Bei den Bundesliga-Basketballerinnen der DJK Brose Bamberg geht es familiär zu. Das schließt mehr Professionalität nicht aus.
Die Basketballerinnen der DJK Brose Bamberg starten im Herbst in ihre zweite Bundesliga-Saison. Ein bärenstarker Schlussspurt brachte nach dem Aufstieg den Klassenerhalt. Professionellere Strukturen sind das Ziel, auch bei der Förderung des Nachwuchses, ein schlagkräftiges Team ist zu bilden - es ist die Zeit der Funktionäre und Macher. Wir sprachen mit Jörg Zimmermann, dem Abteilungsleiter des Hauptvereins DJK Don Bosco Bamberg.
Als Aufsteiger fast schon wieder auf dem Weg zurück in die 2. Liga, dann den Spannungsbogen beinahe bis zum Bersten gespannt, um mit einer Punktlandung den Klassenerhalt zu schaffen, als Zugabe dann noch die Play-off-Partien gegen den späteren deutschen Meister TSV Wasserburg: Hatten Sie Zeit zur entspannten Analyse der ersten Saison der DJK Brose Bamberg in der Damen-Bundesliga oder galt es, sofort nach der letzten Schlusssirene in der Stauffenberghalle die neue Spielzeit zu planen?
Jörg Zimmermann: Wie bereits in den letzten Jahren darf man in der Bundesliga kaum Zeit zwischen den Spielzeiten verstreichen lassen. Denn bereits jetzt sind die Weichen für die nächste Saison zu stellen. Nachdem man die ganze Zeit hautnah am Geschehen dran war, habe ich mir bislang eigentlich kaum Zeit genommen, die Ereignisse Revue passieren zu lassen. Ich glaube auch, das kommt alles erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn man realisiert, welchen rasanten Weg der Damen-Basketball in Bamberg die vergangenen vier Jahre eingeschlagen hat. Kaum eine unserer einheimischen Spielerinnen hätte es sich wohl vor vier Jahren träumen lassen, in einem Bundesliga-Viertelfinale auf Tuchfühlung mit dem späteren Meister zu gehen.
Eng verknüpft ist diese Entwicklung natürlich mit unserem Kooperationspartner Franken1st und nicht zuletzt mit dem Einstieg der Firma Brose als Haupt- und Namenssponsor. Der Erfolg fußt aber auf vielen Mosaiksteinen. Besonders hervorheben möchte ich hier unser Trainerteam sowie die Spielerinnen, die sich nie aufgegeben und Spiel für Spiel an den Erfolg geglaubt haben, trotz der sicherlich oft frustrierenden knappen Niederlagen in der ersten Saisonhälfte. Allerdings muss man sagen, dass der sportliche Erfolg mit dem Klassenerhalt am Ende wohl erst durch die Begeisterung eines Michael Stoschek auch für den Damen-Basketball möglich wurde und das entsprechende Engagement das entscheidende Quäntchen dazu beigetragen hat. So hat zum Beispiel die Nachverpflichtung von Binta Drammeh der gesamten Mannschaft schließlich die nötige Zuversicht und Stabilität verliehen. Am Ende sieht man, dass mit viel Leidenschaft bei allen Beteiligten etwas sehr positives geschaffen werden kann.
Hat sich mit den DJK-Damen eine eigene Marke entwickelt in der Basketball-Hochburg Bamberg, oder sind sie ein Angebot unter mehreren?
Natürlich müssen wir uns dem Konkurrenzkampf in Bamberg und Umgebung stellen. Allerdings sind wir durch unsere Damenmannschaft schon etwas besonderes. Das beweisen auch unsere Fans, die uns trotz des schweren Starts kontinuierlich die Treue gehalten haben. Im Vergleich zur zweiten Liga hat sich unser Zuschauerschnitt sogar noch erhöht. Unsere Spielerinnen sind ,Stars‘ zum Anfassen, die ganze Atmosphäre ist sehr familiär. Und auch der regionale Bezug der Spielerinnen soll natürlich auf Dauer erhalten bleiben. So sind wir hier auf dem richtigen Weg, uns als Marke zu etablieren, denke ich - auch wenn das Projekt diesbezüglich sicherlich noch in den Kinderschuhen steckt.
Was hat sich die DJK Brose für die neue Saison vorgenommen, wie sieht die Mannschaft aus?
Ziel wird es ganz klar sein, auf dem bisher Erreichten aufzubauen. Speziell im Nachwuchsbereich gibt es hier noch einige Baustellen, um die angestrebte Nachhaltigkeit mit Spielerinnen aus der Region zu sichern. Für die Bundesliga kann das Ziel meines Erachtens vorerst einmal nur Klassenerhalt lauten. Alles weitere wird man abwarten müssen. Wie eng es zugeht, haben wir ja dieses Jahr gesehen. Und mit Chemnitz und Saarlouis kommen zwei bärenstarke Aufsteiger, wodurch der Druck sicherlich nicht geringer wird. Aber für Stand heute sind wir mit den Planungen recht zufrieden, es haben schon viele positive Gespräche stattgefunden, unter anderem auch mit unserem Cheftrainer Steffen Dauer. Und einige Spielerinnen haben ja auch schon ihre Zusage für die kommende Spielzeit gegeben. Ein wichtiger Baustein ist dabei das Okay unserer Kapitänin Jessie Miller, die sowohl auf als auch neben dem Platz zu einem Vorbild für viele junge Basketballerinnen in der Region geworden ist.
Das Beispiel BG Wolfenbüttel ist noch aktuelle Warnung: Die Wildcats meldeten sich vor den Play-offs als deutscher Meister trotz geschafften Klassenerhalts wegen finanzieller Probleme in die 2. Liga ab. Kann das in Bamberg auch passieren?
Mit Sicherheit ausschließen kann man so etwas wohl nie. Aber mit unseren zuverlässigen und auch in der Region verwurzelten Partnern haben wir ein solides Fundament, das es nun auszubauen gilt. Auch sind wir mit der Bamberger Damenbasketball GmbH & Co. KG gut aufgestellt, damit die wichtigen - und vor allem im Ehrenamt nicht zu stemmenden - Aufgaben in professionellen Händen sind. So gesehen mache ich mir hier wenig Sorgen, solange auch das Interesse unserer Fans und Sponsoren am Basketball in der Region erhalten bleibt.
Was wird Ihnen als Erfahrung aus den letzten Jahren besonders in Erinnerung bleiben?
Was mich persönlich nachhaltig beeindruckt hat, ist die Leidenschaft, mit der ganz viele Menschen den Damen-Basketball in der Region wieder vorangebracht haben. Angefangen beim Umfeld mit Trainern, Ehrenamtlichen, Kooperationspartnern und Sponsoren über die Spielerinnen bis hin zu unseren Fans - allen voran dem unermüdlichen Fanclub Freakcity Frankenpower - gilt hier mein Dank. Die Identifikation mit dem Thema Damen-Basketball auf mittlerweile höchstem Niveau ist grandios und bestätigt zum Glück unsere Entscheidung aus dem Frühsommer 2010, das Wagnis Bundesliga einzugehen.