Rücksichtsloses Bauen im Bamberger Berggebiet?

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Bernhard Köppl, Gisela Rogatti, Ulrike Köppl und Petra Löblein sitzen auf der Terrasse des Hauses Würzburger Straße 4a. Dahinter erhebt sich der Neubau, gegen dessen Genehmigung durch die Stadt sie klagen. Foto: Barbara Herbst
Bernhard Köppl, Gisela Rogatti, Ulrike Köppl und Petra Löblein sitzen auf der Terrasse des Hauses Würzburger Straße 4a. Dahinter erhebt sich der Neubau, gegen dessen Genehmigung durch die Stadt sie klagen. Foto: Barbara Herbst
Vorher: Oberhalb des noch unbebauten Gartens sieht man links das Haus Würzburger Straße 4, in dem Familie Rogatti wohnt.
Vorher: Oberhalb des noch unbebauten Gartens sieht man links das Haus Würzburger Straße 4, in dem Familie Rogatti wohnt.
 
Gisela Rogatti schaut aus dem Obergeschoss ihrer Maisonettewohnung auf den Neubau. Foto: Barbara Herbst
Gisela Rogatti schaut aus dem Obergeschoss ihrer Maisonettewohnung auf den Neubau. Foto: Barbara Herbst
 
Der umstrittene Bau entsteht auf einem Hang zwischen Artur-Landgraf-Straße (Vordergrund) und Würzburger Straße (oben).
Der umstrittene Bau entsteht auf einem Hang zwischen Artur-Landgraf-Straße (Vordergrund) und Würzburger Straße (oben).
 
Nachher: Die Aufnahme zeigt den Neubau aus der Perspektive der Anrainer in der Artur-Landgraf-Straße. Foto: Barbara Herbst
Nachher: Die Aufnahme zeigt den Neubau aus der Perspektive der Anrainer in der Artur-Landgraf-Straße.  Foto: Barbara Herbst
 
Vor allem gegen die Genehmigung einer Aufschüttung richtet sich der Protest der Anrainer.Foto: Barbara Herbst
Vor allem gegen die Genehmigung einer Aufschüttung richtet sich der Protest der Anrainer.Foto: Barbara Herbst
 
Das ist der Weg, der die Grundstücke trennt. Foto: Barbara Herbst
Das ist der Weg, der die Grundstücke trennt. Foto: Barbara Herbst
 

Anlieger der Würzburger Straße und der Artur-Landgraf-Straße fühlen sich durch einen Neubau beeinträchtigt. Wegen eines Fußwegs, der sie vom betreffenden Grundstück trennt, waren sie am städtischen Genehmigungsverfahren nicht beteiligt.

"Man wird als Mimose hingestellt, als ob man nur auf seine Aussicht pocht!", ärgert sich Gisela Rogatti. Sie sitzt mit Petra Löblein und deren Nachbarn Ulrike und Bernhard Köppl aus der Artur-Landgraf-Straße auf der Terrasse ihrer Wohnung Würzburger Straße 4a. Gegenüber wächst ein Rohbau in die Höhe - zum Greifen nah. Ein schmaler Fußweg trennt den Zaun ihres Freisitzes von den noch immer in die Höhe wachsenden Mauern.

Und doch war das Ehepaar Rogatti nicht am Baugenehmigungsverfahren der Stadt beteiligt. Ebenso wenig wie die Familien Köppl und Löblein sowie Kokott-Wenderoth, die alle unterhalb des Neubaus wohnen und sich davon ebenfalls in ihrer Wohn- und Lebensqualität beeinträchtigt fühlen.

Anwohner fühlen sich durch den Neubau beeinträchtigt

Der städtische Baureferent Thomas Beese bestätigt auf Nachfrage, dass die genannten Grundstücksbesitzer tatsächlich nicht von der Stadt beteiligt und informiert wurden. Der Grund: Sie seien im Sinne des Baurechts keine Nachbarn, weil ihre Grundstücke nicht direkt an das grenzen, auf dem gebaut wird. Dazwischen liegt jeweils der schmale Fußweg, der sich von der Laurenzistraße hinunter zur Artur-Landgraf-Straße schlängelt. Er rahmt das bewusste Hanggrundstück an drei Seiten.

Was darauf seit Mai passiert, beobachten die genannten Familien seither mit wachsender Empörung und Fassungslosigkeit.

Die Unterlieger sehen sich auf der Rückseite ihrer Gärten und Häuser mit einem mehrere Meter hohen Wall konfrontiert. "Wenn ich unser Badezimmer, das Büro oder Schlafzimmer betrete, denke ich mir jedes Mal das kann doch nicht wahr sein, so surreal ist das!", sagt Ulrike Köppl.

"Als ob man uns die Giechburg vor die Nase gebeamt hätte", versucht Petra Löblein in Worte zu fassen, wie sie den Blick von unten auf die "monströse Stützmauer" empfindet. Und fügt hinzu: "Dabei will ich nichts gegen die Giechburg gesagt haben."

Wegen der Aufschüttung reicht der Neubau schon im unfertigen Zustand bis auf die Höhe der Häuser, die im Westen die Würzburger Straße begrenzen.

Rücksichtslose Planung?

Nie hätten sie gedacht, dass die Stadt ein Vorhaben wie dieses absegnen würde, sagen unsere Gesprächspartner. Wo, so fragen sie, bleibe die Rücksichtnahme auf die Umgebung?

Mehrfach hätten sie sich in den vergangenen Monaten an die Stadtverwaltung und an Stadträte gewandt mit der Bitte, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Aber es habe niemand reagiert. Deshalb wandten sie sich Hilfe suchend an die Lokalredaktion. Sie wollen ihren "Fall" öffentlich machen und warnen: "Heute sind wir die Betroffenen, morgen vielleicht schon andere."

Sie verstünden ja, dass die neuen Nachbarn in ihrem Haus möglichst viel Licht und Sonne haben möchten. Aber dasselbe Recht reklamieren die Alt-Anlieger für sich. Auch die Aufschüttung macht ihnen Angst; sie haben Sorge, dass die Erdmassen eines Tages in ihre Gärten rutschen könnten.

Bernhard Köppl vermutet, dass man in Bauamt und Stadtrat die Auswirkungen des Baus auf die Umgebung nicht vor Augen hatte, als man sich mit der Planung befasste. Genau das würde er von der Stadtverwaltung aber erwarten. Nicht alles, was genehmigungsfähig sei, müsse auch genehmigt werden, betont der Bamberger. Er scheint überzeugt: In jener Landkreis-Gemeinde, in der er Geschäftsleiter ist, wäre ein vergleichbares Projekt nicht genehmigt worden.

Bambergs Baureferent Beese vertritt einen anderen Standpunkt. Wenn ein Bauherr auf seinem Plan beharrt und dieser genehmigungsfähig ist, dann habe er das Recht, so zu bauen. Das sei hier der Fall gewesen.

Der Bausenat habe das Vorhaben im März 2012 ohne Gegenstimmen beschlossen. Wie er weiter sagt, sei man Beschwerden aus der Umgebung durchaus nachgegangen. Die Vorwürfe seien "gewissenhaft geprüft", aber weder Verfahrensfehler noch Nachbarrechtsverletzungen festgestellt worden. Auf einem anderen Blatt steht nach Beeses Worten, ob ein Bauherr gut beraten ist, wenn er so baut, dass sich Leute in der Nachbarschaft vor den Kopf gestoßen fühlen.

Deren Zorn richtet sich dennoch in erster Linie gegen die Kommune als Genehmigungsbehörde. Bernhard und Ulrike Köppl haben inzwischen eine Klage zum Verwaltungsgericht Bayreuth eingereicht - auf "Beseitigung eines rechtswidrigen Vorhabens", was im Extremfall den Abbruch des Neubaus bedeuten würde.

Rechtswidrig ist der Bau aus Sicht der Kläger, weil er nicht in allen Punkten der Genehmigung entspreche. Das geht aus einem Schreiben der Stadt an das Verwaltungsgericht hervor, das der Lokalredaktion vorliegt. Beese bestätigte auf Nachfrage die anhängige Klage. Mit Hinweis auf das laufende Verfahren nahm er zum Inhalt aber nicht Stellung.