Schmale Radwege, Fahrraddiebe, niedriges Sicherheitsgefühl: Der ADFC-Fahrradklimatest scheint die Kritiker des Radverkehrs in Bamberg zu bestätigen.
Es ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Wieder schneidet die Stadt Bamberg beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) eher schlecht als recht ab: Note 3,9 in einer Stadt, die bei der Radlerquote in Bayern ganz vorne liegt? Es ist aber so: Mit einer knappen Vier liegt Bamberg sogar unter dem Bundesschnitt von 98 vergleichbar großen Städten und hat sich gegenüber 2014 leicht verschlechtert (3,79).
Es ist eine ganze Reihe von Kritikpunkten, die die Bilanz verhagelt: Konflikte mit Autos (4,4), die Breite der Radwege (4,8), die Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr (4,7), Fahrraddiebstahl (4,6) und ein nicht allzu ausgeprägte Sicherheitsgefühl (4,2) ziehen das Gesamturteil nach unten.
Die wenigen Stärken Bambergs können das negative Urteil kaum aufwiegen. Die Teilnehmer der Umfrage loben vor allem: Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,3), zügiges Radfahren (2,6), geöffnete Einbahnen in Gegenrichtung (2,8) und die Reinigung der Radwege (3,7).
Glaubt man den Verantwortlichen des ADFC fehlt für Bambergs Radler einfach der Rückenwind aus dem Rathaus: "Man hat den Eindruck, dass in Bamberg nicht wegen, sondern trotz der städtischen Verkehrspolitik viel geradelt wird. Ihre Bestnoten bekommt die Stadt nur in den Rubriken, zu denen sie nichts beitragen kann", spottet ADFC-Vorstandsmitglied Michael Schilling. Selbst einfach zu realisierende Maßnahmen würden stiefmütterlich behandelt. Dazu zählt Schilling das Freihalten von Radverkehrsanlagen oder das Fahrradparken in Bamberg. Hier gebe es qualitativ und quantitativ Verbesserungsbedarf.
Bald 4000 Unterschriften?
Der Klimatest fällt in eine spannende Zeit. Für den so genannten "Radentscheid Bamberg" werden seit März Unterschriften gesammelt. Mitinitiator Christian Hader geht davon aus, dass das angepeilte Ziel von 4000 Unterschriften bereits in einem Monat erreicht wird. Dann sieht Bamberg einem Bürgerentscheid entgegen. "Es ist schon ein Armutszeugnis und bezeichnend für das Niveau der hiesigen Radverkehrspolitik, wenn der Stadt, die aktuell mit 30 Prozent den höchsten Radverkehrsanteil in Bayern aufweist, ein derartiges Zeugnis ausgestellt wird", sagt Hader zum Klimatest. Vor allem das niedrige Sicherheitsgefühl der Bamberger Radfahrer müsse zu denken geben. "Das zeigt, dass die Menschen in Bamberg eine verkehrsberuhigte oder getrennt vom motorisierten Verkehr geführte Radinfrastruktur vermissen." Genau diese Schwachstellen zu beseitigen, sei das Ziel des Radentscheid.
Freilich: Die Stadtspitze glaubt nicht, dass die Fahrradstudie Bambergs Anstrengungen gerecht wird. Vom Radhaus in der Brennerstraße bis zur Gestaltung des Wilhelmsplatzes oder des neuen Radwegs am Pfisterberg sieht Baureferent Thomas Beese eine ganze Reihe von Verbesserungen. An den Zahlen des ADFC bemängelt er, dass schlechte Zensuren für "öffentliche Leihradsysteme" oder Kritik an der Rad-Mitnahme in den Bussen die wichtigen Pluspunkte Bambergs verwässert hätten. "Wer braucht Mietradsysteme und Busmitnahme, wenn das Zentrum gut und schnell zu erreichen ist? Hier werden Großstadtthemen zu stark gewichtet."
Kommentar des Autors
Radeln gegen den Kollaps
Natürlich spiegeln die Noten des Fahrradklimatests nur die halbe Wahrheit. Bamberg ist und bleibt eine radlerfreundliche Stadt.
Tausende, die sich täglich auf den Sattel schwingen, sind der beste Beweis. Diese Abstimmung mit den Füßen hat aber nur wenig mit dem zu tun, was im Rathaus entschieden wird.
Es sind gewissermaßen natürliche oder ererbte Qualitäten, die den Drahtesel hier so beliebt machen: die kurzen Wege in die Altstadt, die geniale Nord-Südverbindung am Kanal entlang ohne jede Ampel und nicht zuletzt ein vergleichsweise fahrradfreundliches Wetter mit seltenem Dauerregen.
ADFC und die Initiative Radentscheid haben dennoch Recht, wenn sie den Finger in die Wunde legen. Das relative Wohlfühlklima darf nicht den Blick darauf verstellen, dass beim Radverkehr in Bamberg immer noch vieles im Argen liegt. Viel zu lange wurden nur marginale Summen in den Radverkehr gesteckt.
Dabei nutzt die Entwicklung der Infrastruktur für Radler allen - auch den Autofahrern. In einer Stadt mit Bevölkerungszuwachs geht es gar nicht anders: Wer den Verkehrsinfarkt verhindern will, muss die Radfahrerquote steigern.
Es ist wie beim vorletzten Fahrradklimatest: Vorher rufen die Stadtoberen zur Teilnahme auf und versichern, die Ergebnisse ernstzunehmen. Hinterher heißt es, das Resultat gäbe nicht die tatsächliche Situation wieder, man wäre doch fahrradfreundlich. Wer soll die Stadt da noch ernstnehmen?
Nahezu alle Maßnahmen der Stadt "für" den fließenden Radverkehr verfolgen den Zweck, die Radler eng an den Rand zu drücken (nahezu durchgehend zu schmale Radfahr- und sogenannte "Schutz"streifen). Die begrenzende Markierung verleitet dann viele Autofahrer, beinahe ohne Sicherheitsabstand vorbeizufahren. So schafft die Verkehrsbehörde den Autofahrern auf Kosten der Sicherheit des Radverkehrs freie Bahn. Wenn etwas passiert, wäscht sie ihre Hände in Unschuld, da die Autofahrer ja Abstand halten müßten.
Auch die (baulichen) Radwege (inkl. Benutzungspflicht) waren damals, vor rund 80 Jahren, nicht mit Verkehrssicherheit begründet worden. Das zuständige Verkehrsministerium wies ausdrücklich darauf hin, daß so dem Autoverkehr freie Bahn geschaffen werden sollte. Denn die Radwege (etwas abgemildert auch die am Rand der Fahrbahnfläche markierten Fahrradspuren) mit und ohne Benutzungspflicht weisen an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstückszufahrten wie auch neben Parkstreifen ein hohes Unfallrisiko auf. Eine erkleckliche Anzahl Autofahrer ignoriert den verkehrsrechtlichen Vorrang der Radler - nicht zuletzt, weil diese sich nicht im bewußt wahrgenommenen Sichtbereich befinden. Autofahrer konzentrieren sich, je schneller, desto intensiver, auf ihre eigene Fahrspur.
Deshalb ist das Radeln auf der Fahrbahn in aller Regel sicherer - wenn denn Autofahrer auch den erforderlichen und vorgeschriebenen Abstand einhalten. Doch hier werden die Ordnungsbehörden erst tätig, wenn etwas passiert ist. Vorbeugende Aufklärung und Verkehrserziehung gegenüber Kraftfahrern? Fehlanzeige! Deren Aggressionen gegen korrekt fahrende Radler? Normalfall!
Radfahren in Bamberg ist nicht gegfährlich Aber nur wenn man,bzw.Frau auch Verkehrsregeln kennt und befollgt.
Die Stadt Bamberg hat auch einen großen Fehler gemacht. Nachdem sie einige Huinderttausend Euro ausgegeben hat um Fahrradwege zu bauen. warum? Jetzt dürfen sie fahren wo sie wollen.Warum??????? Ist das besser für die Verkehrsicherheit?? Sorry ich versteh das nicht . Kann mir jemand dieses Konzept plausibel erklären?
Jetzt fährt jeder wie er will. mir egal ich meide Bambergs Innenstadt. So spare ich Geld und Nerven.
Radfahren in Bamberg ist lebensgefährlich. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Was fehlt, sind demzufolge Hinweisschilder wie auf Zigarettenschachteln: Radfahren in der Innenstadt verursacht Hals- und Beinbruch...
So wie die Radfahrer zum Teil unterwegs sind, wundert mich das nicht.
Fehlende Handzeichen, es wird nicht geschaut sondern einfach gefahren - das alles macht es für die Radfahrer nicht besser.
Mir ist letzt auch einer fast in die Beifahrertür gefahren: Geradeausstrecke und der Radler fährt einfach ohne zu schauen vom Radweg auf die Straße runter. Selbst wenn ich gewollt hätte, bremsen hätte ich nicht mehr können, und ich war bei erlaubten 50 aufgrund der Verkehrslage eh schon nur mit 30 unterwegs. Der Radler gelang etwas ins Straucheln und hat sich gerade noch gefangen und nicht ans Auto oder auf die Straße gerummst.
Wenn jeder etwas Rücksicht nimmt und auch die diversen Regeln beachtet werden würden, wäre alles ziemlich unproblematisch.
Und genau das ist nur die halbe Wahrheit, denn Menschen machen Fehler. Eine gute Infrastruktur lindert jedoch die Folgen dieser Fehler, ganz unabhängig davon, welcher Verkehrsteilnehmer sie macht. DIE Radfahrer gibt es genauso wenig wie DIE Autofahrer - es gibt lediglich DIE Deppen, die ein bestimmtes Verkehrsmittel benutzen.