Den Oettinger Rockets fehlen verletzungsbedingt acht Spieler. Die Partie gegen Bamberg wird am Freitag trotz Antrags auf Verlegung stattfinden
Für Wolfgang Heyder hält sich die Vorfreude auf das Duell mit seinem Ex-Verein aus Bamberg in Grenzen. Ginge es nach dem Sportlichen Leiter der Oettinger Rockets, würde das erste Bundesliga-Duell zwischen dem Aufsteiger aus Thüringen und dem deutschen Basketballmeister aus Bamberg am Freitagabend in Erfurt gar nicht stattfinden. "Das ist ein Drama", stöhnt Heyder angesichts des Verletzungspechs, das die Rockets heimsucht.
Mit Sava Lesic, Johannes Richter, Niklas Wimberg und Dane Watts muss der Verein seit Wochen auf vier Spieler verzichten. In den vergangenen Tagen hat sich die Liste der Ausfälle um weitere vier Akteure verlängert: Nemanja Jamaraz, Andi Obst, Darrell Mitchell und David Taylor. Aus diesem Grund haben die Erfurter am Donnerstag die Verlegung ihrer beiden Spiele am Wochenende (am Freitag gegen Bamberg und am Sonntag in Gießen) beantragt. Die Aussichten, dass die Basketball-Bundesliga (BBL) dem Antrag zustimmt, sind allerdings sehr gering, da Brose Bamberg angesichts seines straffen Spielplans in der Bundesliga und der Euroleague keinen Ersatztermin findet.
Die Brose-Basketballer haben sich am späten Donnerstagnachmittag auf den Weg nach Erfurt gemacht. Gleichzeitig haben sie den Verantwortlichen der Rockets in einer E-Mail mitgeteilt, dass sie einer Verlegung nicht zustimmen können. Dies wäre nach Auskunft von BBL-Sprecher Dirk Kaiser aber die Voraussetzung dafür gewesen, dass die Ligaführung den Antrag auf Spielverlegung überhaupt prüfen könne. "Nur wenn sich beide Vereine über eine Verlegung einig sind, würde sich die Liga des Falles annehmen. Aber auch dann haben wir in der Vergangenheit aufgrund des straffen Spielplans immer darauf gepocht, dass das Spiel durchzuführen ist, wenn genügend Spieler zur Verfügung stehen", so Kaiser.
Nur mit fünf Profis
Nach Auskunft von Heyder stünden den Rockets am Freitag fünf Profis und einige Jugendspieler zur Verfügung. Auch er ging davon aus, dass die Liga die Spiele der Erfurter gegen Bamberg und Gießen trotz des Antrags nicht absagen würde. Er meint aber: "Für die Zuschauer werden solche Spiele natürlich zur Farce, weil kein echter Wettbewerb mehr vorhanden ist." Zudem sieht er sich gegenüber den Spielern in einer Fürsorgepflicht. "Die Gefahr, dass sich noch weitere Spieler verletzen, ist extrem groß, denn sie spielen ja nicht mit angezogener Handbremse. Es geht mir nicht ums Ergebnis, sondern darum, die Spieler zu schützen. Dino Dizdarevic und Retin Obasohan waren ja erst wochenlang verletzt und sind gerade erst zurückgekommen", erläutert der 60-Jährige.
Bei den Oettinger Rockets hatte sich die Personalsituation nach der 74:94-Niederlage gegen die EWE Baskets Oldenburg am Dienstag dramatisch zugespitzt. Neuzugang David Taylor, Sohn des ehemaligen Bamberger Profis Derrick Taylor, hat sich in dieser Partie einen Bauchmuskelabriss zugezogen und wird bis zu vier Monate ausfallen. Der Ex-Bamberger Andi Obst wurde mit Verdacht auf einen Ermüdungsbruch im Fuß erst einmal für 14 Tage vorsorglich aus dem Verkehr gezogen. Wenn sich die Diagnose bestätigt, wird auch er mindestens bis Weihnachten ausfallen. Aufbauspieler Darrel Mitchell fiel auf die Hand und hat eine Knochenhautabsplitterung erlitten, die ihn rund 14 Tage außer Gefecht setzen wird.
Kurz vor dem Oldenburg-Spiel hatte sich bereits der nachverpflichtete Nemanja Jamarez einen Bänderanriss im Sprunggelenk zugezogen. Auch der Serbe fällt für die nächsten beiden Wochen aus. Besonders bitter ist für Heyder: "Mit Niklas Wimberg, David Taylor, Johannes Richter und Andi Obst fehlen uns monatelang vier junge deutsche Spieler, die wir weiterentwickeln wollen. Mit diesem Konzept sind wir ja angetreten. Deshalb ist das für uns jetzt eine extrem harte Situation."
Die Entscheidung der Bamberger, einer Spielverlegung nicht zuzustimmen, kann Heyder nachvollziehen. Schließlich weiß der ehemalige Bamberger Manager, der den oberfränischen Verein in seiner fast 15 Jahre langen Tätigkeit als Manager zum deutschen Basketball-Aushängeschild geformt und in die europäische Spitze geführt hatte, um den Termindruck beim neunmaligen Meister.
Dem neu formierten Brose-Team traut der 60-Jährige trotz des personellen Umbruchs im Sommer auch in der kommenden Saison Großes zu: "In der Mannschaft steckt wie in den Jahren zuvor viel Talent. Es dauert halt, bis sie zusammenwächst. Andrea Trinchieri hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er das kann. Die Bayern sind momentan natürlich einen Schritt weiter, weil sie mit einem großen Stamm des Vorjahres weiterarbeiten können und sich gut ergänzt haben. Aber ich würde jetzt noch nicht auf die Bayern wetten, die Bamberger sind sicherlich am Ende sehr gut dabei. Der Start in die Euroleague in der nächsten Woche kommt für sie aber unter Umständen etwas zu früh, aber auch andere europäische Spitzenteams mussten viele Nationalspieler abstellen.