamt acht Mal umgebaut, wenig sachgemäß und mit unübersehbaren schädlichen Konsequenzen. "Würden wir es sanieren, müssten wir 80 bis 90 Prozent der Substanz austauschen."
Die Sparkasse will das Haus weitgehend abtragen und abgesehen von Keller und Teilen der Erdgeschossfassade nur in der Dimension nachempfinden: Das Landesamt für Denkmalpflege erteilte die Abrissgenehmigung bereits. Und auch vom Bausenat kam kein Widerspruch.