Brose Baskets proben Spagat zwischen Schule und Profisport

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Auch in der Freizeit haben Benjamin Höhmann (links) und Kay Bruhnke vor allem Basketball im Kopf. Fotos: Martin Kreklau
Auch in der Freizeit haben Benjamin Höhmann (links) und Kay Bruhnke vor allem Basketball im Kopf. Fotos: Martin Kreklau
Cedric Kral lernt während der "Studierzeit" im Aufseesianum mit der Bundesfreiwilligendienstlerin Julia Helfrich.
Cedric Kral lernt während der "Studierzeit" im Aufseesianum mit der Bundesfreiwilligendienstlerin Julia Helfrich.
 
Jeden Tag bekommen die Talente ihre Wäsche gewaschen
Jeden Tag bekommen die Talente ihre Wäsche gewaschen
 
Chris Seel ist Ansprechpartner für die Jungsportler
Chris Seel ist Ansprechpartner für die Jungsportler
 
Der Schwede Felix Edwardsson ist einer der "Neuen" in der Basketball-WG.
Der Schwede Felix Edwardsson ist einer der "Neuen" in der Basketball-WG.
 
Bilder von der Familie zieren die Fensterbretter
Bilder von der Familie zieren die Fensterbretter
 
 

Sie wollen Profi-Sportler werden, sollen aber auch ihre schulische Laufbahn nicht vernachlässigen. Diesen Spagat versuchen zehn Talente der Brose Baskets. Seit diesem Schuljahr wohnen sie im Internat Aufseesianum. Ein Leben zwischen "Studierzeit", Training und Ikea-Besuchen.

Wenn morgens der Wecker klingelt, ist es beim 14-jährigen Kay wie bei jedem anderen Jungen in seinem Alter. Schwerfällig wuchtet er sich aus dem Bett und macht sich fertig für die Schule. Doch etwas ist schon anders: Kay Bruhnke ist eines von zehn Basketball-Talenten, die seit diesem Schuljahr im Sport-Internat der Brose Baskets im Bamberger Aufseesianum leben.

Die zehn Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren spielen in den Nachwuchs-Mannschaften des Bundesligisten, kommen aus ganz Deutschland und teilweise aus dem Ausland. "Bei uns richtet sich viel nach unserem Training, aber die Schule darf nicht zu kurz kommen", erklärt Kay. "Wir haben eine große Verantwortung für die Jungs", weiß Brose-Baskets-Geschäftsführer Rolf Beyer um den Spagat, den man hier zwischen Profisport und schulischer Laufbahn schaffen will.
"Vielleicht macht der ein oder andere eine sportliche Karriere, aber wir wollen die Jungs auch pädagogisch weiterbringen."

Auch für den 16-jährigen Neal Rothbarth war es wichtig, dass das Nachwuchs-Programm einen Fokus auf die Ausbildung legt. Er ist auf dem Weg zum Abitur und hat wie alle anderen jeden Nachmittag "Studierzeit", in der die Schüler sich um ihre Hausaufgaben kümmern und alles wichtige für die Schule vorbereiten. Dabei können sie auf das pädagogische Programm des Aufseesianums mit all seinen Mitarbeitern zurückgreifen. In dem Internat wohnen weitere 50 Schüler.


Dreimal Sechs heißt Trainingsverbot

Auch sonst müssen sich die Sportler an die Regeln des Hauses halten. Sie haben die gleichen Ruhezeiten, bekommen das gleiche Essen und müssen ihre Zimmer sauber halten. Letzteres führt ab und an zu Problemen. Denn für die Ordnung in den Zimmern verteilen die Betreuer Schulnoten. So auch für Kays Raum, den er sich mit Benjamin Höhmann teilt. Zuletzt bekamen die beiden jüngsten aus der Baskets-WG eine Vier, doch schon zweimal gab es die Note 6 in diesem Monat. "Bei drei Sechsen in einem Monat gibt es einen Tag Trainingsverbot für die Jungs", erklärt Betreuer Chris Seel. Der pädagogische Leiter ist so etwas wie der Ersatzvater für die Sportler und weiß, dass sie ein Tag ohne Training hart trifft: "Das gibt dann Ärger mit den Trainern, und das wollen sie ganz bestimmt nicht."

"Benny, ich warne Dich", ruft Kay seinem Zimmerkameraden zu. Auf die Frage, wer von beiden der Unordentlichere ist, zeigen sie jeweils auf den anderen. Doch man merkt beiden an, dass sie sich an das Leben im Internat gewöhnt haben. Gerade für Benjamin war es anfangs schwer. Das "Küken" - immerhin mit einer Körperlänge von 1,95 Metern - ist das erste Mal von zu Hause weg. "Zu Beginn war das hart, weg zu sein von meinen Eltern. Aber ich habe mich daran gewöhnt."

Und außerdem ist da ja noch Chris Seel. Neben organisatorischen Aufgaben, wie Fahrten zu den Trainingseinheiten zu koordinieren, ist er auch der Kummerkasten für die Jungs und weiß, wie sie ticken - und wann es schwierig werden kann. "Während die Schule läuft, ist es eher unkritisch, aber sobald die Ferien kommen und hier zehn Jungs aufeinander sitzen, die sich bestens kennen und wissen, wie sie den anderen ausspielen können, wird es gefährlich. Dann kommt schnell Lagerkoller auf."
Zumal die Jungs - anders als die anderen Internatsschüler - am Wochenende nicht einfach nach Hause können. Zum einen sind dann Spiele, zum anderen wäre es schwierig, beispielsweise Arnoldas Kulboka (Litauen) und Felix Edwardsson (Schweden) jedes Wochenende heim zu schicken.


Abitur per Fernstudium

Die beiden haben auch einen etwas anderen Tagesablauf als ihre deutschen Kollegen. Sie haben schon den Realschul-Abschluss in der Tasche und machen nun via Internet das Abitur in ihrem jeweiligen Land. "Am Anfang war es gewöhnungsbedürftig, doch jetzt genieße ich es, weil ich mir meine Zeit frei einteilen kann", so Kulboka. Zeit, die die Jungs auch gerne beim Basketball verbringen. Neben den Trainingseinheiten steht ihnen zu gewissen Zeiten auch die Halle des Aufseesianums zur Verfügung. Da wird dann Eins-gegen-Eins gespielt oder einfach ein bisschen geworfen.

Oder man nutzt die Freizeit für eine Shopping-Tour, so wie Felix Edwardsson. Der Schwede kam zuletzt später zu einem Pressetermin, weil er noch Sachen für sein Zimmer einkaufen musste. Wo? Natürlich bei Ikea...