Die Brose Baskets lassen es zum Abschied aus der Euroleague gegen Vitoria noch einmal so richtig krachen. Am Sonntag sind die Ulmer in Bamberg zu Gast.
Es hat nicht ganz gereicht zum Einzug ins Viertelfinale, trotzdem war die Stimmung bei der Party am Donnerstagabend in der Frankenhölle top. Freak City feierte nach dem finalen 89:69-Triumph gegen Laboral Kutxa Vitoria eine fantastische und historisch erfolgreiche Euroleague-Saison. 13 Siege standen am Ende elf Niederlagen gegenüber - in den Top 16, in denen die Bamberger vor dieser Saison noch nie ein Spiel (0:20) gewonnen hatten, sicherte sich das Team von Erfolgstrainer Andrea Trinchieri sieben Siege. Der deutsche Meister ging in der "Todesgruppe F", die mit fünf ehemaligen Euroleague- und zwei Eurocup-Siegern so stark besetzt war wie noch nie eine Zwischenrunde, mit einer ausgeglichenen Bilanz vom Parkett.
Die Brose Arena wurde zur uneinnehmbaren Festung: Zalgiris Kaunas, Olympiakos Piräus, der FC Barcelona, Khimki und ZSKA Moskau sowie am Ende die Basken aus Vitoria mussten sich der mannschaftlichen Geschlossenheit der kampfstarken Bamberger beugen.
"Wir haben das Viertelfinale nur aufgrund von Kleinigkeiten verpasst. Jeder hat gesehen, dass wir unser Soll übererfüllt haben. Es war eine unglaubliche Reise. Jeder hat gesehen, wie hart meine Spieler jedes Spiel gefightet haben, wie sie versucht haben, die mangelnde Erfahrung durch Kampf wettzumachen. Ich habe jede einzelne Sekunde dieser Reise genossen", freute sich Trinchieri über die enorme Entwicklung, die seine Mannschaft genommen hat.
Dank für die Unterstützung
"Die letzten zehn Minuten des Spiels sagen alles: Unsere Fans, die Stadt - alle waren begeistert, es gab standing ovations", bedankte sich der Italiener, der bei der abschließenden "Humba" vor der Süd-Tribüne als Einziger etwas nachdenklich wirkte, bei den Fans. Der 47-Jährige grübelte wohl über die verpassten Möglichkeiten. Bei der 79:82-Niederlage zum Auftakt in Madrid, beim 73:75 in Kaunas oder bei der 86:90-"Heim"-Niederlage in Nürnberg gegen Real Madrid war mehr drin für den deutschen Meister. Hätten die Bamberger zumindest ein Spiel gegen die "Königlichen" aus Madrid, den amtierenden Champion, gewonnen, wäre der Weg ins Viertelfinale geebnet gewesen. Doch ohne Wenn und Aber - Trinchieri war stolz auf seine Mannschaft: "Diese Gruppe war sehr, sehr stark besetzt. Wir haben die Partien mit der gleichen Bilanz oder sogar besser als Olympiakos und Real Madrid beendet. Wir mussten erst verstehen, was nötig ist, um den nächsten Schritt zu gehen. Jeden Morgen, wenn ich aufgewacht bin, war ich glücklich, weil ich wusste, wenn ich in die Halle gehe, werden meine Spieler kommen und versuchen, über ihre Grenzen zu gehen. Das ist die halbe Miete meines Jobs."
Fantastisches erstes Viertel
Und die Trinchieri-Jungs gingen auch in der letzten Partie trotz einer eigentlich aussichtslosen Ausgangslage ans Limit: Mit einem fantastischen ersten Viertel (29:14) legten sie gegen Laboral Kutxa Vitoria - eine Mannschaft, die mit einem Sieg in Bamberg sogar noch die Chance gehabt hätte, ZSKA Moskau von Platz 1 zu verdrängen - den Grundstein für den Erfolg. Darius Miller, Brad Wanamaker und später Daniel Theis ragten aus dem einmal mehr um jeden Ball kämpfenden Kollektiv heraus und ließen die Basken nie mehr ins Spiel kommen. "Wir haben uns in der Euro-league sehr gut präsentiert. Jetzt müssen wir uns in der anderen Liga beweisen, darauf gilt es sich zu fokussieren", macht der bärenstarke Darius Miller klar, dass es für die Brose Baskets ab Sonntag (15 Uhr) nur noch darum geht, die Meisterschaft zu verteidigen. Mit den Ulmern kommt dabei eine Mannschaft in die Frankenhölle, die acht ihrer letzten zehn Spiele gewonnen und zuletzt mit dem 78:68-Erfolg gegen Berlin auf sich aufmerksam gemacht hat. Um den 20. Bundesliga-Sieg in Folge einzufahren, ist der Spitzenreiter gefordert, mit voller Konzentration zu Werke zu gehen.
Kommentar: Vom Jäger zum Gejagten
Die Brose Baskets sind mit der Crème de la Crème des europäischen Vereins-Basketballs auf Augenhöhe. Das deutsche Aushängeschild des letzten Jahrzehnts feierte historische Siege gegen die ehemaligen Euroleague-Sieger aus Barcelona und Piräus und lieferte vor zwei Wochen mit dem Triumph über den Titelanwärter Nummer 1, ZSKA Moskau, sein Meisterstück ab. Andrea "Trickieri" war gegen die übermächtig erscheinenden Star-Ensembles immer für einen taktischen Kniff gut. Und auch die Doppelbelastung schulterte das Kollektiv des italienischen Meistermachers souverän, obwohl oftmals zwischen den Königsklassen-Auftritten und den Partien im Bundesliga-Alltag anstrengende Reisen und nicht einmal 48 Stunden lagen. 19 Siege in Folge und Rang 1 stehen national zu Buche. Ab sofort sind die Brose Baskets wieder die Gejagten: Das Ziel kann nur lauten, die Konkurrenz hinter sich zu lassen. Denn nur der deutsche Meister qualifiziert sich für die reformierte Königsklasse. Gelingt das, steht sicher wieder ein Brose-Team auf dem Parkett, das Freak City in Verzückung versetzen wird. Um sich endgültig im europäischen Oberhaus zu etablieren, muss die Entwicklung weiter gehen: Dann sind auch ab und an auswärts Siege Pflicht.