Schäden durch Graffiti in Bamberg: Sprayer war top ausgestattet

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Die Beweise verdichten sich: Schriftzüge wie dieser sprühte wohl ein 20-jähriger Student im gesamten Stadtgebiet an Wände und Oberflächen. Foto: Polizei
Die Beweise verdichten sich: Schriftzüge wie dieser sprühte wohl ein 20-jähriger Student im gesamten Stadtgebiet an Wände und Oberflächen. Foto: Polizei
Eine Vorlage für einen Schriftzug Foto: Polizei
Eine Vorlage für einen Schriftzug Foto: Polizei
 
Foto: Polizei
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Ein ganzer Karton voller Sprühdosen. Foto: Polizei
Ein ganzer Karton voller Sprühdosen. Foto: Polizei
 

Zwei Wohnsitze, zwei Hausdurchsuchungen, dann schnappt ihn die Polizei: Ein 20-Jähriger aus Sachsen hat sowohl in seiner Heimat, als auch in seiner Studienstadt Bamberg Graffitis gesprüht - mit professioneller Tarnung.

Eigentlich ist eine original Warnweste der Deutschen Bahn in Signalfarben alles andere als eine gute Tarnung. Es sei denn, man möchte sich Zugang zum Bahngelände verschaffen, um dort illegal Schriftzüge auf Gegenstände und Züge zu sprühen.

Einen Tatablauf, den Christopher Rosenbusch, Sprecher der Bamberger Staatsanwaltschaft, so noch nicht bestätigt. Doch der Schluss liegt nahe. Neben den Westen fand die Polizei bei der Wohnungsdurchsuchung noch weitere Beweismittel: Sprühdosen, Vorlagen für "Tags" - sozusagen die Zeichen der Sprayer -, wasserfeste dicke Filzstifte und farbenverschmierte Kleidung.

Interessant: Die Beamten durchsuchten zeitgleich die Wohnung im Heimatort des 20-Jährigen bei Dresden, und seinen Zweitwohnsitz hier in Bamberg. Er wird verdächtigt, seit Oktober 2014 Privatanwesen und öffentliche Gebäude der Stadt sowie der Deutschen Bahn beschmiert zu haben. Schaden: Rund 20.000 Euro.

Etliche Schmierereien im Stadtgebiet
Betroffen waren zum Beispiel das Rathaus Geyerswörth, Parkhäuser, Geländer, Ampeln, aber auch Gebäude der Post oder der Telekom - und etliche Verteilerkästen, wie Polizeihauptkommissar Michael Scharf, der Sachbearbeiter, aufzählt. Auch die Nonnen- und die Kettenbrücke seien beschmiert worden.

Generell befinde man sich in Sachen Graffiti in Bamberg noch "auf der Insel der Seligen", beschreibt Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar die Situation. Allerdings: "Auch in Bamberg haben die Schäden durch Graffitis zugenommen, da entsteht teilweise echter Schaden." Sie spricht von einem "fünfstelligen Betrag", den die Stadt pro Jahr aufwenden muss. Doch ihr ist wichtig: Man dürfe nicht einfach alle Sprayer kriminalisieren. In Bamberg gebe es eine aktive Graffiti-Szene, für die beispielsweise Teile einer Bamberger Brücke freigegeben seien.

Bei dem jungen Studenten aus Sachsen war das anders. Ihm wird Sachbeschädigung in 71 Fällen vorgeworfen. Er soll unter anderem die Schriftzüge "SAET", "KECK", "AFO" und "Liebe" gesprüht haben. Maximal erwarten den jungen Mann laut Staatsanwalt Rosenbusch bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe. Es könne aber auch auf eine Geldstrafe hinauslaufen, und: Möglicherweise kommt Jugendstrafrecht zur Anwendung, weil der Täter erst 20 Jahre alt ist.

Schon in Sachsen hohen Schaden angerichtet
Dieser hat in Sachsen rund 23.000 Euro Schaden angerichtet, dort vor allem in der Umgebung von öffentlichen Nahverkehrsmitteln, wie von der Sächsischen Zeitung zu erfahren war.

Doch wie fanden die Ermittler heraus, dass es Parallelen zwischen Dresden und Bamberg gibt? "Aufgrund des Hinweises einer anderen Dienststelle", sagt Sachbearbeiter Michael Scharf in Bamberg. Staatsanwalt Rosenbusch erläutert dazu: Bei der Polizei existiere eine Datenbank, in der solche Graffiti-Tags gespeichert würden. Ein Beamter habe den Computer nach ähnlichen Tags durchsucht und sei so auf die Spur des jungen Sachsen gekommen.

Dieser hat gegenüber der Polizei keinerlei Angaben gemacht, kein Geständnis, kein Motiv. Wird er für seine Taten verurteilt, muss er wohl für den verursachten Sachschaden aufkommen. Ansonsten können die Geschädigten immer noch versuchen, ihre Kosten selbst einzuklagen. Die Privatleute bekommen demnächst Post von der Polizei, in der über das weitere Vorgehen informiert wird. Apropos Privatleute: Wer eine graue Betonwand oder Garage verschönern lassen möchte, kann diese Fläche ganz offiziell für Graffiti-Sprayer freigeben, merkt Ulrike Siebenhaar von der Stad an.