So profitiert Bamberg durch die Bundespolizei

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Ohne Flüchtlingskrise würde es wohl kaum zu einer Bundespolizeischule in Bamberg kommen: Die Entwicklung der letzten Monaten hat die Standortentscheidung maßgeblich beeinflusst. Foto: Bundespolizei
Ohne Flüchtlingskrise würde es wohl kaum zu einer Bundespolizeischule in Bamberg kommen: Die Entwicklung der letzten Monaten hat die Standortentscheidung maßgeblich beeinflusst.  Foto: Bundespolizei
Übernahmekandidat: Freedom-Fitness-Halle auf dem Kasernengelände. Foto: Ronald Rinklef
Übernahmekandidat: Freedom-Fitness-Halle auf dem Kasernengelände.  Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Blick in die Riesenhalle. Ein Unterhalt scheidet für deutsche Schulen und Vereinen aus Kostengründen aus. Foto: Ronald Rinklef
Ein Blick in die Riesenhalle. Ein Unterhalt scheidet für deutsche Schulen und Vereinen aus Kostengründen aus.  Foto: Ronald Rinklef
 
 

Mit der Ansiedelung einer Bundespolizeischule wird sich die Zahl der Uniformträger im Polizeidienst in Bamberg verfünffachen. Auch im Wirtschaftsleben dürfte der Campus auf dem Kasernengelände eine wichtige Rolle spielen. Ohne die Zuspitzung des Flüchtlingsstroms wäre es wohl kaum dazu gekommen.

Der Abschied von den Amerikanern ist kaum ein Jahr her - da darf sich Bamberg über Ersatz freuen. Die Ansiedlung der Bundespolizei ist der größte Behördenzuwachs in den letzten Jahren. Und er würde kaum erfolgen ohne die krisenhafte Zuspitzung des Flüchtlingsstroms nach Deutschland.

1. Wer kommt 2016 nach Bamberg?
Es sind nach derzeitigem Kenntnisstand bis zu 400 Lehrer und mittelfristig rund 2100 Polizeianwärter - junge und sportliche Menschen, die Bambergs östliche Konversionsflächen Zug um Zug beleben werden. Wer Polizeianwärter für den mittleren Dienst werden will, muss einen Eignungstest ablegen, bei dem Wissen und sportliche Leistungsfähigkeit geprüft werden. Sport spielt auch während der Ausbildung eine zentrale Rolle.

2. Woran erkennt man die Bundespolizei?
Die Uniformen der Bundespolizisten sind blau, diese Leitfarbe kennzeichnet auch Fuhrpark und Behördenauftritt. Im Unterschied zur (noch) "grünen" Landespolizei.

3. Was ist der Grund für den Aufbau einer neuen Polizeischule?

Die Bundesregierung hat Anfang September beschlossen, sechs Milliarden Euro für die Bewältigung der Flüchtlingskrise aufzuwenden. Ein Teil dieser Mittel fließt in die Bundespolizei, die binnen drei Jahren um 3000 Kräfte aufgestockt werden soll. Bei diesem Ziel spielt Bamberg eine führende Rolle unter den sechs Akademiestandorten.

4. Warum fiel die Wahl auf Bamberg?
Da ist nicht nur der hervorragende Zustand der ehemaligen US-Gebäude zu nennen, der einen Einzug schon 2016 in erreichbare Nähe rücken lässt. Es ist vor allem alles da, was gebraucht wird. Dem Vernehmen nach interessiert sich die Bundespolizei für die große US-Halle ebenso wie für die anderen Sportanlagen sowie für die Grund- und die Highschool.

5. Wie reagieren Bambergs Bürger?
Die Nachricht, dass Bamberg als Behörden-, aber auch als Bildungsstandort um eine neue Facette reicher wird, hat in Bamberg ein überaus positives Echo ausgelöst. Die meisten Bürger der Region freuen sich, dass Bamberg künftig eine große Zahl junger Polizisten beherbergen wird. In der Nähe einer großen Flüchtlingsunterkunft verspricht man sich mehr Sicherheit. Freilich: Der Montessori-Verein fühlt sich um seine Entwicklungschancen beraubt.

6. Was wird sich für Bamberg verändern?
Die Bundespolizisten werden keine örtlichen Polizeidienste übernehmen. Ihre Aufgaben sind unter anderem der Schutz der Außengrenzen, die Luftsicherheit und die Sicherheit im Bahnverkehr. Dennoch wird die wachsende Präsenz von Uniformierten im Stadtbild nicht zu übersehen sein. Zum Vergleich: Die Landespolizei beschäftigt in Bamberg rund 400 Beamte und Mitarbeiter, das Präsidium der Bereitschaftspolizei 200. In der Ausbauphase der Bundespolizei werden in Bamberg 2500 Bundespolizisten Dienst tun. Und sehr wahrscheinlich wird es auch eine Zusammenarbeit zwischen den Polizeiarten geben.

7. Was bedeutet das für die Konversion?
Auch im Konversionsamt der Stadt hat die Nachricht von der Ansiedlung der Bundespolizei Freude ausgelöst. Zwar ist der im Frühsommer verabschiedete Rahmenplan durch die aktuellen Entwicklungen in wesentlichen Teilen überholt, andererseits gab es für viele Gebäude östlich des Berliner Rings noch keine konkrete Aussicht auf Nachnutzung. Durch die Bundespolizei ist der drohende Substanzverlust vom Tisch.

8. Welche Probleme sind zu erwarten?
Allerdings hat der große Platzanspruch des neuen Interessenten nicht nur positive Auswirkungen. "Wir müssen damit zurecht kommen, dass die Bundespolizei die halbe Kaserne blockiert", sagt Harald Lang vom Konversionsamt. Auch der Montessori-Verein muss nach Alternativen für die Highschool suchen. Groß werden zweifellos auch die logistischen Herausforderungen, um die seit über einem Jahr leer stehenden Gebäuden für so viele Menschen bewohnbar zu machen und die Infrastruktur wiederzubeleben.

9. Welche Vorteile hat der Wirtschaftsraum?
Schon heute ist absehbar, dass die Ansiedelung der Bundespolizei für Bamberg eine Art Konjunkturprogramm auslösen wird. Handwerker, Ingenieure und Planer werden besonders gefragt sein. Zudem: 2500 nach Bamberg kommende Personen werden die Einwohnerstatistik umkrempeln und die Einkommenssteuer steigen lassen. Sie müssen verköstigt werden und werden mit ihrem Konsum zur Belebung der Wirtschaft beitragen. Zu den schlecht bezahlten Azubis gehören die Polizeianwärter nicht: Schon zum Beginn der 30-monatigen Ausbildung verdienen sie 1075 Euro netto.