Raumwunder auf kleinem Raum

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Vier Köpfe zählt Familie Bergrab. Von links: Kasimir, Carolin, Clemens und Michael vor ihrem neuen Haus Fotos: Matthias Hoch
Vier Köpfe zählt Familie Bergrab. Von links: Kasimir, Carolin, Clemens und Michael vor ihrem neuen Haus Fotos: Matthias Hoch
Das alte Tropfgütlein in Blau. In einigen Jahren möchte Michael Bergrabs Vater dort einziehen.
Das alte Tropfgütlein in Blau. In einigen Jahren möchte Michael Bergrabs Vater dort einziehen.
 
Michael Bergrab vor zwei Jahren, als seine Baustelle in vollem Gang war und er nicht nur mit dem Wahlkampf beschäftigt war
Michael Bergrab vor zwei Jahren, als seine Baustelle in vollem Gang war und er nicht nur mit dem Wahlkampf beschäftigt war
 

Michael Bergrab, jüngster Bürgermeister Deutschlands, hat sich in Lisberg seinen Traum erfüllt und ist in das Anwesen seiner Vorfahren eingezogen.

Die grüne Wiese hat ihn nie gereizt: Michael Bergrab, erst 24 Jahre alt und schon über zwei Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Lisberg, hat sein neues Haus nicht an den Ortsrand gebaut. Er wollte mit seiner Familie, zu der Ehefrau Carolin und die Söhne Clemens und Kasimir gehören, im Anwesen seiner Vorfahren leben.


Aus dem 17. Jahrhundert

Das Anwesen aber ist nicht groß: ein Häuschen - ein früheres "Tropfgütlein" jüdischer Siedler aus dem 17. Jahrhundert und Einzeldenkmal - mit schlechter Bausubstanz auf einer Art Verkehrsinsel zwischen Hauptstraße und Brunnenweg plus das angrenzende kleine Grundstück, auf dem der Großvater von Michael Bergrab seine kleine Schreinerei betrieben hat.

Quadratmeter? Weiß Bergrab gerade nicht. Ist auch egal. Dass er im Neubau ein Raumwunder geschaffen hat, wird bei einem Rundgang sichtbar.
Und das alte Häuschen? Wartet noch auf seine Sanierung. In einigen Jahren, wenn Vater Josef-Friedrich Bergrab in Ruhestand geht, wird auch das Tropfgütlein renoviert und zum Alterssitz für den Papa ausgebaut sein. Dann werden drei Generationen unter einem Dach leben, wie sich die junge Familie das gewünscht hat.

Das gemeinsame Bauprojekt von Vater und Sohn fand im Landratsamt viel Beachtung und bei der damaligen Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt so viel Anerkennung, dass es als ein Beispiel in die Ausstellung "Bauen mitten im Dorf" aufgenommen worden ist. Diese tourt durch verschiedene Landkreis-Gemeinden.


Sonne macht das Wasser heiß

Bergrabs Bauprojekt findet sich unter dem Kapitel "Maßnahmen auf unattraktiven Grundstücken" - wie auch das Anwesen Alte Dorfstraße 1 in Geisfeld, das wir in unserer Ausgabe vom 6. September vorgestellt haben. Beide sind Vorbilder dafür, wie auch auf kleinen, engen Grundstücken in alten Dorfkernen Wohnraum geschaffen werden kann, der modernen Ansprüchen gerecht wird.

Bei Familie Bergrab sind das drei helle, mit viel Holz ausgestattete Wohnetagen, eine große Terrasse, ein praktischer Keller, eine Pelletsheizung, auf dem Dach eine 7 Quadratmeter große Solaranlage, die von April bis Oktober ohne weitere Energiekosten für heißes Wasser sorgt und - als Reminiszens an die Familientradition - eine kleine Schreinerwerkstatt genau an jener Stelle, an der schon der Großvater seine Tischlerei betrieben hat. Genutzt wird sie von Vater und Sohn, die gemeinsam die Küchenmöbel und anderes mehr für das neue Haus gebaut haben.

Als Bürgermeister will Michael Bergrab mit dem Neubau und der Sanierung der Häuser Hauptstraße 11a und 11 ein Beispiel für andere Bauwillige geben und sie auf die Schönheit der architektonischen Schätze aufmerksam machen, die in unseren Dörfern oft keine Zukunft mehr haben. Die vielen verlassenen alten Bauernhäuser in den Ortschaften des Landkreises sind inzwischen ein großes Problem - sofern sie überhaupt noch stehen. Verlassen und ungeliebt verwahrlosen sie und verfallen sie bis schließlich nur der Abriss übrig bleibt. Dass damit endlich Schluss sein möge, ist ein Anliegen der aktuellen Ausstellung. Zur Zeit und bis Ende September ist sie im Scheßlitzer Rathaus zu sehen.