Das Bürgerbegehren zum Bahnausbau ist angelaufen: Der Vorschlag, alle vier Gleise in Bamberg in einem Tunnel zu führen, findet Tausende Unterstützer.
2500 Unterschriften in zwei Wochen. Läuft das Bürgerbegehren in dem Tempo weiter, wird Norbert Tscherner schon bald die 3 300 Unterschriften zusammen haben, die nötig sind, um einen formellen Antrag auf Bürgerentscheid zu stellen, sechs Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung. Doch Tscherner, der bereits zum vierten Mal die Möglichkeiten der direkten Demokratie für seine Ziele nutzt, will mindestens die doppelte Zahl von Unterschriften abgeben. Und er überlegt, eine zweite Liste eigens für Landkreisbewohner auszulegen. Der Grund: Die Idee eines gleisfreien Bambergs elektrisiert offenbar auch Bewohner der Landkreisgemeinden.
Mehrwert für Bamberg
Warum sich nicht wenige Bürger von dem Vorschlag faszinieren lassen, ist leicht zu verstehen: Anders als bei den fünf Varianten, die im offiziellen Auswahlverfahren noch übrig geblieben sind (Verzicht auf den Ausbau, drei Gleise, kurzer und langer zweigleisiger Tunnel, Ausbau im Bestand) scheint der Volltunnel auf den ersten Blick Bamberg einen ganz besonderen Mehrwert zu verschaffen: Er würde die Gleisanlage in der Tiefe verschwinden lassen. Die vier ungeliebten Unterführungen wären überflüssig, die viel beklagte Teilung der Stadt könnte überwunden werden. Auch das Schreckgespenst hoher Lärmwände, landauf, landab zu besichtigen, wäre gebannt. Statt dessen könnten sich die Bewohner über neue Freiflächen freuen: "Es gäbe eigentlich nur Vorteile", glaubt Tscherner.
Freilich: Noch haben diese Vorstellungen nicht viel mehr als den Status von Ideen. Wer sich länger damit befasst, stößt auf eine ganze Reihe von Fragen. Zum Beispiel die gar nicht so kleine Fläche der Bahngleise, die gedanklich bereits als Parkanlage oder Wohngebiete verplant ist. Sie befindet sich samt und sonders im Besitz der Bahn. Auch die Breite des Tunnels ist ungeklärt: Hört man Claus Reinhardt vom Baureferat der Stadt, müssten nicht nur vier, sondern im Vorfeld des Bahnhofs eine ganze Reihe von Gleisen tiefer gelegt werden.
Trotz der hohen Hürden, die sich der Verwirklichung eines Volltunnels entgegenstellen, nimmt die Stadt die Überlegungen ernst, auch wenn aus ihrer Sicht die Tieferlegung von vier Gleisen bereits im Laufe des Trassenfindungsprozesses ausgeschieden worden war. Um die Jahreswende 2018 soll es nun einen Faktencheck im Stadtrat geben. Auf eigene Kosten wurde eine Projektstudie in Auftrag gegeben. Sie soll klären, was hinter der Tscherner-Idee steckt: Es wird um Bauzeit und Bauablauf und um die Frage gehen, ob die Beeinträchtigungen tatsächlich geringer als bei anderen Varianten sind. Bis dahin soll auch klar sein, wie ein Bürgerentscheid, der Eisenbahnrecht tangiert, juristisch zu bewerten ist.
Hohe Hürden für die Verlegung
Zweifellos kühn ist die geplante Verlegung des Güterbahnhofs auf das Gebiet nördlich der B 26 gegenüber des Müllheizkraftwerks, Voraussetzung der Untertunnelung. Die Fläche unweit der Autobahnausfahrt Bamberg Hafen wurde in der Vergangenheit immer wieder als Reservefläche für Gewerbeansiedlungen ins Gespräch gebracht, genießt aber auch den Status eines Überschwemmungsgebietes. "Das ist nicht völlig aussichtslos, wird aber sehr sehr schwierig", sagt Hans Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach zu den Chancen, hier ein Großprojekt wie einen Güterbahnhof zu platzieren. Nach dem Wassergesetz gelte Bauverbot. Wer trotzdem bauen wolle, müsse hohe Hürden überwinden. Das Problem bei Überschwemmungsgebieten, abgesehen von versicherungsrechtlichen Konsequenzen: Wer hier große Baumassen aufschüttet, beeinträchtigt bei Hochwasser zwangsläufig andere Gemeinden.
Bahn: Bund zahlt nicht
Noch hält sich die Bahn mit klaren Aussagen zurück, verweist aber dezent auf die Kostenfrage. Das Unternehmen, das in Bamberg Baurecht bis 2021 anstrebt, sieht keinen Anlass, zu glauben, dass die Überlegungen vom Auftrag einer bundesdeutschen Hochgeschwindigkeitsstrecke gedeckt sind. "Es gibt nicht einmal für die Mehrkosten des 1,3 Milliarden teueren
zweigleisigen Tunnels eine Zusage des Bundes", konstatiert Projektkoordinator Mike Flügel.
Norbert Tscherner lässt sich davon nicht entmutigen. Dem Hinweis auf das Millionenloch in Bamberg setzt er die Milliarden entgegen, die in Thüringen wie selbstverständlich in den Boden gesteckt wurden. "Die Bahn hat den Thüringer Wald mit 41 Kilometern Tunnelstrecke regelrecht durchlöchert. Nur für Bamberg soll das Geld nicht da sein!"
Für das von Stadtrat Norbert Tscherner initiierte Bürgerbegehren zum ICE-Bahnausbau liegen die Unterschriftenlisten in folgenden Orten aus.
Gaststätte Försterklause (Lerchenweg 2), Bäckerei Ohland (Ulanenplatz 3 und Filialen), Obst und Gemüse Badum (Holzgartenstr. 29), Metzgerei Grimmer (Hirschbühlstr. 4), Kaufhaus Schauer (Nürnberger Str. 116), Kfz Hoffbauer (Nürnberger Str. 150), Firma Thoma (Geisfelder Str. 42), Eiscafé Venezia (Grüner Markt 10), Eiscafé Riverside Cortina (Kleberstr. 12), Pia's Café (Kleberstr. 3), Eiscafé Lido (Seehofstr. 46), Marien-Apotheke (Marienplatz), Hedwig-Apotheke (Franz-Ludwigstr. 7), Vita-Apotheke (Promenadestr. 2), Brückenapotheke (Heinrichsdamm 6), Apotheke am Kranen, Betten-Friedrich (Obere Königstr. 43), China Fan Imbiss You Xie (Fischstr. 9), Gasthaus Heerlein (Wildensorg), Bäckerei Loskarn (Hauptsmoorstr. 73 und Filialen), Delikatess Müller (Obere Königstr. 28), Nahkauf (Hauptsmoorstr. 71), Nah und Gut (Ottostr. 18a), Metzgerei Böhnlein (Lichtenhaidestr. 3c), Imbißstübla (Schildstr. 72), Bäckerei Seel (Lugbank), Bäckerei Postler (Lange Straße), Kapuzinerbeck (Kapuzinerstraße), Bäckerei Loskarn (Erlichstr. mit Filialen), Baumarkt toom (Geisfelder Str.), Hubertus-Apotheke (Gartenstädter Markt), Rewe-Rudel (Würzburger Str.), Metzgerei Rahmer (Gaustadter Hauptstr. 131), Eisdiele Trieste (Gaustadter Hauptstr. 94), Bamberger Genuss-Stübchen (Sandstr.), Obstladen Lugbank, Konditorei Emmi (Altenburger Str. 4), Konditorei Sonja (Geisfelder Str.), Handy-Ecke (Mittlerer Kaulberg 25), Bäckerei Sendner (Mittlerer Kaulberg 29), Laurenzi-Apotheke (Oberer Kaulberg 5), Café Stuber (Rotensteinstr.).
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Der Thüringer Wald wurde nicht deshalb untertunnelt (bzw. überbrückt), weil da ein paar Anwohner Terz gemacht haben, sondern aufgrund der Topographie. Anders wäre es dort gar nicht gegangen - ganz im Gegensatz zu Bamberg, wo es flach und der Wunsch nach einer Untertunnelung ein reines Luxusbedürfnis ist. Und die Tunnel im Thüringer Wald sind auch nicht viergleisig (oder gar noch mit einer größeren Anzahl an Gleisen ausgestattet), sondern zweigleisig.
Mein Gott, lassen sich manche Leute leicht um den Finger wickeln. Rein praktisch kann das nicht funktionieren. Vgl. km_erl . Auf dem Überschwemmungsgebiet im Bamberger Norden einen Güterbahnhof zu bauen, brächte alle Gemeinden mainabwärts gegen Bamberg auf.
Verlegung des Güterbahnhofes
Irgendwo zwischen der Bamberger Kaspar-Schulz-Straße und der Autobahn (wenn nicht gar zwischen der Autobahn und der Hallstadter Mainbrücke) müssten die Gleise für den ins Spiel gebrachten Güterbahnhof verlegt werden. Sind da schon einmal die Grundstücksbesitzer und die Stadt Hallstadt gefragt worden? Und wer glaubt allen Ernstes, dass die Genehmigung zum Auffüllen des in Rede stehenden Gebietes gegeben wird und dadurch dem Main die Möglichkeit zum Ausbreiten bei Hochwasser genommen wird, somit die mainabwärts liegenden Gemeinden gefährdet werden?
... und wer einen Bahnhof in Tieflage fordert, der kann nach Stuttgart ziehen.
Leutchen, bleibt mal realistisch: Wer soll das bezahlen? Bamberg wird für Jahre eine geteilte Stadt wie seinerzeit Berlin, und ihr beschwert euch jetzt schon über die Baustellen?
Wer solche Visionen von einem grünen Wohngürtel quer durch Bamberg hat, darf gerne woanders weiterträumen. Das ist wieder mal nur Polemik und heiße Luft.
Dann sollen die Unterstützer schon mal ihren Geldbeutel aufmachen. Zahlen sollen bitte diese Herrschaften dann und nicht der allgemeine Steuerzahler.