Sanierung der Schlachthofgaststätte: Mieter sorgen sich um Wohnungen

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Im Haus der ehemaligen Schlachthofgaststätte befinden sich im rechten Gebäudeteil auch Wohnungen. Foto: Matthias Hoch
Im Haus der ehemaligen Schlachthofgaststätte befinden sich im rechten Gebäudeteil auch Wohnungen.  Foto: Matthias Hoch

Die Stadt möchte das Gebäude der ehemaligen Schlachthofgaststätte sanieren. Einige Mieter fürchten nun um ihre Wohnungen.

Andrea Reinhold redet ruhig und besonnen, trotzdem ist sie verunsichert: "Wir wissen nicht, wie lange wir hier noch wohnen dürfen", sagt die Mieterin im Anwesen an der Lichtenhaidestraße. Der Mietvertrag wurde gerade um ein weiteres Jahr bis Ende 2017 verlängert. Schon bei ihrem Einzug vor vier Jahren wusste sie: Irgendwann steht eine Sanierung an, deswegen gab es seitdem nur befristete Verträge.

Die Mutter dreier Kinder wohnt in einem denkmalgeschützen Gebäude am städtischen Schlachthof, in dessen Erdgeschoss sich ehemals eine Gaststätte befunden hatte.
Doch was passiert da gerade? Stadt-Sprecher Steffen Schützwohl bestätigt: Es gibt Gespräche mit "einem im Schlachthof angesiedelten Unternehmen", das relativ konkrete Vorstellungen für die ehemalige Schlachthofgaststätte haben soll. Der Gastraum im Erdgeschoss ist wohl für Schulungs- und Präsentationszwecke gedacht, ein Teil des ersten Obergeschosses für Büroräume.

Voraussetzung ist eine Generalsanierung des maroden Hauses. Für den linken Teil des Komplexes - die Gaststätte - könnte dieses Jahr schon etwas vorangehen. Im rechten Teil, in dem derzeit zwölf Menschen zur Miete wohnen, wird sich vor 2018/2019 wohl nichts tun, wie Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar sagt. Trotzdem herrscht Unruhe unter den Mietern. Wie Andrea Reinhold berichtet, habe man von dem Ansinnen erst durch die Sitzungsunterlagen aus dem Finanzsenat erfahren, die auf der Internetseite der Stadt öffentlich einsehbar sind. Dort ist unter anderem von einer "fristgerechten" und "sozialverträglichen" Kündigung der Mietverhältnisse die Rede, um einen für die Sanierung notwendigen Leerstand zu erreichen.

"Wir Bewohner haben daraufhin eine Rundmail an die Stadträte geschrieben, da wir noch keinerlei Informationen von der Stadt hatten." Kurz darauf trudelt eine Pressemitteilung der Grün-Alternative Liste im Postfach der Lokalredaktion ein: Die GAL bringe den Beschluss aus dem Finanzsenat mithilfe der Geschäftsordnung des Stadtrats und mit Unterstützung von Bamberger Allianz (BA) und Bamberger Bürger-Block zur nochmaligen Überprüfung in den Stadtrat, heißt es dort. Das Thema kommt wohl in den nächsten Wochen erneut auf die Tagesordnung. Während Dieter Weinsheimer (BA) in erster Linie wissen möchte, "was die Sanierung für die betroffenen Mieter bedeutet", hat die GAL gleich mehrere Kritikpunkte: Eine kulturelle Nutzung der Schlachthofgaststätte sei zu prüfen, zudem gebe es über die Sanierungskosten des Hauses "nicht einmal eine Schätzung". Auch sei unklar, ob die Wohnungen nach der Sanierung wieder preisgünstig vermietet würden. Schließlich sei unbekannt, "wie die Stadtverwaltung eine ,sozialverträgliche' Entmietung plane, heißt es in der Mitteilung.


Stadt wehrt sich gegen Kritik

Die Stadt hält dagegen: Nach Vorbesprechung im Ältestenrat und dort eingeholter einstimmiger Zustimmung sei man frühzeitig in den Finanzsenat gegangen, um eine demokratische Grundsatzentscheidung für das Sanierungsprojekt einzuholen. Diese wurde im Senat einstimmig gegeben, erläutert Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar.

Die Planungen würden jetzt überhaupt erst losgehen. Deswegen könne man noch gar keine Schätzung zu den Sanierungskosten abgeben. Alle Mieterinnen und Mieter werde man zu individuellen Gesprächen eingeladen. Die Stadt wolle während der Sanierungsphase für Ersatz-Wohnungen im Besitz der Stadtbau oder städtischer Stiftungen sorgen. "Niemand muss befürchten, plötzlich ohne Wohnung da zu stehen." Siebenhaar weiter: Die Wohnungen sollen Wohnungen blieben.
Die Höhe der Miete hängt laut Steffen Schützwohl auch vom Grad der Sanierung ab. Wenn man etwa die Heizungsanlage den heutigen Anforderungen anpasse, sei es durchaus möglich, dass die Miete steigt. "Aber es wird keine Luxussanierungen geben."

Trotzdem ist Mieterin Andrea Reinhold skeptisch: "Wir sind besorgt, dass wir nach der Sanierung alle doppelt so viel zahlen müssen." Die Einkommen im Haus seien generell nicht so hoch, "deswegen nehmen wir das hier ja alles in Kauf". Sie spricht von einem "verlodderten" Treppenhaus, zugigen Fenstern, Schimmel oder Wasserschäden durch undichte Stellen im Dach. Dennoch: "Ich möchte wahnsinnig gerne hier wohnen bleiben. Wir mögen uns alle in der Hausgemeinschaft."

Dass die Mieterin aktuell mit ihren Kindern bei ihrer Mutter untergekommen ist, hängt mit dem Brand eines Holzofens in der Nachbarwohnung zusammen. Das Feuer hat vergangenen Samstag auch Reinholds Räume stark in Mitleidenschaft gezogen.