Landrat Johann Kalb (CSU) und sein Herausforderer, MdB Andreas Schwarz (SPD), kämpfen an verschiedenen Fronten gegen das Corona-Virus.
Wie empfinden sie persönlich die Situation? Wir haben beiden vor der Stichwahl am 29. März die gleichen sieben Fragen gestellt.
Wie verändert die Pandemie gerade Ihr privates Leben?
Johann Kalb: Die Arbeit als Landrat war bereits vor der Corona-Pandemie sehr zeitintensiv. Nun bin ich als Leiter des Katastrophenstabes rund um die Uhr gefordert. Meine Familie hat sehr viel Verständnis dafür, dass ich derzeit noch mehr gefordert bin, um Menschen zu schützen, Gesundheit zu sichern und der Wirtschaft zu helfen. Dadurch reduziert sich natürlich auch der Kontakt zu unserem Enkelkind und unsere erwachsenen Kinder oder zu meiner pflegebedürftigen Mutter sehr. Das ist für uns alle neu und ungewohnt. Es gibt keine Alternative.
Andreas Schwarz: Unsere Gesellschaft wird gerade heftig entschleunigt. Ich bin nachdenklich und es wird mir bewusster, was im Leben wirklich wichtig ist und wie schnell sich das Leben ändern kann. Aber wirklich mehr Zeit habe ich derzeit nicht. Schließlich bin ich im Haushaltsauschusses des Bundes, der nun für Stabilität sorgen muss und gerade die Schwächeren sowie Stützen der Gesellschaft im Blick haben sollte. Eines ist klar: Die Maßstäbe haben sich in meinem privaten und beruflichen Leben geändert. Wenn Sie selbst in Quarantäne müssten, was tun Sie, wofür sonst immer die Zeit fehlt? Andreas Schwarz: Ich würde meine Trompete in die Hand nehmen, Biografien über interessante Persönlichkeiten lesen und über die Verschiebung unserer Werte durch Covid-19 nachdenken. Aber ich würde es nicht ganz ohne Arbeit und Kontakt zu Menschen aushalten: Telefon und Internet gehen ja trotzdem. Außerdem würde ich persönliche handgeschrieben Briefe verfassen - das habe ich früher immer gemacht. Vielleicht würde ich mich aber auch mal mit dem Thema Technik und Computer beschäftigen, da bin ich wirklich schlecht. Johann Kalb: Wir haben Vorsorge auch für den Fall getroffen, dass Mitglieder des Katastrophenschutzstabes in Quarantäne müssen. Ich würde deshalb in einem solchen Fall die Arbeit als Leiter des Katastrophenstabes fortsetzen. Die technischen und organisatorischen Voraussetzungen dafür sind vorhanden, die Aufgaben ohne Einschränkungen fortzuführen. Nachdem in einem solchen Fall auch meine berufstätige Frau in Quarantäne wäre, würden wir die sonst fehlende Zeit nutzen, um Themen zu besprechen, für die uns sonst die Zeit fehlt.
Wem aus Ihrer Familie gilt derzeit die größte Sorge, und was machen Sie, um hier Sicherheit zu gewährleisten? Johann Kalb: Als Familienvater sorge ich mich grundsätzlich um das Wohlergehen meiner Familie, insbesondere meiner 87-jährigen pflegebedürftigen Mutter. Uns ist es sehr wichtig, dass sie sich in dieser Zeit nicht ausgegrenzt fühlt. Wir halten Abstand und intensivieren gleichzeitig die Kommunikation. Das klappt auch dank vieler helfender Hände gut. Die ganze Familie wirkt zusammen, um meine Mutter in häuslicher Pflege zu um- und zu versorgen.
Andreas Schwarz: Meine größte Sorge gilt natürlich meiner Tochter Valentina. Wir telefonieren oder skypen täglich, gerade wenn ich wie jetzt in Berlin bin. Alleine kann ich ihr keine Sicherheit geben, dass ist ein Werk von vielen. Ich kann ihr das Gefühl von Geborgenheit und Liebe schenken.
Als neu gewählter Landrat, was ist das Erste, was Sie im Landratsamt in die Wege leiten? Andreas Schwarz: Einen anderen Politikstil der Ernsthaftigkeit und ein Miteinander der Wertschätzung leben. Ich würde eine große (Video-)konferenz mit allen initiieren - von der Reinigungskraft über den Bauhof bis zur Spitze des Landratsamtes - sowie ein Gespräch mit unseren Krankenhäusern und Seniorenzentren. Ein Neuer stellt sich und seinen Plan vor: Stopp der Planungen um das Bier-Kultur-Zentrum, der Landkreis-Zeitung. Dafür Förderung einer Kultur der Wertschätzung, der Transparenz und nachvollziehbaren Schwerpunktsetzung bei den Projekten: Bildung und Wohnen und Kultur. Aber ganz ehrlich: Ich würde als erstes nichts im Landratsamt einleiten, da sitzen viele gute Köpfe, sondern würde den Menschen draußen meine volle Aufmerksamkeit widmen. Es gibt während und nach Corona viel zu tun. Johann Kalb: Ich werde die Arbeit so aufnehmen, so wie ich sie abschließen werde: Mit der Koordinierung des Katastrophenschutzstabes.