Brose-Trainer Ainars Bagatskis spricht Klartext

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Foto: Daniel Löb
Foto: Daniel Löb

Der Brose-Trainer hat die Pleite in Braunschweig auf der sechsstündigen Busfahrt nach Belgien aufgearbeitet und hofft, dass sein Team in Antwerpen ein anderes Gesicht zeigt.

Nur 51 Stunden nach der 66:92-Bundesliga-Auswärtspleite in Braunschweig sind die Bamberger Brose-Basketballer in Antwerpen gefordert, sich zu rehabilitieren. Präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Ainars Bagatskis am Dienstag (20 Uhr) in Belgien bei den Giants Antwerpen, die sich über die Qualifikation einen Platz in der Champions League gesichert hatten, erneut leblos und ohne Intensität in der Verteidigung, ist die nächste Schlappe und die erste Krise in der noch jungen Saison vorprogrammiert.

"Es ist nicht einfach, für dieses Spiel Worte zu finden. Es gibt keine Entschuldigung. Wir haben in der Vorbereitung versucht klarzumachen, dass Braunschweig eine gefährliche Mannschaft und viel besser als ihre Tabellenposition ist. Wir wollten aggressiv und physisch spielen", machte Bagatskis klar, dass die Vorgaben auf dem Spielfeld nicht umgesetzt wurden. Seine Mannschaft geriet schnell in Rückstand und fand nie einen Rhythmus. Lediglich Elias Harris (12 Punkte/3 Rebounds) und Cliff Alexander (9/9) gingen mit der notwendigen Intensität zu Werke, der Rest ließ sich früh den Schneid abkaufen.

Auf der sechsstündigen Busfahrt von Braunschweig nach Antwerpen wurde der Auftritt analysiert. "Wir haben das Spiel in der Verteidigung verloren. Braunschweig war uns heute in allen Belangen überlegen", betonte Bagatskis.

Gefährliche Dreierschützen

Über eine stabile Defensive muss das Brose-Team seinen Rhythmus finden, denn der 15-malige belgische Meister erzielte in der Champions League bisher 87,5 Punkte (Bamberg 82,3) im Schnitt. Mit 43,8 Prozent getroffenen Dreiern führen die Telenet Giants das Feld der Distanzschützen an. Mit Combo Guard Jae'Sean Tate (14,4), Flügelspieler Dave Ddzinski (14) und den Aufbauspielern Victor Sanders (12,5), Tyler Kalinoski (11,8) und Paris Lee (11) punkteten bisher im Schnitt gleich fünf Spieler zweistellig. Aber auch bei den Rebounds präsentierte sich der Tabellenfünfte, der ebenso wie die Bamberger mit zwei Siegen und zwei Niederlagen gestartet ist, entschlossen. Gleich sieben Abpraller sicherte sich Ismael Bako (8,3) im Schnitt mehr als das Brose-Team.

Aufhorchen ließen die Belgier, die in der heimischen Liga mit 4:4 Punkten (bei zwei Spielen weniger als die Konkurrenz) im Zehnerfeld das Tabellenende zieren, in der Champions League mit einem 101:89-Heimsieg über Spitzenreiter Hapoel Jerusalem. In der ausgeglichen besetzten Gruppe C gab es zuletzt aber auch eine 74:82-Niederlage beim Schlusslicht in Nymburk.

Wie schon in Braunschweig, wo er allerdings noch nicht eingesetzt wurde, steht Bryce Taylor nach elfmonatiger Verletzungspause im Brose-Kader.

Kommentar: Defizite unübersehbar

Es war nach vier Siegen zwar erst die erste Niederlage in der Bundesliga, doch der leblose Auftritt in Braunschweig am Sonntag erinnerte frappierend an die Auswärts-Pleiten in der letzten Saison in Bonn und Jena, als die Brose-Mannschaft jegliche Gegenwehr vermissen ließ - die Folgen sind bekannt: Trainer Andrea Trinchieri erreichte die Spieler nicht mehr und wurde entlassen.

So prekär ist die Situation für den neuen Coach Ainars Bagatskis nicht, doch der Lette ist nun gefordert, seine Mannschaft langsam auf Vordermann zu bringen. Denn die hart erkämpften Siege gegen bestenfalls mittelmäßige Kontrahenten überdeckten bisher die deutlichen Defizite. Vor allem bei der Champions-League-Pleite bei AEK Athen präsentierte sich das Brose-Team in der Defensive in einem desolaten Zustand. Und in der Offensive lebt die Mannschaft einzig und allein von der individuellen Klasse seiner Stars Tyrese Rice und Augustine Rubit. Erwischt auch nur einer der Leistungsträger einen schlechten Tag, geht gar nichts mehr.

Die Geschlossenheit und das perfekte Passspiel vergangener Tage werden schmerzlich vermisst. Sicherlich ist auch das Verletzungspech ein Grund für die Defizite im neu zusammengestellten Team. Dennoch klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander - zumal die dicken Brocken erst noch kommen.