Brose Baskets: Nicolo Melli ist das Ass des Monats in der Euroleague

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Nicolo Melli macht nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Anzug eine sehr gute Figur. Foto: Daniel Löb
Nicolo Melli macht nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Anzug eine sehr gute Figur. Foto: Daniel Löb
 
Die Brose Baskets bei der Einkleidung im Modehaus Wöhrl
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Der italienischer Power Forward der Brose Baskets glänzt im November als wertvollster Spieler der Euroleague. Am Donnerstag gibt es in Bamberg mit der Euroleague-Partie gegen ZSKA Moskau einen weiteren Basketball-Feiertag.

Nicolo Melli, der wertvollste Spieler des Monats November in der Basketball-Euroleague, sieht sich nicht als Star - noch nicht einmal in der eigenen Familie. "Meine Mutter ist der Champion, sie ist der Star", betont der 24-jährige Italiener. Kein Wunder, denn vom Erfolg von Julie Vollertsen - sie gewann mit der Frauen-Volleyballnationalmannschaft der Vereinigten Staaten die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles - ist der 2,05-Meter-Mann noch weit entfernt.

Überhaupt ist die Familie Melli sehr sportlich. "Mein Vater hat Basketball in der zweiten Liga gespielt, sich aber vor langer Zeit dafür entschieden, Anwalt zu werden. Ich denke, das war eine gute Wahl. Mein Bruder geht in meiner Heimatstadt Reggio Emilia auf Korbjagd. Wir alle lieben den Sport", betont der Neuzugang der Brose Baskets, der auf Anhieb eingeschlagen hat. Melli, der im Januar erst 25 Jahre alt wird, brachte viel Erfahrung mit. Nach fünf Jahren im Dress von Armani Mailand absolviert der italienische Nationalspieler nun bei den Brose Baskets schon seine sechste Spielzeit in der europäischen Königsklasse.

In Bamberg hat sich seine Rolle aber grundlegend verändert: Während er sich in Mailand hinter den Stars anstellen musste, nahm der Power Forward bei seinem ersten Klub außerhalb von Italien sofort eine Schlüsselposition ein. "Der Grund, warum ich nach Bamberg gekommen bin, war, mich selbst auf die Probe zu stellen. Ich wollte den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen und sehen, wie ich mit Druck und Verantwortung umgehe. Ich versuche mein Bestes, manchmal gelingt mir das ganz gut, aber es gibt auch Tage, da kann ich der Mannschaft nicht helfen. Aber das ist Teil meiner Entwicklung. Ich bin auf jeden Fall glücklich, dass eine Mannschaft wie die Brose Baskets mir diese Chance gegeben hat", fühlt sich Melli, der nur etwa einmal im Monat von seiner in Mailand arbeitenden Freundin Besuch erhält, in Freak City richtig wohl.

"In diesen ersten zwei Monaten waren wir viel unterwegs. Ich hatte kaum Zeit, umherzulaufen und die Stadt zu genießen. Bamberg ist eine kleine Stadt, sehr ruhig, aber es gibt hier alles, was man braucht. Ich mag die Stadt sehr", betont Melli, der sich über die freundliche Aufnahme sehr freut. "Bamberg als Organisation war einfach super zu mir. Vielleicht hat es mir geholfen, mich ins Team zu integrieren und die Philosophie zu verstehen, dass Sportdirektor Daniele Baiesi und Trainer Andrea Trinchieri auch Italiener sind. Aber wir haben einfach eine sehr, sehr gute Mannschaft. In diesem Team stehen hervorragende Spieler, aber vor allem auch große Persönlichkeiten, das hilft auch mir. Ich habe nicht erwartet, dass ich in dieser Mannschaft so schnell ankomme, aber jeder hier hat alles dafür getan, dass es gelingt. "

Und Melli zahlte das Vertrauen in ihn bisher auf Heller und Pfennig zurück. Die Brose Baskets gewannen alle vier Euro-league-Partien im November und qualifizierten sich somit so früh wie noch nie eine deutsche Mannschaft für das Top 16.

Melli kennt das Erfolgsrezept: "Auch wenn wir nicht so gut spielen, treten wir als Team auf. Das war auch zuletzt in Istanbul so. Wir haben kein großes Spiel abgeliefert, aber wir haben uns von der ersten bis zur letzten Minuten als Mannschaft präsentiert - das ermöglicht es uns zu gewinnen."

Beim 65:54-Erfolg bei Darussafaka zeichnete sich der vielseitige Melli unter dem Korb mit zwölf Rebounds und vier Blocks aus. Das absolute Hammerspiel hatte er aber schon zwei Wochen zuvor beim 90:73-Erfolg in Sassari abgeliefert: 26 Punkte (bei nur drei Fehlwürfen), acht Rebounds, vier Assists und drei Ballgewinne bescherten ihm einen Effektivitätswert von 37. Nur Nicola Vujcic kam in diesem Jahrhundert auf einen besseren Wert: Für Maccabi Tel Aviv kam der Kroate beim 110:87 gegen Olimpia Ljubljana am 30. November 2006 dank eines seltenen Triple Doubles (zweistellige Werte in drei Kategorien) von 27 Punkten, zehn Rebounds und zehn Assists auf einen Index von 46. Zehn Assists kann aber auch Melli: So geschehen beim 77:66-Heimsieg gegen Maccabi. Vor allem das Zusammenspiel mit Daniel Theis klappte perfekt.

Coach Trinchieri ist von den Leistungen seines Landsmanns nicht überrascht und betont: "Jetzt muss er es wirklich zeigen. Das war bisher nur ein Teil des Kuchens. Daniele, ich und alle, die sich im Sommer dazu entschlossen, ihn zu holen, wussten, was für eine Art Spieler er ist. Wenn du MVP des Monats in der Euroleague warst, musst du breite Schultern haben, dem ins Gesicht zu schauen", erwartet der Brose-Trainer, dass der zweitbeste Sportler in der Familie Melli weiter hart an sich arbeitet.


Sorgen die Brose Baskets auch gegen ZSKA Moskau für eine Überraschung?

Wer Anfang Oktober behauptet hätte, dass die Brose Baskets in der "Todesgruppe D" drei Spieltage vor Abschluss der Hauptrunde in der europäischen Königsklasse bereits für die Runde der besten 16 Teams qualifiziert sind, dem wäre wohl jeglicher Basketball-Sachverstand abgesprochen worden. Doch der deutsche Meister spielte im Konzert der Großen nicht nur mit, sondern sorgte mit fünf Siegen aus den ersten sieben Partien für eine kleine Sensation. Und auch gegen das Starensemble von ZSKA Moskau (6:1 Siege) sind die Bamberger am Donnerstag (20.45 Uhr) im Euroleague-Spiel der Woche vor heimischem Publikum für eine weitere Überraschung gut.

Im Hinspiel führten die Bamberger drei Minuten vor Schluss sogar mit einem Punkt, doch Milos Teodosic sorgte mit einem Dreier schließlich dafür, dass die Bamberger in Moskau mit 77:83 unterlagen.

Ein Teodosic-Dreier gegen Bamberg - da war doch was? Vor ziemlich genau vier Jahren schockte der serbische Superstar am Ende mit seinem erfolgreichen Distanzwurf die Bamberger und bescherte den Moskowitern den 81:78-Sieg.

Selbstvertrauen gibt den Bamberger Helden aber vor allem die Tatsache, dass sie zuletzt den zuvor ungeschlagenen Gruppen-Ersten Unicaja Malaga (73:53-Sieg) ebenso wie vor einer Woche beim 65:54-Erfolg bei Darussafaka Istanbul den Gegner mit ihrer Defensive zermürbten und teilweise 30 Zähler unter ihrem Durchschnittswert hielten. Mit den ZSKA-Stars, die vom Franzosen Nando De Colo (17,4 Punkte im Schnitt) angeführt werden, kommt nun die mit knapp 90 Punkten korbgefährlichste Mannschaft der Euroleague in die Brose Arena.


"Chancen stehen 1 zu 100"

"Wir spielen gegen die Besten der Besten. Ich kann mich nicht erinnern, wie oft sie hintereinander im Final Four standen. Wir werden die Partie aber mit einem anderen Gefühl als normalerweise spielen, da wir bereits für die Top 16 qualifiziert sind. Wir wollen mithalten. Unsere Chance steht bei 1 zu 100. Aber für diese Chance wollen wir spielen. Die Fans kommen, um die beste Mannschaft in Europa zu sehen. Und wir spielen mit ihnen, das ist sehr schön", freut sich Trainer Andrea Trinchieri auf den Auftritt gegen die 40-Millionen-Truppe. Die fegte am Wochenende in der offenen russischen Liga (VTB) den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter aus St. Petersburg mit 113:77 aus der Halle.

Gespannt sind die Fans in der Brose Arena sicher auf die Rückkehr von Kyle "Karl-Heinz" Hines an seine alte Wirkungsstätte. Nach zwei Euroleague-Titelgewinnen mit Olympiakos Piräus geht der Modellathlet für ZSKA Moskau auf Korbjagd.

Nach dem Euroleague-Hit folgt am Sonntag (17 Uhr) der Bundesliga-Kracher gegen Bayern München.