Schüler des KHG sind die ersten "Coolrider" in Bamberg

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Im Rollenspiel hat der Schüler "keinen Bock", einen Sitzplatz frei zu machen. Fotos: Stadtwerke Bamberg/ Daniel Löb
Im Rollenspiel hat der Schüler "keinen Bock", einen Sitzplatz frei zu machen. Fotos: Stadtwerke Bamberg/ Daniel Löb
Maik Kaiser von der Bundespolizei (Mitte links) geht mit den "Coolridern" die Situation durch.
Maik Kaiser von der Bundespolizei (Mitte links) geht mit den "Coolridern" die Situation durch.
 

Die "Coolrider" sind Schüler und schreiten selbständig ein, wenn es im Bus zu unangenehmen Situationen kommt. Das ist nicht immer leicht.

Was ein großes Problem in den Stadtbussen ist? Der Fahrer muss nicht lange überlegen. "Beschmierte Scheiben, Kratzer an Plastikteilen oder Fenstern", sagt er. "Coolrider"-Trainerin Alexandra Hein, die die Frage gestellt hat, nickt. Hein und ihr Kollege Eugen Kamenar beschließen direkt, dass diese Situation nachgestellt wird, möglichst realitätsnah.

Der "Tatort" ist ein Bus der Stadtwerke Bamberg, zur Verfügung gestellt für das Training der ruhig und gelassen handelnden Mitfahrer. Die sind 14 bis 16 Jahre alt und besuchen die achte und neunte Klasse am Kaiser-Heinrich-Gymnasium. Die Schule ist die erste in Bamberg, die sich an der "Coolrider"-Ausbildung beteiligt. 14 Schüler werden ab heute (23.11.2016) in den Bussen unterwegs sein und zeigen, was sie gelernt haben.

So, wie sie es in den Rollenspielen in den vergangenen Wochen geübt haben. Am Ende mussten sie beweisen, dass sie soweit sind - im Bus vor allen Leuten den Mund aufzumachen, tätig zu werden. Wenn sich etwa eine Frau mit Krücken setzen möchte, ein Schüler aber "keinen Bock" hat, Platz zu machen. Das "Coolrider"-Team vermittelt, der Schüler rutscht zur Seite - "weil ihre Argumente schlüssig waren. Sie haben mich gebeten, auf den freien Platz neben mir zu rutschen, weil ich ein gesunder Mensch bin und mich bewegen kann."


Besprechung nach Rollenspiel

Dann die Besprechung: Welche Situation wurde vorgefunden? Wie haben die "Coolrider" gehandelt? "Wir haben ihn frontal angesprochen, damit er weiß, dass er gemeint ist. Außerdem haben wir überlegt und im Team gehandelt, uns vorher abgesprochen", fassen die Schüler zusammen. Schließlich haben sie auch den nötigen Abstand zum Angesprochenen gehalten, damit dieser sich nicht provoziert fühlt. Und dann wird gemeinsam noch über weitere Alternativen gesprochen: Man hätte notfalls auch jemand anderen fragen können, ob er seinen Platz frei macht.

Oder ein "Coolrider" hätte natürlich seinen eigenen Sitzplatz zur Verfügung stellen können.
Im nächsten Rollenspiel wird es kritischer, es ist das Beispiel des Busfahrers: Die beiden "Coolrider" bekommen mit, dass ein Jugendlicher mit der Schere eine Trennscheibe zerkratzt. Die "Coolrider" fackeln nicht lange und gehen direkt zum Busfahrer. Sie beschreiben den Täter und den Vorfall - "damit uns nichts passiert, schließlich war ein gefährlicher Gegenstand im Spiel", sagen sie in der Nachbesprechung. Maik Kaiser von der Bundespolizei Nürnberg nickt.

Die Ausbildung zum ehrenamtlichen "Coolrider" umfasst 20 Stunden, darunter ein Intensivtraining, bei dem die Polizei Straftaten erläutert, die Jugendliche und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) betreffen. Danach folgen die Bustrainings mit den Rollenspielen. Schließlich geht es nach Nürnberg, wo die Teilnehmer bei der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) hinter die Kulissen blicken und diverse Sicherheitseinrichtungen kennenlernen. Auch die Leitstelle der VAG wird besichtigt. Am Ende der "Coolrider"-Ausbildung gibt es eine Urkunde und einen Ausweis - den die Schüler im Falle eines Einschreitens beim Busfahrer vorzeigen können.


Busfahrer als Ansprechpartner

Der ist oft Ansprechpartner. In einem anderen Rollenspiel etwa lassen zwei Jungs "Paula" nicht aussteigen. Die "Coolrider" wollen vermitteln, allerdings erfolglos. Wieder der Weg zum Busfahrer. Aber: "Das muss schneller gehen", sagen die Trainer. "In einer realen Situation wäre der Bus schon längst wieder angefahren." Die schnellste Lösung: Ein lautes "Halt!" oder "Stopp!" nach vorne zum Fahrer.

Die Schüler nicken. Doch warum machen Sie überhaupt mit bei dem Projekt, das auf Initiative eines Vaters hin nach Bamberg geholt wurde? "Ich finde es gut, wenn ich Menschen im Bus helfen kann. Außerdem möchte ich später zur Polizei, da kann das hier nicht schaden", sagt ein 15-jähriger Schüler.

Seine 14-jährige Klassenkameradin berichtet, dass sie häufiger in der Großstadt bei ihrer besten Freundin zu Besuch ist. Auch da sei es gut, zu wissen, wie man sich in Bus und Bahn am besten verhalte. Ihre Sitznachbarin sagt: "Bis jetzt habe ich das Gelernte noch nicht anwenden müssen. Aber es hilft mir, mich sicherer zu fühlen, wenn ich auf andere zugehe oder einmal einschreiten muss."