"Gravierende Managementfehler"

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Geschäftsführer Rolf Beyer (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vor dem Beginn der Saison 2017/18 Foto: Daniel Löb
Geschäftsführer Rolf Beyer (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vor dem Beginn der Saison 2017/18 Foto: Daniel Löb

Brose Bamberg fehlen nach eigenen Angaben am Jahresende "Mittel in Millionenhöhe". Dies habe zur Trennung von Geschäftsführer Rolf Beyer geführt. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.

Zwei Tage nach der überraschenden Trennung von Geschäftsführer Rolf Beyer hat sich Brose Bamberg zu den Gründen geäußert, die zur Entlassung führten. Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek wirft dem 47-Jährigen "gravierende Managementfehler" vor.

In einer Pressemitteilung des Vereins heißt es, dass dem Aufsichtsrat des neunfachen deutschen Basketballmeisters erst seit wenigen Tagen bekannt sei, dass "am Ende 2018 Mittel in Millionenhöhe fehlen werden. Vor diesem Hintergrund sahen sich die Gesellschafter gezwungen, die Zusammenarbeit mit Rolf Beyer zu beenden".

Der Aufsichtsratsvorsitzende Stoschek wird wie folgt zitiert: "Ich habe mit Rolf Beyer über viele Jahre persönlich sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Umso mehr bedauere ich seine gravierenden Managementfehler, die uns zu diesen Konsequenzen gezwungen haben." Welche Fehler Beyer konkret begangen haben soll, teilte der Verein nicht mit. Nach Informationen von "Radio Bamberg" sei eine Finanzierungslücke entstanden, weil ein millionenschwerer Sponsoringvertrag nicht, oder noch nicht zustande gekommen, das Geld daraus aber von Beyer bereits verplant worden sei. Dadurch sei die Organisation in finanzielle Schieflage geraten.Beyer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Brose-Gruppe als Hauptsponsor sowie Stoschek persönlich haben laut Mitteilung dem Verein die notwendige finanzielle Unterstützung zugesichert. Daraus sei ersichtlich, dass die Firma Brose und der Aufsichtsratsvorsitzende auch in Zukunft hinter dem Bamberger Basketball stünden. "Aufsichtsrat, neue Geschäftsführung und alle Mitarbeiter von Brose Bamberg sind fest entschlossen, die Erfolgsgeschichte des Bamberger Basketballs fortzuschreiben", sagt Stoschek. Mit Arne Dirks, der seinen Job am 1. Januar 2019 antreten wird, hat Brose Bamberg bereits einen neuen Geschäftsführer gefunden. Bis dahin fungiert Niklas Beyes, Kaufmännischer Geschäftsführer der Brose-Gruppe, in gleicher Position bei den Brose-Basketballern.

Gegenüber Beyer legte der Verein in seiner Mitteilung vom Freitag noch einmal nach mit dem Satz: "Bereits in der vergangenen Saison hat es die Geschäftsführung der Bamberger Basketball GmbH trotz des höchsten Etats aller Vereine in der BBL nicht geschafft, zum Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen." Nur durch finanzielle Unterstützung über das eigentliche Sponsoring hinaus hätten die Brose-Gruppe und Stoschek den Fehlbetrag ausgeglichen.

Die vom Verein am Mittwochhabend verbreitete Nachricht von "finanziellen Unregelmäßigkeiten" und der damit verbundenen Trennung von Beyer hat unterdessen nicht nur die Basketball-Bundesliga (BBL), sondern auch die Behörden auf den Plan gerufen. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet." Das teilte Robert Steininger von der Staatsanwaltschaft Hof, die als Schwerpunktbehörde für Wirtschaftsdelikte zuständig ist, am Freitag auf Anfrage mit. Die Behörde sei aufgrund der Presseveröffentlichungen von Amts wegen tätig geworden. "Wir prüfen, ob geschilderte Vorgänge strafrechtlich relevant sein könnten." Auch einen Zeugen habe man bereits vernommen. Noch am Donnerstag ist die Staatsanwaltschaft in den Büroräumen von Brose Bamberg in der Kornstraße und im Basketballcenter Hauptsmoor vorstellig geworden. Nach Vereinsangaben kam es aber nicht zu Aktenbeschlagnahmungen.

Sanktionen der Liga drohen

Auch in der BBL gibt es Redebedarf mit Brose Bamberg. Eine von Geschäftsführer Stefan Holz geforderte Stellungnahme zu den Hintergründen der Entlassung Beyers hat Brose Bamberg am Freitag in die Ligazentrale nach Köln geschickt. Diese war von der angeblich drohenden Insolvenz aufgeschreckt worden. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass sie unabgestimmt mit dem I-Wort hantieren", sagte Holz dem Sportinformationsdienst (sid). Er erwartet nun weitere Informationen zur aktuellen Finanzsituation bei den Bambergern. Als Sanktionen stehen eine Geldstrafe, ein Punktabzug oder gar der Lizenzentzug im Raum. Letzterer setzt aber schwerwiegende Verstöße gegen das Lizenzierungsverfahren voraus.

Lizenz ohne Auflagen

Brose Bamberg hatte die Lizenz für die laufende Saison ohne Auflagen erhalten. "Die Lizenzunterlagen sind im April eingereicht und für gut befunden worden", sagte Thomas Braumann, der Vorsitzende des Lizenzierungsausschusses dem sid. Zuletzt hat der Verein der Liga im Oktober turnusgemäß berichtet, zu dem Zeitpunkt offenbarte sich die Schieflage noch nicht. "Im Lizenzstatut ist verankert, dass die Klubs rechtzeitig mitteilen müssen, wenn etwas nicht in Ordnung ist", erklärte Braumann. Die zuständigen Kommissionen würden nun genau prüfen, ob Brose Bamberg sich an alle Vorgaben gehalten hat.