Brose-Sportdirektor de Rycke: Wir wollen alle Heimspiele gewinnen

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Leo de Rycke ist seit Juli dieses Jahres Sportdirektor von Brose Bamberg
Leo de Rycke ist seit Juli dieses Jahres Sportdirektor von Brose Bamberg
 

Brose Bamberg startet am Mittwoch in seine zweite Champions-League-Saison. Sportdirektor Leo de Rycke denkt noch nicht an eine weitere Final-Four-Teilnahme. Den Wettbewerb sieht der Belgier "nah dran" am Eurocup.

3000 Kilometer nach Gaziantep ins südöstlichste Anatolien, gar 3700 Kilometer nach Teneriffa - die zweite Champions-League-Saison wird für Brose Bamberg eine Spielzeit mit teils sehr langen Reisen. Als Final-Four-Teilnehmer der vergangenen Serie zählt der neunfache deutsche Meister zwangsläufig zum erweiterten Favoritenkreis. So weit denkt Sportdirektor Leo de Rycke aber noch nicht. Im Interview sagt der Belgier: "Wir wollen auf jeden Fall die zweite Runde erreichen. Danach weiß man nie, was passiert."

Mit welchen Zielen geht Brose Bamberg in seine zweite Champions-League-Saison?

Leo de Rycke: Unsere Gruppe ist nicht einfach. Teneriffa ist sehr stark, und es gibt auch immer wieder ein Überraschungsteam wie Antwerpen im letzten Jahr. Wir wollen auf jeden Fall die zweite Runde erreichen. Danach weiß man nie, was passiert.

Vier Teams jeder Gruppe erreichen die nächste Runde. Peilen Sie den Gruppensieg an?

Ein Platz unter den ersten Vier ist unser Ziel. Wir wollen alle Heimspiele gewinnen, die genaue Platzierung in der Gruppe wird von den Ergebnissen in den Auswärtsspielen abhängen. Gaziantep und Nowgorod sind da wohl die höchsten Hürden. Vielleicht nicht so sehr, was den Gegner betrifft, sondern die lange Anreise in Kombination mit den Aufgaben in der Bundesliga drumherum macht es schwer.

Wie schätzen Sie den ersten Gegner, ERA Nymburk, ein?

Man hat bei der Weltmeisterschaft gesehen, dass tschechische Mannschaften sehr gut organisiert sind. Das gilt auch für Nymburk. Sie stellen ja die halbe Nationalmannschaft. Aber ohne Tomas Satoransky sind sie natürlich nicht so stark wie bei der WM. Ihr Niveau ist nicht mehr so hoch wie im letzten Jahr. Zwei von ihren Ausländern sind Rookies. Sie sind schwer einzuschätzen, aber in Nymburk zu gewinnen wird nicht einfach sein. Für uns wäre es dennoch wichtig, mit einem Sieg in die Champions League zu starten.

Wie stark sind die anderen Gruppengegner?

Teneriffa hat im letzten Jahr das Final Four erreicht und ist wieder sehr gut besetzt. Peristeri ist eine griechische Mannschaft und von daher schon gefährlich. Gaziantep kann ich nicht einschätzen, aber für jede Mannschaft wird es dort schwer. Es liegt nur 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt und ist nicht weit weg vom Kriegsgebiet. Nowgorod ist sehr gut organisiert und hat seit Jahren den gleichen Coach. Riga und Mornar Bar sehe ich auf dem gleichen Niveau wie Nymburk. Unter normalen Umständen sollten Teneriffa, Gaziantep, Nowgorod und wir weiterkommen.

Wer sind für Sie die Titelfavoriten?

Das ist am Anfang der Saison ganz schwer zu sagen. Das werden wir sehen.

Im Gegensatz zum Vorjahr werden das Achtel- und Viertelfinale nicht mehr in Hin- und Rückspiel, sondern in einer Serie "best of three" ausgetragen. Ist Ihnen das lieber?

Alleine schon deswegen ist es wichtig, Erster oder Zweiter in der Gruppe zu werden, um zwei Heimspiele zu haben. Ohne Heimvorteil müssten wir zweimal reisen. Ich habe schon mal auf unseren Spielplan im Februar geschaut. Zwei zusätzliche Auswärtsspiele im Achtelfinale wären schon heftig, auch organisatorisch.

Ist die Champions League mittlerweile genauso stark wie der nicht vom Weltverband organisierte Eurocup, der "Unterbau" der Euroleague?

Sie ist nah dran. Im Eurocup sind viele Teams aus Basketball-Nationen wie Griechenland, Spanien oder Türkei am Start, aber nicht die besten. In der Champions League sind wesentlich mehr Nationen vertreten, in vielen Ländern ist das Niveau aber noch nicht so hoch. Ich denke, der Wettbewerb im Eurocup ist in der Gruppenphase noch um zehn bis 15 Prozent besser, aber ab den Play-offs gibt es kaum noch Unterschiede. Und jeder Final-Four-Teilnehmer in der Champions League könnte locker im Eurocup mitspielen.

Apropos Final Four: Können Sie sich dieses Endturnier in Bamberg vorstellen?

Dafür ist die Halle zu klein. Die Champions League schreibt eine Mindestkapazität von 10 000 Zuschauern vor. Vielleicht käme es auch zu einer Hotelproblematik. Organisatorisch würde ich es dem Verein aber zutrauen, so eine Veranstaltung durchzuführen. Ein Thema ist es für uns derzeit aber nicht.

Die Champions League ist ein Produkt, das aus dem unsäglichen Streit zwischen der Euroleague und dem Weltverband Fiba entstanden ist. Glauben Sie, dass es in diesem Konflikt bald eine Lösung gibt?

Nein, der Abstand zur Euroleague ist mittlerweile zu groß. Dort geht es der Organisation und den Mannschaften mit festem Startplatz nur darum, Geld für diesen Wettbewerb zu generieren. Das passt nicht mit der Fiba zusammen. Mannschaften wie Gaziantep werden nie in der Euroleague spielen. Auch in Bamberg müssen wir realistisch sein. Wir haben nicht das Geld dazu, uns die Euroleague leisten zu können.