Stevan Jelovac - ein Debütant mit 28 Jahren

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Stevan Jelovac war in den WM-Qualifikationsspielen für Serbien einer der Leistungsträger, auch wenn er gegen Deutschland mit Isaiah Hartenstein (rechts) zweimal verlor. Imago
Stevan Jelovac war in den WM-Qualifikationsspielen für Serbien einer der Leistungsträger, auch wenn er gegen Deutschland  mit Isaiah Hartenstein (rechts) zweimal verlor. Imago

Bis zum Saisonstart stellen wir die Neuzugänge des Bundesligisten vor - heute Stevan Jelovac. Der serbische Nationalspieler will sich in Franken weiterentwickeln, wie er es bisher stets tat.

Interessiert blickt Stevan Jelovac am "Media-Day" der Bamberger Bundesliga-Basketballer auf die Tätowierungen seines neuen Teamkollegen Cliff Alexander an beiden Oberarmen. "Nein, tätowiert bin ich nicht", sagt er und meint wohl, dass er, um gut Basketball zu spielen, Bilder und Sprüche auf seinem Körper nicht brauche. Für klaren, technisch sauberen Basketball, wie er auf dem Balkan zelebriert wird, ohne Firlefanz - dafür steht der 29-Jährige. Im Gespräch wirkt der 2,08 Meter große Power Forward wie der nette Junge von nebenan, den nichts aus der Ruhe bringen kann - tiefenentspannt.

Unaufgeregt erledigt der Serbe seinen Job auf dem Basketballfeld. Große Emotionen zu zeigen, ist nicht sein Ding. Das hat ihn in seinen elf Jahren als Profi weit gebracht. "Mit 21 Jahren ging ich ins Ausland und habe seitdem immer außerhalb Serbiens gespielt." In fünf verschiedenen Ländern spielte der smarte Linkshänder. Aus der Türkei ging es über Italien nach Litauen, wo er in Vilnius in der Euroleague auflief. An diesen Stationen blieb er jeweils nur ein Jahr, ehe er drei Spielzeiten in der starken spanischen Liga bei Saragossa zum Leistungsträger reifte. In der vergangenen Saison ging es für den Power Forward nach Russland. In der osteuropäischen VTB-Liga lief er für Novgorod auf, das am Eurocup teilnahm. Knapp 20 Punkte und über sieben Rebounds im Schnitt sind beeindruckende Werte.

"Einfach besser geworden"

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Als Globetrotter, der es nirgendwo lange aushält, will er sich nicht bezeichnen. "Ich habe meine Auslandskarriere in Antalya begonnen. Dort war das Niveau nicht so hoch. Ich habe mich Jahr für Jahr verbessert, so dass mich immer stärkere Klubs verpflichtet haben. Nur in Saragossa blieb ich drei Jahre, das war eine wunderbare Zeit. Nach dem Jahr in Russland bin ich nun in Bamberg", sagt er, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Sein Vertrag gilt für zwei Spielzeiten.

Bagatskis gewährt Chance

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Weiterentwickeln wolle er sich im Brose-Team. Das sieht auch sein Trainer Ainars Bagatskis so: "Stevan war einer der besten Schützen in der russischen VTB-Liga. Er hat die Chance verdient, in Bamberg den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen."

Die Laufbahn des Serben bekam im Frühjahr noch einen neuen Aspekt, als ihn Trainer Sasa Djordjevic anrief und zum Nationalspieler machte. Mit 28 debütierte er für Serbien, eine der großen Basketball-Nationen.

Happy, für Serbien zu spielen

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In dieser Woche weilt Jelovac wieder bei der serbischen Nationalmannschaft. Am Donnerstag bestritt er sein fünftes Länderspiel in Heraklion gegen Griechenland. Am Sonntag tritt der Power Forward noch in Belgrad gegen Estland an, ehe er am Montag wieder nach Bamberg kommt, um sich auf die am 29. September in Würzburg beginnende Bundesliga-Saison vorzubereiten.

Warum er erst mit 28 sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben hat, weiß er auch nicht. "Ich habe im Februar mein erstes Spiel für Serbien gemacht, war nie in einer Jugendnationalmannschaft. Ich bin aber sehr happy, jetzt dabei zu sein", sagt der 29-Jährige, der weiß, dass es in Serbien viele starke Spieler auf jeder Position gibt und es sehr schwierig ist, ins Nationalteam zu kommen. Dabei schwingt Stolz in seiner Stimme mit.

Schlappe in seiner Heimat wurmt

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Bei seinen vier Einsätzen im Februar und Ende Juni war der 2,08 Meter große Hüne mit der beste Mann im Team von Coach Djordjevic. 13,8 Punkte pro Spiel und 4,5 Rebounds sind für einen Rookie im Nationalteam herausragende Werte. Allerdings verlor Serbien zwei der vier WM-Qualifikationsspiele mit Jelovac - beide gegen Deutschland. "Das war beide Male sehr ärgerlich. In Frankfurt haben die Deutschen schon das Spiel gedreht und gewonnen, aber ausgerechnet in meiner Heimatstadt Novi Sad haben wir am Ende dumme Fehler gemacht und eine Sechs-Punkte-Führung eineinhalb Minuten vor Schluss noch verspielt, das war bitter", erzählt Jelovac, der sich unbedingt für die WM im nächsten Jahr in China qualifizieren will.

"Das wäre ein Traum, mit all den guten Spielern aus meinem Land bei der Weltmeisterschaft spielen zu können. Doch das ist noch weit weg. Erst einmal möchte ich in Bamberg eine gute Saison spielen, danach liegt mein Fokus wieder auf dem Nationalteam."

In Bamberg habe er eine großartige Gruppe von Spielern angetroffen, schildert er seine Eindrücke nach zwei Wochen Training mit seiner neuen Mannschaft. Mit den sehr erfahrenen Point Guards Tyrese Rice und Nikos Zisis werde es Spaß machen. Die Vorgaben von Coach Bagatskis, schnell zu spielen, so denkt Jelovac, werde das Team gut umsetzen können.

"Wir haben gute Schützen im Team, das macht auch viele lettische Teams aus. Deshalb hat Coach Bagatskis die Mannschaft auch so zusammengestellt. Er wird für jeden eine Position finden, auf der wir gut spielen können", verspricht sich Jelovac viel von dieser Saison. Als guter Schütze von außen wird er zusammen mit Arnoldas Kulboka dem Bamberger Spiel in sogenannten Pick-and-Pop-Situationen eine neue Dimension geben.

Von der Bundesliga weiß er, dass sie von Jahr zu Jahr besser werde. "Man hat mir gesagt, dass jedes Spiel schwer ist, vor allem auswärts."

Freundin zieht nach Bamberg

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Damit er sich in seiner neuen Stadt auch wohlfühlt, wird auch seine Freundin sorgen, die nach einem Kurzaufenthalt im August mit nach Bamberg zieht. Über seinen neuen Arbeitgeber hat er sich vorab informiert. "Ich habe mit Luka Mitrovic über Bamberg gesprochen. Er hat mir nur Gutes vom Verein berichtet. Bamberg ist der beste Klub in Deutschland, hat neun Meisterschaften und fünf Pokale gewonnen. Die Gelegenheit, für solch einen Verein zu spielen, wollte ich nicht verpassen."

Sein erster Eindruck: "Die Stadt ist nicht so groß, hat aber alles, was ich brauche. Ich wohne in der Nähe der Innenstadt, so dass die Wege nicht so weit sind." Neben Filme schauen, Bücher lesen, Zeit mit der Familie oder Freundin verbringen mag Jelovac auch gutes Essen. "An einem freien Tag trinke ich auch mal ein Bier - da bin ich in Bamberg ja richtig, wie ich bei der Sandkerwa gesehen habe."

Zur Person: Stevan Jelovac

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Geboren 8. Juli 1989 in Novi Sad (Serbien) Größe/Gewicht 2,08 m/ 110 kg Vertrag bis 2020 Position Power Forward

Bisherige Vereine Mega Vizura Belgrad (2008/10), Roter Stern Belgard (2010), Antalya (2011/12), Caserta/Italien (2012/13), Lietuvos Rytas Vilnius/Litauen (2013/14), CAI Saragossa/Spanien (2014 - 17), Nizhny Novgorod/Russland (2017/18)

Folge 5, nächste Woche: Maurice Stuckey