Karsten Tadda, der in Bamberg acht Titel gefeiert hat, kehrt am Montag mit den Gießen 46ers nach Freak City zurück.
Karsten Tadda, der "Bamberger Jung", wie er sich selbst nennt, kehrt am Montag in sein altes "Wohnzimmer" zurück, wo er mit den Brose Baskets fünf Meisterschaften und drei Pokalsiege feiern durfte. Als die Bamberger Anfang Oktober mit 80:81 in Gießen verloren, schmorte der 27-jährige Nationalspieler auf der Brose-Bank, wurde von Trainer Andrea Trinchieri nicht berücksichtigt. Zwei Wochen später war der Abschied perfekt: Am 24. Oktober lief Tadda erstmals für die Gießen 46ers auf, mit denen er am Montag (20 Uhr) beim Spitzenreiter gastiert. Hier ein Interview mit dem Bamberger Eigengewächs, das sich - wie schon beim Allstarspiel im Januar - auf einen "schönen Empfang in
Bamberg" freut.
Ist die Partie in Bamberg eine besondere für Dich?
Karsten Tadda: Ich freue mich, wieder einmal in die Heimat zu kommen. Das wird bestimmt ein ganz komisches Gefühl für mich werden, zum ersten Mal auf der gegnerischen Seite zu stehen. Aber ich denke, die Freude überwiegt.
War es ein Schock für Dich, als du gemerkt hast, dass die BroseBaskets nicht mehr auf Dich bauen?
Als Schock würde ich das nicht bezeichnen. Das Geschäft ist einfach manchmal so. Wenn ein neuer Trainer und neue Spieler kommen, dann ist man manchmal ganz schnell auf dem Abstellgleis. So war die Situation auch bei mir. Ich bin froh, dass ich die Herausforderung in Gießen angenommen habe. Ich bereue diesen Schritt auf keinen Fall.
Wie hat sich die Familie Tadda, Du hast ja im letzten Sommer geheiratet und wirst im Sommer Vater, in Gießen eingelebt?
Ich wurde super aufgenommen. Wir fühlen uns wohl hier, haben eine schöne Wohnung bekommen. Wenn man die Stadt vergleicht, dann ist Bamberg aber schon schöner.
War es für Deine sportliche Entwicklung der richtige Schritt?
Auf jeden Fall. Ich trage hier viel Verantwortung, habe den Ball oft in der Hand. Ich kann viele Sachen machen, die in Bamberg überhaupt nicht möglich waren.
Das trifft auch für Gabe (Anm. d. Red. Gabriel Olaseni) zu. Für ihn war einfach der Schritt zu groß, ohne Europa-Erfahrung direkt vom College in eine Euroleague-Mannschaft zu gehen. Er kann hier in Gießen ohne viel Druck spielen und hat bisher eine ganz gute Saison.
Die 46ers stehen mit ausgeglichenem Punktekonto auf Rang 9. Nach zuvor vier Siegen in Folge gab es zuletzt allerdings eine deutliche Niederlage gegen Frankfurt. Wie seid Ihr mit dem Saisonverlauf zufrieden?
Wir sind voll im Soll. Unser Ziel war es ja, so früh wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das haben wir ganz bald geschafft. Frankfurt ist im Prinzip nicht unsere Liga. Hier konnten wir sehen, wo wir im Moment stehen. Die Frankfurter sind ein extrem gutes Team - das haben sie auch gegen uns gezeigt. Wir haben gesehen, wo unsere Defizite sind, an denen wir noch arbeiten müssen.
Beim 46ers-Sieg in der Vorrunde warst Du noch bei den Verlierern.
Die Gießener Jungs haben damals die Überraschung geschafft, die Bamberger auf dem falschen Fuß erwischt. Ich denke, die Bamberger werden gewarnt sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich ja, dass in der Brose Arena kaum etwas zu holen ist. Wir werden es extrem schwer haben, aber nicht schon vorher die weiße Fahne hissen.
Verfolgst Du die Euroleague-Spiele der Brose Baskets?
Ich verfolge allgemein die Euroleague und schaue mir natürlich auch die Bamberger Spiele an. Die Brose Baskets machen dort einen guten Job. Die Niederlage in Kaunas war natürlich unnötig und schmerzhaft, sonst würden sie noch viel besser in der Top-16-Runde dastehen.
Ist es für Dich ein komisches Gefühl, wenn Du dir überlegst, da könnte ich auch dabei sein?
Ich habe mich damit jetzt abgefunden und trauere dem überhaupt nicht mehr nach. Ganz im Gegenteil: Ich bin froh, in Gießen spielen zu können und viele Minuten zu bekommen. Da gibt es keine Wehmut.
Hast Du noch Kontakt zu den ehemaligen Teamkollegen?
Wenn ich mal in Bamberg bin, treffe ich mich mit dem einen oder anderen - hauptsächlich mit den Deutschen, wie Lucca Staiger oder Elias Harris. Wir sind schon in Kontakt. Aber das ist nicht nur bei den Bambergern so, sondern allgemein mit den deutschen Spielern in der Liga.