Egal, ob an der Haustür, am Telefon oder per E-Mail: Immer wieder fallen Bürger auf Trickbetrüger herein. Die Vorgehensweisen sind nicht neu, aber nach wie vor erfolgreich, wie ein Fall vom vergangenen Freitag aus Baunach zeigt.
Der Enkel meldete sich endlich mal wieder per Telefon. Und das in dramatischer Lage. Er hatte gerade einen schweren Verkehrsunfall, und lief Gefahr, dass gegen ihn Strafanzeige erstattet wird. Der einzige Ausweg: die Oma mit ihrem Sparschwein, denn ein hoher Geldbetrag könnte dem Enkel gerade noch so aus dem Schlamassel helfen. Da ließ sich die Oma nicht lumpen und übergab zweimal Geld an eine Freundin ihres Enkels.
So geschieht das immer wieder, so geschah es auch am vergangenen Freitag in Baunach, wo sich eine arglose Seniorin von ihrem vermeintlichen Enkel um etliche Euro erleichtern ließ. Dieses Beispiel zeigt auch ganz deutlich: Mit Corona haben die aktuellen Betrugsfälle in der Region in der Regel nichts zu tun. Zwar gibt es im Bundesgebiet Fälle, wo Betrüger mit angeblichen Corona-Tests Geschädigte betrogen haben. "Solche Fälle sind jedoch bislang nicht in nennenswerter Zahl zur Anzeige gebracht worden", berichtet Wolfgang Prehl, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken.
Auch der oberfränkischen Polizei sind Betrugsfälle im Zusammenhang mit Corona laut Fabian Metzler vom Polizeipräsidium in Bayreuth bislang überwiegend bei der Beantragung staatlicher Soforthilfen bekannt. Was wiederum den Bürger nur indirekt schädigt.
Doch eine Betrugsmasche hält sich seit geraumer Zeit und führt immer wieder zu hohen Schadenssummen. Die Polizei spricht vom sogenannten Callcenter-Betrug, zu dem auch der oben geschilderte "Enkeltrick" gehört.
Aus Callcentern, meist mit Sitz im Ausland, erhalten die betroffenen Personen einen Anruf. Bei älteren Menschen nutzen die Täter die Hilfsbereitschaft aus, indem sie bei den Telefongesprächen ein Verwandtschaftsverhältnis vorgaukeln. Fasst der Betroffene Vertrauen, täuschen die Betrüger eine erfundene Notlage oder dringende Investition vor. "Die Lage wird immer äußerst dringlich dargestellt. Oft werden die Betroffenen durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt", so die Erfahrungen von Polizeibeamten. In Baunach war es ein Verkehrsunfall, bei einem anderen Fall im Landkreis Erlangen-Höchstadt hatten die Täter mit einem vermeintlichen Immobilien-Geschäft Glück, zu dem ein 88-Jähriger schließlich 10 000 Euro beisteuerte.
"Freund" will Geld abholen
Wenn dann der vermeintliche Freund des verhinderten Enkels kommt und das Geld abholt, ist es bereits zu spät. Besser wäre es gewesen, man hätte versucht, den Enkel unter einer bekannten Nummer selbst zurückzurufen.
Laut unterfränkischer Polizei ist es auffällig, dass die Täter ihre Vorgehensweise inzwischen modifiziert haben und in einigen Fällen sogar mit mehreren Anrufern agieren: Der erste täusche vor, ein Enkel zu sein, der Nächste gibt sich als Polizist aus und der Dritte als Bankangestellter. Im gesamten Deliktsfeld "Callcenterbetrug" sei die Zahl der Anzeigen in Unterfranken von 575 im Jahr 2016 auf 2356 im vergangenen Jahr gestiegen.