Gutachter entdeckten neue Mängel in Schloss Trunstadt. Der Gemeinderat will diese aber erneut überprüfen lassen.
Die Sanierung von Schloss Trunstadt könnte aufwändiger werden, als von der Gemeinde geplant. Rund 25 Jahre nach der letzten umfassenden Sanierung des Bauwerks aus dem 16. Jahrhundert sollten lediglich zwischenzeitlich aufgetretene Schäden an der Fassade und am Dach behoben werden. Doch Architekt Udo Freitag vom Bamberger Architekturbüro Eis stellte dem Gemeinderat von Viereth-Trunstadt im Sitzungssaal im Schloss nun drei Fachgutachten vor, die im Vorfeld der geplanten Arbeiten angefertigt wurden. Die Gutachten befassen sich mit dem Brandschutz, dem Schädlingsbefall und der Statik. Von energetischen Maßnahmen, wie dem Einbau einer neuen Heizung an Stelle der bisherigen Nachtspeicheröfen, hatte der Gemeinderat bereits im Frühjahr Abstand genommen, da keine praktikable beziehungsweise erschwingliche Alternative zu finden war.
Das Maßnahmenpaket veranschlagte Architekt Freitag bei der ersten Vorstellung im März auf rund 420.000 Euro (ohne Heizung). In der jüngsten Sizung waren es dann gut 470.000 Euro - für die die Gemeinde nur beschränkt mit Zuschüssen und Fördermitteln rechnen kann. "Da kommt schon einiges zusammen. Und der größte Teil wird wohl bei der Gemeinde bleiben", resümierte Bürgermeister Edwin Mahr (BG/ÜWG).
Die Mehrkosten in Höhe von rund 50.000 Euro kommen vorerst vor allem durch notwendige Brandschutzmaßnahmen, wie sie in dem entsprechenden Gutachten gefordert werden, zusammen. "Brandschutz kann eine teure Sache werden.
Ich hatte da schon Bedenken", führte Freitag aus. Doch im Nachhinein habe sich dies als der harmloseste Punkt herausgestellt. Nötig sind hier vor allem zwei Brandschutztüren, um die gesetzlichen Maximalflächen einzuhalten. Außerdem wird ein zweiter Fluchtweg aus dem Rittersaal gebraucht. Eine Außentreppe hat der Denkmalschutz jedoch bereits im Vorfeld kategorisch ausgeschlossen. So soll er nun durch ein Fenster und einen Lichtschacht mit Abstiegsgitter ins Freie führen: Kosten allein dafür: 15.000 Euro.
Kein aktueller Holzbock-Befall Etwa gleich viel würde eine Schädlingsbekämpfung mit Heißluft im Dachstuhl kosten. Doch dem Gutachter zufolge ist das nicht vordringlich. Zwar hat er im Gebälk zahlreiche alte Spuren des Holzbocks gefunden, jedoch keinen aktuellen Befall. Zu rechnen sei dennoch mit Resten aktiver Populationen. Zudem alten Pilzbefall, der offenbar auf einen "lang anhaltenden vernachlässigenden Bauunterhalt" zurückgeht, das heißt, irgendwann früher drang über einen längeren Zeitraum Niederschlagswasser in den Dachstuhl ein.
Auf eine konkrete Schädlingsbekämpfung könne aber, bei regelmäßiger Kontrolle verzichtet werden, so der Experte. Unerlässlich sei es aber, eine Schutzhülle unter dem Dach einzuziehen. Dazu müsse aber das Dach komplett ab- und anschließend wieder mit neuen Ziegeln eingedeckt werden.
Die Wiederverwertung der alten sei aufwändig und nicht wirtschaftlich, führte der Architekt auf Nachfrage aus dem Gemeinderat aus.
Statik-Kosten sind noch nicht zu beziffern Ein weiterer Mehrkosten-Posten, der momentan noch nicht exakt zu berechnen ist, sei die Statik. Das Gutachten des Statikers weise auf größere Schäden an den Dachbalken hin, vor allem in den Verbindungskonstruktionen der tragenden Teile. Auch habe sich das Dach an einer Seite schon abgesenkt. Hier seien sogar Sofortmaßnahmen nötig, um eine ausreichende Standsicherheit zu gewähren. Für eine genaue Schadensdiagnose müsse aber eine weitere Untersuchung der Holzkonstruktion durchgeführt werden.
Gegen eine sofortige Zustimmung sprachen sich unter anderem die Gemeinderäte Philipp Mohr (UW) - "Das Dach wird 500 Jahre alt. In Anbetracht wäre es auch im nächsten Frühjahr noch eine Sofortmaßnahme" - und Holger Birklein (ÜWG) - "Ist das nicht übertrieben? Das Dach ist doch noch dicht" - aus. Vor einem Sanierungsbeschluss sollen nun erst noch bei einer Begehung die vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen mit den Experten besprochen werden.