So führt das Smartphone durch das Ertl-Zentrum

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Im Ertl-Zentrum in Hallstadt hängen bereits kleine Sender - sogenannte Beacons - die Informationen auf das Smartphone der Kunden übermitteln. Grafik: favendo/fewclicks
Im Ertl-Zentrum in Hallstadt hängen bereits kleine Sender - sogenannte Beacons - die Informationen auf das Smartphone der Kunden übermitteln.  Grafik: favendo/fewclicks

Favendo ist ein junges Bamberger Unternehmen, das jetzt das Ertl-Zentrum in Hallstadt mit Beacons ausstattet. Die kleinen Sender sollen Kunden leichter auf Angebote aufmerksam machen. Die App wird es in ein paar Wochen geben.

Man muss sich das in etwa so vorstellen wie einzelne Marktschreier, die ihrer Ware anbieten. Im Unterschied allerdings, dass diese nicht ungefragt losbrüllen, sondern nur dann, wenn der Kunde das will. "Beacons" sind mehr die Marktflüsterer, die einem Besucher gezielte Informationen über den Ort und das Angebot geben. Sie nehmen den Kunden an die Hand und führen ihn durchs Gebäude.

Wer zukünftig das Ertl-Zentrum in Hallstadt betritt, der wird einen solchen Marktflüsterer zur Seite bekommen. Voraussetzung: Man besitzt ein Smartphone und hat die entsprechende App, also ein Mini-Programm, heruntergeladen. Kleine Sender an der Wand - sogenannte Beacons - versorgen die Smartphones mit Informationen über den Standort.

Die Technologie stellt das junge Unternehmen Favendo zur Verfügung, das auf der Erba-Insel seinen Sitz hat.
Über 70 Mitarbeiter beschäftigt das Technologie-Startup in Bamberg, Mainz und Jena. Das Unternehmen stattete bereits Einkaufszentren in England und Frankreich mit Beacons aus. Auch an Flughäfen kann die Technologie für Orientierung sorgen, um etwa in Echtzeit Informationen über die Dauer der Sicherheitskontrolle bereits beim Betreten des Gebäudes zu übermitteln. Die Beacons erreichen Smartphones in einer Entfernung von 40 bis zu 100 Metern.

Im Fall des Ertl-Zentrums kommt noch der Marktflüsterer-Effekt dazu: "Wir wollen Einkaufserlebnisse schaffen", sagt Favendo-Geschäftsführer Richard Lemke. Wer also das Gebäude betritt, wird begrüßt, bekommt Infos auf sein Smartphone übermittelt, welches der rund 70 Geschäfte im Ertl-Zentrum zur Stunde ein Sonderangebot anbietet. Die Einzelhändler können somit direkt mit dem Kunden kommunizieren.

Produktinformationen abrufen

Der Grund, warum Ertl in die Technologie einsteigt, habe auch mit der Konkurrenz im Netz zu tun: "Wir wollen für den Endverbraucher interessant bleiben und dem Online-Geschäft etwas entgegensetzen", sagt Ertl-Gesellschafterin Gabriele Schrödel. Der Netzkonkurrenz will man sich so annähern. Im Internet werden beim Kauf eines Produkts ähnliche Produkte empfohlen. Außerdem kann sich der Kunde jede Menge Produktinformationen vor dem Kauf einholen. Das könnte auch zukünftig im Ertl-Zentrum möglich sein. "Wir wollen das einfach mal ausprobieren", sagt Schrödel.

Für Favendo hat die Zusammenarbeit mit dem Einkaufszentrum den Vorteil, dass das Unternehmen in unmittelbarer Nähe zum eigenen Firmensitz die recht neue Technologie testen kann. Weltweit waren bis Februar laut Favendo über 90 000 Beacons installiert, davon gut 10 000 vom Bamberger Unternehmen, das zu den Marktführern im europäischen Bereich gehört. Und nun ist Hallstadt an der Reihe.

Wie Geschäftsführer Richard Lemke erklärt, produziere seine Firma auch die Beacon-Sender selbst. Das habe den Vorteil, dass die Daten am Ort bleiben und verschlüsselt werden. Bedenken beim Datenschutz zerstreut er: "Die Installation gehört dem Ertl-Zentrum, die haben überhaupt kein Interesse, die Daten zu verkaufen."

Die Verbraucherzentrale Bayern hatte in der Vergangenheit bereits grundsätzlich Bedenken bei der Beacon-Technologie angemeldet, die der US.Konzern Apple erstmals vor zwei Jahren auf den Markt brachte: Es könne genau gezählt werden, wo sich wann wie viele Kunden mit welchen Interessen aufhielten.

Das ist aus Sicht von Ertl kein Problem: Wer der einzelne Kunde ist, wisse man nicht, betont Gesellschafterin Schrödel. Was der Kunde preisgeben will, bestimme er - wie im Internet eben, heißt es von Favendo.