Schwere Vorwürfe an die Deutsche Bahn AG

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Wollen in Sachen Bahn-Ausbau Klarheit (von links): Stefan Kabitz, MdB Andreas Schwarz, Robert W. Bartsch (Bahnsinn) und Marktgemeinderat Georg Kestler. Foto: Spörlein
Wollen in Sachen Bahn-Ausbau Klarheit (von links): Stefan Kabitz, MdB Andreas Schwarz, Robert W. Bartsch (Bahnsinn) und Marktgemeinderat Georg Kestler. Foto: Spörlein
 
 
 

Zu einer Informationsveranstaltung zum Thema "Verträglicher viergleisiger Ausbau der Bahnstrecke Bamberg-Nürnberg. Gemeinsam sind wir stärker" hatten die Freien Wähler Hirschaid eingeladen.

Georg Kestler (FW) sprach gleich bei seiner Begrüßung im Schützenhaus der Brauerei Kraus Tacheles: Die von der Bahn AG vorgelegten Planungen "spiegeln die Interessen der Gemeinden im südlichen Landkreis zu wenig wieder". Die zu erwartenden Einschnitte, insbesondere schon bei der Bauphase "werden schön geredet und sind nicht akzeptabel." Bemängelt wurde von Kestler und auch von anderen Rednern, dass das Konzept, mit dem die Bahn in das Planfeststellungsverfahren gehen wird, aus dem Jahr 1996 stammt und die "veränderten Rahmenbedingungen der betroffenen Gemeinden nicht zur Kenntnis genommen werden".

Insbesondere für den Markt Hirschaid hat man im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts elf Fragen formuliert, die man gerne von den zuständigen Stellen beantwortet haben möchte.
Sie reichen von der Fragen nach Trassenalternativen, über den Lärmschutz, die räumlichen Verhältnisse nördliche und südlich des Bahnhofs bis hin zu Fragen nach der Barrierefreiheit der Anlagen, den Folgen für die Umwelt und die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.

Über die Auswirkungen des viergleisigen Schienenausbaus für ihre jeweiligen Gemeinden informierten Hirschaids Bürgermeister Andreas Schlund (CSU), MdB Andreas Schwarz (SPD) für Strullendorf, und Wolfgang Rössler für Altendorf. Kreisrätin Helga Bieberstein (Bündnis 90/Die Grünen) forderte den Landkreis auf, "sich federführend mit in die Diskussion einzubringen", damit die "berechtigten Interessen der kreiseigenen Kommunen mit Nachdruck vertreten werden können".

Robert W. Bartsch (AG Bahnsinn-Bamberg) schätzte die Bauzeit der Strecke von Zapfendorf bis Altendorf auf 10 bis 12 Jahre und sprach von Bautätigkeiten an 360 Tagen rund um die Uhr. Die betroffenen Bürger müssten mit zusätzlichen Baustraßen, Bauschäden und Baulärm rechnen. Er prophezeite bereits jetzt ein Chaos für Pendler, Schüler und Gewerbe, besonders während der geplanten Streckenstillegung für 9 Monate. Für ihn ist daher die Einrichtung eines Kommunalen Bürger-Informations-Zentrums notwendig, das als Krisenmanagement für Bürger und Kommunen dient.

Nach Ansicht von Stefan Kabitz (Besseres Bahnkonzept) "macht die "Bahn, was sie will und das meist auf Kosten der Anwohner". Er warnte aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung vor den Zusagen der Bahn, insbesondere bei deren eigenen Lärmberechnungen.

Einig waren sich alle Anwesenden, dass unverzüglich ein "Runder Tisch" eingerichtet werden muss, um gemeinsam überparteilich und über kommunale Grenzen hinweg die Betroffenen zu aktivieren zu informieren und zu sensibilisieren. Keineswegs dürfe man sich von der Bahn "auseinander dividieren lassen".

Dem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz (SPD) wurden die Fragen aus dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept des Marktes Hirschaid zur ICE-Trasse und ein Positionspapier der beiden Bürgerinitiativen übergeben. Er will sie bei einem Treffen der Landesgruppe der SPD-Bundestagsabgeordneten mit Bahnchef Rüdiger Grube ansprechen. Für ihn ist es wichtig, dass die Forderungen bei den zuständigen Behörden vorgebracht und mit Nachdruck vertreten werden. Gleichzeitig plädierte er dafür, den Erörterungstermin für die Planfeststellung in den Herbst hinein zu verschieben. Damit es den "neu gewählten Bürgermeistern und Gemeinderäten im südlichen Landkreis möglich ist, sich in die Thematik einzuarbeiten". Diese Zeit kann man dann nutzen, so Schwarz, "um eine gemeinsame Strategie zu organisieren und sich insbesondere auch rechtlich beraten zu lassen". Nur so sei es möglich, der Bahn "sachlich und juristisch fundiert zu begegnen".

Der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke Bamberg-Nürnberg wird den südlichen Landkreis laut Schwarz langfristig entscheidend verändern. Noch sei Zeit, Alternativen ergebnisoffen zu prüfen. Umwelt- und Naturschutz sollten dabei nicht Marginalien am Rande sein. Die Sorgen und Nöte der Bürger müssten ernst genommenen werden - auch über die Kommunalwahlen im März hinaus.