Das Brose-Team jubelt über den 90:87-Erfolg im Pokal-Halbfinale gegen die Telekom Baskets Bonn und das Heimrecht im Endspiel gegen Alba Berlin. Der knappe Sieg über die Rheinländer ist ein erster Schritt aus der Krise.
Der Gang am Block der Fanclubs vorbei war für die Basketballer von Brose Bamberg diesmal alles andere als ein Spießrutenlauf. Nach den Heimniederlagen gegen Bayreuth und Vechta noch gnadenlos ausgepfiffen, lagen sich Spieler und Anhänger am Sonntagabend in den Armen und feierten nach dem hart erkämpften 90:87-Erfolg gegen die Telekom Baskets Bonn gemeinsam den Einzug ins Finale um den deutschen Basketball-Pokal. Und als der ehemalige, aus Bamberg stammende Bundesliga-Schiedsrichter Horst Weichert dem Brose-Team wenig später sogar noch das Heimrecht im Endspiel gegen Alba Berlin zuloste, war der Jubel in der Arena noch einmal so groß wie unmittelbar nach der Schlusssirene. Das Traumfinale gegen den Erzrivalen in der "Frankenhölle" hat die Bamberger Fans wieder versöhnt. "Das wird ein großes Spiel gegen ein großes Team", freute sich Brose-Kapitän Nikos Zisis auf das erste Endspiel der Saison, in dem die Bamberger am 17. Februar (15 Uhr) ihren sechsten Pokaltriumph feiern können. Der Kartenvorverkauf beginnt bereits heute.
Perego: Es war eine Schlacht
"Es war eine Schlacht, wie immer, wenn es gegen Bonn geht", meinte Federico Perego nach dem knappen Sieg im Duell der beiden Krisenclubs. Der Italiener, seit der Trennung von Trainer Ainars Bagatskis für die sportlichen Geschicke verantwortlich, feierte seinen ersten Sieg als Chefcoach - und wurde von seinen Spielern nach der gelungenen Heimpremiere mit Mineralwasser übergossen. "Wir freuen uns alle für ihn. Vom ersten Tag an als unser Coach hat er alles getan, um dem Team zu helfen, den Bock endlich umzustoßen", erklärte Zisis. Die Bierdusche soll nach dem Finale folgen.
An das Endspiel gegen die favorisierten Berliner verschwenden die Bamberger noch keinen Gedanken. "Bis dahin müssen wir noch viele Spiele bestreiten und haben Zeit, uns weiter zu verbessern", erklärte Elias Harris, der mit zehn Punkten und sieben Rebounds in 15:17 Minuten Einsatzzeit einer der effektivsten Bamberger war.
Mit 14 Punkten in Rückstand
Der Sieg über die Bonner war ein erster Schritt aus der Krise, weitere müssen aber folgen, um diese auch zu beenden. Denn in der Verteidigungsarbeit haben die Brose-Basketballer weiterhin noch viel Luft nach oben. Die Hausherren gestatteten ihren Gästen zunächst viele Distanzwürfe. Nach sieben Dreiern lagen die Rheinländer in der 16. Minute mit 14 Punkten vorne. Dies war aber der Weckruf für die bis dahin verunsichert wirkenden Bamberger. Der unter den Körben diesmal sehr energische Center Cliff Alexander (21 Punkte/8 Rebounds) riss seine Teamkollegen mit. Auf einmal drückten die Bamberger aufs Tempo und drehten bis zum Ende des dritten Viertels mit bis dahin 15 Punkten nach Schnellangriffen das Spiel.
Damit widerlegten sie Michael Stoschek, der in der Halbzeitpause im Interview mit "Magentasport" behauptet hatte: "Die Spieler müssen einfach fitter sein." Auf die Frage, ob der Zustand der Mannschaft auf die Arbeit des früheren Coaches Bagatskis zurückzuführen sei, antwortete der Aufsichtsratsvorsitzende von Brose Bamberg: "Das kann man so sehen."
Konditionelle Rückstände sind aber wohl nicht der eigentliche Grund für die Defizite im Spiel des neunfachen Meisters in den vergangenen Wochen. "Bagatskis hatte eine andere Philosophie. Er wollte mehr Punkte erzielen als der Gegner. Gegen starke, gut organisierte Teams haben wir damit aber Probleme bekommen", erklärte Zisis. Daher wollen die Bamberger das Defensivverhalten dahingehend ändern, ihrerseits die Kontrahenten vor Probleme zu stellen. "Jeder Gegner muss merken: Es wird kein Punktefest in Bamberg. Wichtig ist, dass jeder versteht, dass Verteidigung mit Physis anfängt und jeder weiß, wann er wohin rotieren muss. Das muss jedem eingetrichtert werden, und so entsteht dann auch eine defensive Stabilität", meinte Harris, merkte aber an: "Das ist ein Prozess, der Zeit braucht." Spätestens im Pokalfinale sollten die Bamberger auf dem Weg zu einer neuen defensiven Grundordnung ein gewaltiges Stück weiter sein. Sonst werden sie von den Berlinern ebenso demontiert wie die Frankfurt Skyliners beim 70:105 in eigener Halle.